Kardosch-Sänger

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Die Kardosch-Sänger

Die Kardosch-Sänger waren ein Vokalensemble der frühen 1930er-Jahre im Stil der Comedian Harmonists und der amerikanischen Revelers. Hervorgegangen waren sie aus dem Abel-Quartett.[1]

Geschichte

Gründer der Gruppe war der Pianist und Arrangeur István Kardos (in Deutschland genannt Stephan Kardosch), weitere Mitglieder waren Zeno Coste (Erster Tenor), Rudi Schuricke (Zweiter Tenor), Fritz Angermann (Bariton) und Paul von Nyíri (Bass).

István Kardos wurde am 6. Juni 1891 in Debrecen (Ungarn) geboren.[2] Nachdem er 1913 an der Musikakademie in Budapest sein Diplom als Komponist erhalten hatte, war er als Pianist und Kapellmeister in Debrecen, Budapest und Bern tätig. Anschließend ging er nach Berlin und übernahm dort im September 1929 Jahre das Abel-Quartett das von nun an überwiegend unter dem Namen Five Songs fungierte. Im Mai 1932 gründete Kardos seine eigene Gruppe, die Kardosch-Sänger.[3] Zum ersten Mal in Erscheinung trat die Gruppe in dem Film „Ja,treu ist die Soldatenliebe“ im Sommer 1932[4], allerdings ist von der endgültigen Besetzung nur Bass Paul von Nyiri zu erkennen. Erste Plattenaufnahmen der Gruppe entstanden im August 1932 in Berlin mit dem Tanzorchester Hans Schindler für Telefunken.[5] Zu diesem Zeitpunkt bestand das Quartett aus Nyiri, Coste, Angermann und einem namentlich nicht bekannten zweiten Tenor. Rudi Schuricke kam ein Jahr nach Gründung der Gruppe als zweiter Tenor hinzu.

Die Kardosch-Sänger absolvierten Tourneen in Dänemark und in den Niederlanden, Rundfunkauftritte in Kopenhagen, Hilversum, Frankfurt und Berlin[6] sowie Konzerte in ganz Deutschland. Von November 1932 bis April 1933 waren sie für die Eduard Künneke Operette Glückliche Reise am Theater am Kurfürstendamm engagiert.[7] Zwischen 1932 und 1935 nahmen sie etwa 80 Stücke für Telefunken, Odeon und die Deutsche Grammophongesellschaft auf. Auf manchen Platten traten die Kardosch-Sänger unter den Namen „Die Idealisten“[8] oder als „Singing Jokers“[9] auf.

Die Gruppe war in den Jahren 1932 und 1933 an mehreren Filmproduktionen beteiligt, die aber größtenteils nicht erhalten sind.[10] In dem Film Roman einer Nacht[11] aus dem Jahr 1933 traten sie sichtbar als Sänger in einer Ballszene auf. Neben Zeno Coste, Fritz Angermann und Paul von Nyiri sieht man den namentlich nicht bekannten Vorgänger Rudi Schurickes.

Ab Dezember 1933 waren sie am Wintergarten Berlin engagiert, 1934 und 1935 waren sie mehrere Monate lang mit Willy Reichert auf Tournee, außerdem tourten sie auch mit Barnabas von Géczy und seinem Orchester.

Am 29. November 1935 machte die Gruppe ihre letzten Aufnahmen: „Sie trägt ein kleines Jäckchen in blau“ und „Ich schwöre nur auf Liese“, erschienen auf Odeon O-25603.[5] Kardos und seine Frau waren beide jüdischer Herkunft, Nyiri war mit einer Jüdin verheiratet, so dass beide wegen der Nürnberger Gesetze Berlin verließen. Coste blieb zunächst noch in Deutschland, wo er als Sänger und Kleindarsteller tätig war, bevor er Ende der 30er Jahre in seine Heimat Rumänien zurückkehrte, wo er als Ingenieur arbeitete und nebenberuflich als Solo-Sänger in verschiedenen Chören auftrat. Fritz Angermann (* 5. Februar 1906 in Leipzig) arbeitete ebenfalls als Sänger in Berlin und spielte in dem Film Wunschkonzert (1940) einen Militärarzt;[12] er starb 1944. Rudi Schuricke wurde Mitglied der Spree-Revellers und gründete Ende 1936 das Schuricke-Terzett.[13] István Kardos kehrte nach Ungarn zurück und lehrte von 1949 bis 1957 als Dozent an der Musikakademie in Budapest und von 1952 bis 1963 an der Theater- und Filmhochschule. Er komponierte verschiedene Chorwerke, Kammermusik, und symphonische Werke,[14] und übersetzte Opern und Lieder aus verschiedenen Sprachen. Er starb am 22. Dezember 1975.[14]

Diskografie

Originalaufnahmen auf Schellackplatte 1932–1935

https://kardosch-saenger.de/die-musik/originalaufnahmen

Wiederveröffentlichungen (LP und CD)

  • Im Rhythmus Der Freude – Folge 2 Du Sollst Mein Glücksstern Sein (LP, 1986), darauf Sensation am Broadway
  • Schlagerperlen Aus Der Schellack-Zeit (5 CD-Box-Set, 1997), darauf auf CD 1 track 6: Du, Du, Dudl, Du, Du
  • Capriolen. Peter Kreuder und seine Solisten (CD, 2000), darauf track 2: Sensation am Broadway
  • Eduard Künneke: Oh Gott, wie sind wir vornehm: Ein Komponistenportrait (CD, 2001), track 15: Warum, weshalb, wieso
  • Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben – Deutsche Original-Tonfilmschlager Volume 15 (CD, 2002), darauf die Kardosch-Sänger mit zwei tracks (18 und 19): Dir möchte ich mich gerne anvertrauen (mit Louise Gordan) und Käti
  • Die Schönsten Deutschen Tonfilm Schlager Von 1929 Bis 1956. Volume 13 – 16 (4 CD-Box-Set, 2002), darauf auf CD 3 track 19: Käti!
  • Deutsche Schlager (10 CD Box-Set, 2005), darauf CD 3, track 17: Warum, Weshalb, Wieso und CD 4, track 4: Wenn Der Bobby Und Die Lisa
  • Was kann der Sigismund dafür. Tonfilmschlager, Vol. 5 (CD, 2006), darauf track 10: Käti
  • Wir flüstern – Gesangsgruppen 1927 bis 1937 (CD, 2009), darauf Track 16: Die Sonja vom Ural
  • Die Schlager des Jahres 1933 (2 CDs, 2012), darauf auf CD 2, track 12: Warum, Weshalb, Wieso
  • Berlin Swings, Vol. 28. Die goldene Ära deutscher Tanzorchester (CD, 2013), track 13: Ohne Dich ist die ganze Welt für mich ohne Sonne
  • Beim 5-Uhr-Tee im Strandcafé. Adalbert Lutter. Originalaufnahmen 1932 bis 1943 (CD, 2013), darauf track 3: Du du dudl du du
  • Schlager Rallye (1920 – 1940) – Folge 6 (CD, 2013), darauf track 15: Guten Abend schöne Frau, track 18: Wissen Sie schon und track 20: In Turkestan
  • Ein Lied geht um die Welt. Originalaufnahmen 1933 (CD, 2013), darauf track 12: Warum, weshalb, wieso?
  • Sensation am Broadway. Schlager Und Tanzmusik der Telefunken 1935 – 1936 (CD, 2013), darauf track 1: Sensation am Broadway
  • Rivalen Der Comedian Harmonists. Warum, Weshalb, Wieso? (CD, 2014) Die Kardosch-Sänger sind darauf mit sieben Tracks vertreten (Dir möcht‘ ich mich gerne anvertrau'n, Warum, weshalb, wieso?, Wissen Sie schon?, Guten Abend, schöne Frau, Käti!, In Turkestan, Wenn der Bobby und die Lisa)
  • Die Schlager Des Jahres 1935 (2 CDs, 2014), darauf auf CD 1, track 23: Sensation Am Broadway
  • Als Der Schlager Laufen Lernte (10 CD-Box-Set, 2014), darauf CD 4, track 7: Warum, Weshalb, Wieso und CD 5, track 3: Wenn Der Bobby Und Die Lisa
  • Die Schlagerparade der 30er Jahre (2 CDs, 2015), CD 1, track 23: Sensation Am Broadway

Filmografie

Literatur

Wolfgang Schneidereit: Discographie der Gesangsinterpreten der leichten Muse von 1925 bis 1945 im deutschsprachigen Raum. Eine Discographie mit biographischen Angaben in 3 Bänden. Band 2: Kirsten Heiberg bis Ethel Reschke

Hörbeispiele (Auswahl)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Berthold Leimbach (Hrsg.): Tondokumente der Kleinkunst und ihrer Interpreten 1898–1945. Göttingen 1991, Stichwort: Die Abels Sänger.
  2. István Kardos – Die Kardosch-Sänger. Abgerufen am 18. Oktober 2021 (deutsch).
  3. Die Geschichte – Die Kardosch-Sänger. Abgerufen am 18. Oktober 2021 (deutsch).
  4. Ja, treu ist die Soldatenliebe | filmportal.de. Abgerufen am 26. Februar 2022.
  5. a b Diskografie der Kardosch-Sänger – Die Kardosch-Sänger. Abgerufen am 18. Oktober 2021 (deutsch).
  6. Rudolf Müller: Chronik eines bürgerlichen Lebens in Nürnberg: Teil 1: 1931 bis 1939 (Kriegsanfang). Books on Demand, 2018, ISBN 978-3-7528-5366-7 (google.de [abgerufen am 5. Dezember 2020]).
  7. Vorwärts - Morgenausgabe Nr. A268 20.11.1932. In: Historische Presse der deutschen Sozialdemokratie online. Friedrich-Ebert-Stiftung, abgerufen am 26. Februar 2022.
  8. Morgen muss ich fort von hier, Die Kardosch-Sänger (als "Die Idealisten"). Abgerufen am 15. April 2021 (deutsch).
  9. Singing Jokers (w. Oscar Joost) - Wir tanzen Weltschlager. Abgerufen am 15. April 2021 (deutsch).
  10. Filmografie der Kardosch-Sänger – Die Kardosch-Sänger. Abgerufen am 18. Oktober 2021 (deutsch).
  11. a b Roman einer Nacht (1933) - IMDb. Abgerufen am 19. November 2020.
  12. Fritz Angermann | filmportal.de. Abgerufen am 19. November 2020.
  13. Schuricke-Terzett - Grammophon und Schellackplatten Portal 78rpm. Abgerufen am 14. November 2020.
  14. a b Kardos István. Eintrag im Magyar életrajzi lexikon. In: Arcanum Digitheca. Abgerufen am 16. Februar 2021 (ungarisch).
  15. https://kardosch-saenger.de/wp-content/uploads/2021/10/DSCI1720-_3-744x1024.jpg
  16. Hans Behrendt: Keinen Tag ohne Dich. Pheobus Film, 17. Februar 1933, abgerufen am 18. Oktober 2021.