Benutzer:Wolja/Bordun
Der Ausdruck Bordun (v. französ.: bourdon, ital.:bordone, svw. "Brummbass") bezeichnet
- einen tiefen Dauerton zur Begleitung einer Melodie.
- ein Orgelregister.
- die tontiefste Glocke eines großen Geläuts (häufig bei französischen Kathedralgeläuten, z.B. „Le Bourdon" im Straßburger Münster).
Musikalische Eigenschaften
Mit Bordun meint man in der Regel einen tiefen Dauerton, der zur Begleitung einer Melodie erklingt. Diese aus dem Mittelalter herrührende Musizierpraxis stellt eine frühe, noch sehr einfache Art der Mehrstimmigkeit dar.
Als Bordun wird der Grundton der jeweiligen Tonart oder gelegentlich deren 5. Stufe verwendet. Sehr oft erklingen auch beide Töne gleichzeitig als charakteristische Bordunquinte.
Die Bordunpfeifen des Dudelsacks und die Bordunsaiten der Drehleier sind häufig in Quinten gestimmt und bilden ein typisches Element ihres Klangbildes.
Bekannte Melodien, die sich für eine Bordunbegleitung eignen, sind z. B. das Lied "So treiben wir den Winter aus" (dorisch) und der Marsch "Scotland the brave" (Dur).
Zwischen den Melodietönen und dem Bordun ergibt sich ein ständiges Wechselspiel von dissonanten Reibungen und konsonantem Wohlklang, wodurch eine harmonische Farbigkeit von ganz eigenem Reiz entsteht.
Bordunmusik bewegt sich hauptsächlich in der vorgegebenen Tonart. Modulationen würden zu allzu starken Dissonanzen mit dem unveränderten Bordunton führen. Ein Wechsel in gleichnamige Tonarten oder Modi jedoch ist möglich, da sich das tonale Zentrum dabei nicht ändert.
Verbreitung
Die musikalische Praxis des Borduns ist auch heute noch weltweit verbreitet. Sie findet sich in vielen europäischen Musiktraditionen, so in der Bretagne, in Schottland oder in den osteuropäischen Ländern.
Aber auch in außereuropäischen Kulturen, wie z. B. in der indischen Musik, wird mit Bordun gespielt. Dort ist er jedoch eher ein Liegeton, zu dem die Melodie ein Distanzempfinden ohne harmonische Bedeutung erzeugt.
In der Klassischen Musik ist der Bordun ein nur zurückhaltend eingesetztes Element. Beispielsweise erklingt in dem Satz "Das alte Schloss" aus den Bildern einer Ausstellung von Modest Mussorgski eine ostinat rhythmisierte Bordunquinte zur Hauptmelodie, wodurch eine mittelalterliche Atmosphäre erzeugt wird.
Aber auch für Anspielungen auf das Landleben werden Bordunklänge eingesetzt. So hört man in der 6. Sinfonie, der "Pastorale" von Ludwig van Beethoven zu Anfang des 5. Satzes ("Hirtengesang") gleich zwei Bordunquinten in den Bratschen (c-g) und Violoncelli (f-c).
Bei Johann Sebastian Bachs Fuge in c-Moll aus dem Wohltemperierten Klavier dient ein sogenannter Orgelpunkt in den letzten zweieinhalb Takten zur Schlusssteigerung.
Seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts findet sich der Bordun mit zunehmender Häufigkeit als charakteristisches oder gar dominantes Element in manchen experimentellen Genres der populären Musik. Dies hat zur Entstehung mehrerer Subgenres geführt, in denen Bordune/Drones unverzichtbar sind (z. B. im Ambient) oder gar das einzige bzw. hauptsächliche musikalische Element darstellen, wie im Drone Doom Metal, einer Unterform des Doom Metal oder der Drone Music (auch Dronology), einem Nischengenre zwischen Ambient, Indierock und elektronischer Musik.
In der Popularmusik wird auch der Begriff Drone, das englische Wort für Brummer bzw. Bordun, verwendet.
Instrumente mit integriertem Bordun
Bei verschiedenen Musikinstrumenten, beispielsweise
findet man Saiten oder Pfeifen, deren alleinige Funktion die Erzeugung eines Borduns ist. Auch diese Saiten und Pfeifen werden umgangssprachlich als Bordun bezeichnet, genauer sind die Bezeichnungen Bordunsaite und Bordunpfeife. Bordunpfeifen werden auch Brummer genannt.
Irische Dudelsäcke, die Uilleann Pipes, besitzen außer den "Drones" noch "Regulators", mit deren Hilfe man die harmonische Grundierung der Musik auch während des Spiels verändern kann.
In einem erweiterten Sinn basieren auch
auf Bordunen. Hier wird über dem unveränderten Grundton (Bordun) die Melodie in den Obertönen erzeugt.
Beim fünfsaitigen Banjo wird die hohe Chanterelle meist bordunähnlich gebraucht.