John S. Mosby

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John Singleton Mosby

John Singleton Mosby (* 6. Dezember 1833 in Powhatan County (Virginia); † 30. Mai 1916 in Washington, D.C.) war Oberst im Konföderierten Heer während des Amerikanischen Bürgerkrieges, Jurist und Politiker der Republikanischen Partei. Wegen seiner waghalsigen Angriffe auf Unionstruppen, die er oft ohne oder trotz der Order seiner Vorgesetzten durchführte, erlangte er Ansehen und wurde als The Gray Ghost (der Graue Geist) bekannt.

Kindheit und Jugend

Er entstammte einer alten englischen Familie. Die amerikanischen Mosbys stammen von Richard Mosby ab, der 1600 in England geboren wurde, und sich in Amerika niederließ. Sein Vater war Alfred Daniel Mosby, seine Mutter war Virginny Mosby (geb. McLaurine).

Als Kind und Jugendlicher wurde er wegen seiner Schwäche und geringen Körpergröße von Altersgenossen misshandelt. Da seine Familie oft den Wohnort wechselte, besuchte er mehrere Schulen. Diese Jahre waren für Mosby belastend, doch mit der Zeit lernte er seinen Willen durchzusetzen und wehrte sich gegen die Angriffe seiner älteren Schulkameraden. 1849 begann er ein Studium der Klassischen Lehren an der University of Virginia. Er hatte ausgezeichnete Noten in Latein, Altgriechisch und Literatur, doch zeigte er mangelndes Interesse an Mathematik. Er war Mitglied der Washington Literary Society und Debating Union.

Während des Studiums hatte Mosby eine Auseinandersetzung mit George R. Turpin, dem Sohn eines Gastwirts. Dieser hatte sich immer wieder herablassend über Mosby und andere Studenten geäußert und hatte einige seiner Freunde angegriffen. Als Mosby Turpin einen Brief schrieb, in dem er ihn aufforderte, sein Verhalten zu erklären (was bei jungen Südstaatlern als Ehrenhandlung üblich war), drohte Turpin Mosby an, ihn bei ihrer nächsten Begegnung zu verprügeln. Daraufhin traf sich Mosby mit dem Rivalen und es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung. Mosby hatte eine Waffe bei sich, von der er zwar Gebrauch machte, Turpin aber nicht tötete. Mosby wurde daraufhin verhaftet und noch vor seiner Verhandlung von der Universität verwiesen. Noch während er seine Haftstrafe absaß, lernte er den Staatsanwalt William J. Robertson kennen. Dieser erweckte bei dem jugendlichen Mosby ein Interesse an Rechtswissenschaften, woraufhin er auch beschloss, Jura zu studieren.

Karriere und Privatleben

Mosby wurde 1854 entlassen und beendete ein Jurastudium. Er arbeitete dann in der Kanzlei von Robertson und eröffnete eine eigene Anwaltskanzlei in Howardsville. Dort lernte er seine zukünftige Ehefrau Pauline Clarke kennen. Ihr Vater war ebenfalls Anwalt und politisch tätig. Obwohl Mosby gläubiger Methodist und Pauline katholisch war, heirateten beide am 30. Dezember 1857 in Nashville und zogen nach einem Jahr nach Bristol (Virginia). Gemeinsam hatten sie drei Kinder.

Amerikanischer Bürgerkrieg

Mosby als Oberst im Sezessionskrieg

Nach Kriegsbeginn wurde er 1861 als private der Infanterie gemustert und Major William Jones unterstellt. Seine Einheit, die Virginian Volunteers, nahm an der für die Südstaaten siegreichen Schlacht bei Manassas teil.

Noch im selben Jahr erkannte man seine Begabung als Offizier und er wurde zu einer Kavallerie-Einheit im Rang eines first lieutenant versetzt. Seine Truppe hatte Späh- und Aufklärungseinsätze durchzuführen, er selbst geriet aber schon nach kurzer Zeit in Gefangenschaft und für 10 Tage im Washingtoner Old Capitol Prison festgesetzt. In dieser Zeit erwies er sich als versierterr Beobachter und Spion. Nach seiner Rückkehr machte er Robert E. Lee persönlich über die von ihm in Erfahrung gebrachte Truppenbewegungen im Norden. 1863 wurde Mosby Kommandeur des 43rd Virginia Cavalary Partisan Rangers Battalion. Im selben Jahr wurde er zum Hauptmann, danach zum Major, 1864 zum Oberstleutnant und schließlich zum Oberst befördert.

Allgemein bekannt wurde Colonel Mosby aber vor allem wegen seines gewagten Überfalles auf eine weit hinter den Linien, bei Fairfax Courthouse (Virginia), stationierte Unionseinheit. Im März 1863 gelang es seiner Truppe während dieses Husarenstückes zwei Unteroffiziere und drei hochrangige Offiziere zu entführen, darunter den Brigadegeneral Edwin H. Stoughton. Als Mosby den schlafenden General aus dem Schlaf riss, soll Stoughton staunend gefragt haben: „ Wissen Sie wer ich bin?“. Mosby erwiderte mit der Gegenfrage: „Wissen Sie wer Mosby ist?“. „Ja, kennen Sie diesen Schurken?“, „Der Schurke hat sie gerade gefangen genommen!“. Mosbys Einheit konnte dabei noch 30 weitere Unionssoldaten gefangen nehmen und zusätzlich 58 Pferde wegführen, ohne einen einzigen Schuss abgegeben zu haben. Als Präsident Abraham Lincoln von Stoughtons Gefangennahme erfuhr, reagierte er angeblich mit folgenden Wortlaut: „Sehr bedauerlich, ich kann zwar Generäle machen, aber Pferde nicht“.[1]

Die Angriffe (Raids) von Mosbys Einheit auf Unionstruppen und Versorgungslager dauerten bis ins Jahr 1864 an. General Ulysses S. Grant schlug deswegen vor, alle diejenigen gefangenen Soldaten, die unter Mosby gedient hatten, ohne Kriegsgerichtsurteil zu hängen. Obwohl man den davon betroffenen Männern vorschlug sie am Leben zu lassen, falls sie Mosbys Unterschlupf preisgeben würden, machte keiner von diesem Angebot Gebrauch. Dies führte dazu, dass General Robert E. Lee und Kriegsminister James Seddon Mosby befahlen, als Vergeltung sieben gefangene Unionssoldaten hinzurichten. Zwei konnten vorher fliehen, einer wurde wegen seines Alters begnadigt, die übrigen wurden erschossen, wovon zwei allerdings ihre Hinrichtung überlebten. Mosby verfasste daraufhin einen Brief an Unionsgeneral Philip Sheridan, in dem er ihm vorschlug, die Kriegsgefangenen auf beiden Seiten zukünftig mit mehr Milde zu behandeln. Die Union stimmte dem zu und solche Hinrichtungen wurden ab da unterlassen.

1865 war der Krieg für die Konföderation endgültig verloren, doch auch nach Lees Kapitulation verweigerte Mosby die Kapitulation und sich der Unionsarmee zu stellen. Um für sich und seine Truppe doch noch ein ehrenhaftes Ende zu finden, entband er seine Soldaten von ihrer Pflicht und löste die Einheit auf.

Nachkriegszeit

Mosby engagierte sich nach dem Krieg in der Republikanischen Partei und war ein enger Freund von Präsident Ulysses S. Grant. Diese Freundschaft wurde für Mosby bald zu einem Problem, denn der Präsident war im Sezessionskrieg Oberkommandierender der Unionsarmee gewesen. Mosby galt deswegen in den Augen vieler seiner Landsleute im Süden als Verräter. Er bekam Morddrohungen und wurde deswegen als Konsul in Hongkong eingesetzt, später arbeitete er als Anwalt in San Francisco. In dieser Zeit wurde Mosby auch ein enger Freund der Familie Patton, den Eltern von General George S. Patton.

Seine Aktivitäten nach dem Krieg brachten dem legendären Gray Ghost nur wenig Beliebtheit ein, auch unter alten Kriegskameraden. Obwohl Mosby nie ein Befürworter der Sklaverei gewesen war, fühlte er sich dennoch seiner Heimatregion, den Südstaaten verbunden und sah es als seine Pflicht an ihnen zu dienen, ganz gleich ob die aktuelle Politik seines Landes auch seinen inneren Überzeugungen entsprach. Seine politische Karriere sah er als Kontinuität seiner soldatischen Pflichten, wenngleich diese in vielen Hinsichten im Gegensatz zueinander standen. John Mosby starb in Washington D. C. im Alter von 82 Jahren und wurde anschließend auf dem Warrenton Cemetery in Warrenton, Virginia beigesetzt.

Literatur

  • Kevin H. Siepel: Rebel, the life and times of John Singleton Mosby. Da Capo Press, 1997. ISBN 0-306-80775-0.
  • James Joseph Williamson: Mosby's Rangers: A Record of the Operations of the Forty-third Battalion Virginia Cavalry. R.B. Kenyon, 1895.

Einzelnachweise

  1. Zitiert aus: Ken Burns - Der amerikanische Bürgerkrieg - Teil 4/9 "Glatter Mord", PBS Fernsehdokumentation von 1990.

Weblinks

Commons: John S. Mosby – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien