Grävenwiesbach

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Wappen Deutschlandkarte
Grävenwiesbach
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Grävenwiesbach hervorgehoben

Koordinaten: 50° 23′ N, 8° 27′ O

Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Hochtaunuskreis
Höhe: 296 m ü. NHN
Fläche: 43,15 km2
Einwohner: 5411 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 125 Einwohner je km2
Postleitzahl: 61279
Vorwahl: 06086
Kfz-Kennzeichen: HG, USI
Gemeindeschlüssel: 06 4 34 004
Gemeindegliederung: 6 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Bahnhofsweg 2a
61279 Grävenwiesbach
Website: graevenwiesbach.de
Bürgermeister: Roland Seel (CDU)
Lage der Gemeinde Grävenwiesbach im Hochtaunuskreis
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Über dieses Bild

Grävenwiesbach ist eine Gemeinde mit 5411 Einwohnern (31. Dezember 2021) im hessischen Hochtaunuskreis im Regierungsbezirk Darmstadt.

Geographie

Geographische Lage

Das Grävenwiesbacher Gemeindegebiet liegt in 240 bis 500 m ü. NN im östlichen Hintertaunus, nördlich des Taunushauptkamms. Nächste größere Städte sind Wetzlar (20 Kilometer) im Norden, Limburg an der Lahn (32 Kilometer) im Westen und Frankfurt am Main (40 Kilometer) im Süden.

Nachbargemeinden

Ortsteil Hundstadt

Grävenwiesbach grenzt im Norden an die Gemeinden Weilmünster (Landkreis Limburg-Weilburg) und Waldsolms (Lahn-Dill-Kreis), im Osten an die Städte Butzbach (Wetteraukreis) und Usingen (Hochtaunuskreis), im Süden und Westen an die Gemeinde Weilrod (beide im Hochtaunuskreis).

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Grävenwiesbach umfasst neben dem Kernort selbst fünf Ortsteile.

Ortsteil Wappen Einwohner Entfernung Richtung
Heinzenberg Wappen von Heinzenberg 413 3,9 km WSW
Hundstadt Wappen von Hundstadt 861 2,1 km OSO
Laubach Wappen von Laubach 643 3,6 km SW
Mönstadt Wappen von Mönstadt 392 2,2 km W
Naunstadt Wappen von Naunstadt 390 1,5 km SSW

Geschichte

Grävenwiesbach wurde im Jahre 1280 als Wiesinbach erstmals urkundlich erwähnt, eine weitere historische Namensform ist Grebenwiesbach (1493).[2]. Seit 1326 gehörte der Ort zur Grafschaft, später Fürstentum Nassau-Weilburg, mit dem es 1806 zum neu geschaffenen Herzogtum Nassau kam. 1866 wurde Grävenwiesbach preußisch.

Bis 1925 und für mindestens 200 Jahre wurde der Jüdische Friedhof Grävenwiesbach als Grablege für jüdische Gemeindeglieder genutzt.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen schlossen sich am 31. Dezember 1971 die Gemeinden Grävenwiesbach, Heinzenberg, Hundstadt, Laubach, Mönstadt und Naunstadt freiwillig zur Gemeinde Grävenwiesbach zusammen.[3] Für das Gebiet der sechs früheren Gemeinden wurden per Hauptsatzung jeweils Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher errichtet. Die Grenzen der Ortsbezirke sind nicht besonders definiert und folgen daher den seitherigen Gemarkungsgrenzen.

Sehenswürdigkeiten

Evangelische Kirche

Auf dem Plateau eines Hügels liegt die nach allen Himmelsrichtungen gut sichtbare evangelische Kirche Grävenwiesbach. Sie wurde 1737/38 im klassizistischen Stil erbaut und überrascht mit ihrer für eine Dorfkirche ungewöhnlichen Größe, mit ihrer Schlichtheit und Innenraumaufteilung.

Katholische Kirche St. Konrad

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen in Folge der Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950 viele Katholiken in das bis dahin weitaus überwiegend protestantische Grävenwiesbach. 1946 wurden 546 Katholiken im Ort gezählt. Daher entstand der Wunsch nach einer katholischen Kirche. Im November 1952 wurde der Grundstein gelegt, am 12. November 1953 erfolgte die Weihe als Konradskirche. Die 21 Meter lange und 11 Meter breite Kirche war ein Pavillongebäude mit Chor, hingegen ohne Turm. Der Gedanke hinter dieser schlichten Form war die mögliche Nachnutzung als Scheune, nachdem die Heimatvertriebenen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt wären. 1979 wurde Grävenwiesbach selbstständiges Pfarrvikariat.[4]

Politik

Gemeindevertretung

Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[5] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[6][7][8]

Sitzverteilung in der Gemeindevertretung 2021
     
Insgesamt 23 Sitze
Parteien und Wählergemeinschaften 2021 2016 2011 2006 2001
% Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze
FWG Freie Wählergemeinschaft Grävenwiesbach 30,1 7 30,7 7 24,4 6 37,0 8 33,9 8
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 28,1 6 26,0 6 22,2 5 26,0 6 25,5 6
Grüne Bündnis 90/Die Grünen 15,3 4 10,9 3 13,2 3 8,8 2 7,6 2
UB Unabhängige Bürger 14,9 3 18,8 4 15,5 3
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 11,6 3 13,5 3 19,9 5 25,0 6 30,6 7
FDP Freie Demokratische Partei 4,8 1 3,2 1 2,5 0
Gesamt 100,0 23 100,0 23 100,0 23 100,0 23 100,0 23
Wahlbeteiligung in Prozent 57,9 53,2 51,0 49,6 57,6

Bürgermeister

  • 1945–1960: Oswald Wick (SPD) (1884–1962)
  • 1960–1987: Karl Gruber (FWG) (1929–2009)
  • 1988–2012: Hellwig Herber (unabhängig) (* 1957)
  • seit 1. März 2012: Roland Seel (CDU) (* 1955)

Seit dem Jahr 1993 werden in Hessen die Bürgermeister für sechs Jahre direkt gewählt:[9]
Seit 2012 ist Roland Seel (CDU) Bürgermeister von Grävenwiesbach. Er wurde am 24. September 2017 mit 57,9 Prozent der Stimmen wiedergewählt.[10]

Wappen

Das älteste bekannte Siegel der Stadt (aus 1534, ist hingegen im 15. Jahrhundert datiert) zeigt schon den Adler und die Sterne. Alle späteren Siegel zeigten ebenfalls diese Anordnung. 1952 wurde das heutige Siegel genehmigt.

Der Adler ist ein Reichsadler und verweist darauf, dass die Stadt einst eine freie Reichsstadt gewesen ist. Der Ursprung der Sterne ist nicht bekannt. Die blaue Farbe wurde 1952 gewählt, da sie die Farbe von Nassau ist, wozu die Stadt für viele Jahrhunderte gehörte.[11]

Partnerschaften

Grävenwiesbach unterhält seit dem 6. September 1980 partnerschaftliche Beziehungen zur Gemeinde Wuenheim im Elsass.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Gemeinde Grävenwiesbach wies im Jahr 2020 einen unterdurchschnittlichen Kaufkraftindex von 98,9[12] des Bundesdurchschnitts auf. Grävenwiesbach ist die einzige der 13 Gemeinden im Hochtaunuskreis, die einen unterdurchschnittlichen Wert von unter 100 verzeichnet; alle anderen Gemeinden weisen weit überdurchschnittliche Kaufkraftindizes auf.

Verkehr

Die Bundesstraße 456 führt direkt durch Grävenwiesbach, die Bundesautobahn 5 Frankfurt–Kassel ist in ungefähr 25 km Entfernung über die Anschlussstelle Ober-Mörlen zu erreichen. Die Buslinie 69 verbindet die Grävenwiesbacher Ortsteile miteinander und stellt den Anschluss an die Taunusbahn am Bahnhof Grävenwiesbach her.

Bahnhof Grävenwiesbach

Grävenwiesbach ist ein Betriebsmittelpunkt der von der Hessischen Landesbahn GmbH betriebenen Taunusbahn Bad Homburg–Usingen–Brandoberndorf.

Trinkwasser

Wegen steigendem Nitratgehalt im Trinkwasser sollen neue Wasserschutzgebiete ausgewiesen werden.[13]

Ansässige Unternehmen

Seit 1915 besteht die Raiffeisenbank Grävenwiesbach.

Bildung

In Grävenwiesbach existiert eine Grundschule. Haupt- und Realschule sowie Gymnasium stehen in Usingen und Neu-Anspach zur Verfügung. Seit 1981 ist der Ort Sitz der Hotelfernschule Poppe & Neumann.

Jugendherberge

Am Rande von Grävenwiesbach in Richtung Hasselborn liegt die Richard-Schirrmann-Jugendherberge (), eine von drei Jugendherbergen im Hochtaunuskreis. Bereits im Jahre 1937 wurde diese Jugendherberge geplant. Erst nachdem die Stadt Rüsselsheim ein Fünftel der Baukosten bereitstellte, um einen Teil der Herberge als Schullandheim zu nutzen, konnte der Bau am 5. August 1964 eröffnet werden. Heute stehen 162 Betten in Zwei- bis Achtbettzimmern zur Verfügung.[14] Grävenwiesbach beheimatet zudem das Richard-Schirrmann-Privatmuseum, das dem Gründer des deutschen Jugendherbergswerks, der in Grävenwiesbach seinen Lebensabend verbrachte, gewidmet ist. Nach Richard Schirrmann wurde auch eine Straße benannt, die Richard-Schirrmann-Straße.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

  • Albert Helff (1861–1945), Landesvorsitzender der FVP in Hessen-Nassau, Abgeordneter im Provinziallandtag und Frankfurter Stadtverordneter, Anwaltskammerpräsident
  • Friedrich Stroh (1898–1969), geboren in Naunstadt, Germanist

Ehrenbürger

  • Josef Grünewald (1897–1984), Unternehmer
  • Hans Grünewald, Unternehmer
  • Martin Joseph (1879–1943), Rabbiner
  • Richard Schirrmann (1874–1961), Gründer des Deutschen Jugendherbergswerkes
  • Herbert Ohly
  • Pfarrer Golder
  • Heinz Heimann
  • Karl Moses
  • Germain Brucker

Weitere, die vor Ort gelebt oder gewirkt haben

  • Andreas Buro (1928–2016), Politikwissenschaftler, Friedensforscher und Mentor der deutschen Friedens- und Menschenrechtsbewegung

Literatur

  • Grävenwiesbach – Kirchspiel und politische Einheit. (2019) Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e. V.
  • Grävenwiesbach – Gestern und Heute – Eine Zeitreise durch die letzten Jahrhunderte. (2009) Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e. V.
  • So war es einst – Grävenwiesbach im Wandel der Zeiten. (2002) Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e. V. ISBN 3-00-010271-X.
  • Unsere Bahn. (1999) Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e. V.
  • Literatur über Grävenwiesbach nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks

Commons: Grävenwiesbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Grävenwiesbach – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2021 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. „Grävenwiesbach, Hochtaunuskreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 22. April 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 11. Juli 2014.
  3. K.-H. Gerstenmeier: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen 1977, S. 266.
  4. Andreas Burger: St. Konrad wird 65. In: Taunuszeitung. 14. November 2018, S. 19.
  5. Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
  6. Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
  7. Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
  8. Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
  9. Bürgermeister-Direktwahlen in Grävenwiesbach. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im Januar 2021.
  10. Bürgermeisterwahl. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen am 24. März 2021.
  11. Grävenwiesbach - Wappen von Grävenwiesbach (coat of arms). In: www.ngw.nl. Abgerufen am 28. Oktober 2016.
  12. IHK-Bezirk Frankfurt in Zahlen 2019|2020. (PDF; 1,1 MB) In: frankfurt-main.ihk.de. Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main, April 2021, S. 9, abgerufen am 27. Juni 2021.
  13. Kurt Hoeppe: Neue Wasserschutzgebiete in Grävenwiesbach. In: usinger-anzeiger.de. 21. September 2019, abgerufen am 21. September 2019.
  14. Gudrun Schirrmann: Unsere Jugendherbergen. In: Ingrid Berg: Heimat Hochtaunus. Frankfurt 1988, ISBN 3-7829-0375-7, S. 486.