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Wer zufällig draufschaut: Dies ist ein Artikel, den ich grade schreibe, und der, das merke ich schon, so wohl etwas zu lang für die Wikipedia wird. Jedenfalls stelle ich die eine oder andere Version hier herein, weil das Thema nicht unkompliziert ist, und ich gelegentlich Bekannte bitte, mal drüberzuschauen.


http://www.genderpsychology.org/autogynephilia/ray_blanchard/ http://www.genderpsychology.org/autogynephilia/male_gender_dysphoria/ http://en.wikipedia.org/wiki/Autogynephilia


Autogynäkophilie und Androphilie sind die beiden ausschließlichen und sich ausschließenden Kategorien in einer Theorie zur Ursache von Mann-zu-Frau-Transsexualität, welche Ray Blanchard erstmals 1989 veröffentlichte (1). Diese Theorie ist äußerst umstritten und wird sowohl von den meisten Wissenschaftlern, die sich mit diesem Thema beschäftigen, als auch von den meisten Transgendern (einschließlich der meisten Transsexuellen) abgelehnt. Dennoch gibt es einige Transgender, welche den Begriff "autogynophil" als Selbstbezeichnung verwenden.


Autogynophile und Androphile Transsexuelle

Grundsätzlich ist erst einmal zu bemerken, daß Blanchard die wissenschaftlich ansonsten allgemein akteptierte Theorie der Geschlechtsidentitätsstörung (gender identity disorder) als Ursache für Transgender ablehnt. Diese besagt, daß Transgender tatsächlich eine Geschlechtsidentität haben, welche von ihrem anatomischen Geschlecht abweicht, und daß die Geschlechtsidentität, wenn nicht bereits bei der Geburt, spätestens ca. im dritten Lebenjahr feststeht. (Der genaue Zeitpunkt ist umstritten.)
Blanchard geht im Gegensatz dazu davon aus, daß es sich bei Transsexualität (und Transvestitismus, den er nicht sauber von fetischistem Transvestitismus trennt) um eine später erworbene Störung, um einen fehlgeleiteten Sexualtrieb ("mis-directed sex drive") handele.

Blanchard sagt, daß ihn zunächst der große Anteil von Transfrauen (Mann-zu-Frau-Transgender) erstaunte, welche sich zu Frauen hingezogen fühlten, und er benutzte die sexuelle Orientierung zur Unterscheidung. Blanchard (wie auch andere Wissenschaftler) jedoch benannte die daraus entstehenden Gruppen zunächst nicht nach dem Selbstempfinden, welches sich auf die empfundene Geschlechtsrolle bezieht, sondern auf das körperliche Geschlecht, er nannte diese Gruppen also zunächst homosexuelle und nicht-homosexuelle Transsexuelle, um dann zunächst den Begriff Autogynophilie und später Androphilie einzuführen. Weiterhin ist anzumerken, daß sich Blanchards Forschung nahezu ausschließlich auf Transfrauen konzentriert, und hier vornehmlich auf den "autogynophilen Typus". Auf den androphilen Typus geht Michael Bailey in einem äußerst umstrittenen Buch, The Man Who Would be Queen 2003 (2) ein. Zu der eher beiläufig geäußerten Anwendung dieser Theorie auf Transmänner siehe unten.

Autogynophilie

Autogynophilie ("die eigene Weiblichkeit lieben") bezeichnet in dieser Theorie die sexuellen Empfindung, bei der die betroffene (laut Blanchard männliche) Person das Bild oder den Gedanken seiner selbst (=auto) als Frau (weiblich - gynäko) liebt bzw. sexuell begehrt (philie). Es handele sich also um einen Fetischismus bzw. eine Paraphilie. Unter dieser "nicht-homosexuellen" Gruppe werden lesbische, bisexuelle und asexuelle Transfrauen zusammengefasst, wobei diese bei Blanchard selbstverständlich als "heterosexuelle, bisexuelle und asexuelle männliche Transsexuelle" bezeichnet werden. Bisexuellen Transfrauen wird dabei unterstellt, daß es ihnen bei sexuellen Begegnungen mit Männern grundsätzlich lediglich um eine Bestätigung ihrer Weiblichkeit gehe, und nicht um eine partnerschaftliche Begegnung.


Androphilie

Androphilie bezeichnet die sexuelle oder Partnerschaftspräferenz für männliche Partner. Da bei Blanchard der Wechsel der Geschlechtsrolle immer nur äußerlich ist, und Transsexuelle für immer Männer (bzw. Frauen) bleiben, egal welche geschlechtsangleichenden Maßnahmen sie hinter sich haben, und wie lange sie ihn ihrer neuen Geschlechtsrolle leben, nennt er diese Gruppe konsequenterweise "Homosexuell", obwohl diese Transfrauen weder schwule Männer begehren noch von schwulen Männern begehrt werden; für Transmänner gilt analog das gleiche. Für Blanchard sind diese Menschen schlicht homosexuelle Männer, welche entweder ein Coming-Out-Problem haben, oder heterosexuelle Männer anziehen wollen; wobei homosexuelle Männer sowohl für Blanchard als auch für Bailey grundsätzlich femininer sind als Heterosexuelle, und in dieser Feminität die Homosexualität begründet liegt.


Kritik

Würde Blanchard Transsexuelle nur nach ihren sexuellen Neigungen kategorisieren, wäre das zunächst einmal unproblematisch. Problematisch ist aber, daß Änderungen der sexuellen Orientierung ignoriert werden; und auch das Zusammenwerfen von ausschließlich gynophilen, bisexuellen und asexuellen Transfrauen ist willkürlich. Grundlegend zu kritisieren ist aber, daß er glaubt, anhand dieser Unterteilung die Ursache der jeweiligen Transsexualität oder des jeweiligen Transvestitismus festlegen zu können.


Unterschiede sind keine Ursachen

Einige der von Blanchard beschriebenen Unterschiede zwischen "gynophilen" (ob auto- oder nicht) und "androphilen" Transgender gibt es in der Tat, sie sind aber keineswegs so klar, wie er sie darstellt; wobei hier Unterschiede teilweise auch regional begründet sein können; die Verhältnisse zwischen Nordamerika und Nord-West-Europa (und widerum anderen Teilen der Welt) unterscheiden sich teilweise durchaus. So ist zwar der Unterschied im Alter, an dem Transgender mit dem Wunsch nach Geschlechtsrollenwechsel erstmalig bei einem Arzt oder Psychologen vorstellig werden bei gynophilen Transgendern im Durchschnitt höher als bei androphilen, im Durchschnitt bedeutet aber eben nicht "in jedem Fall" oder auch nur "in dem meisten Fällen". Grade bei den gynophilen Transgendern war es bis vor einigen Jahren noch in der Mehrzahl der Fälle so, daß sie, zum einen, weil sie von Frauen angezogen wurden, zum anderen aber auch, weil sie sich selber beweisen wollten, daß sie eben doch "ein Mann" sind, durchaus üblich, eine Familie zu gründen. Und als Ursache für einen späten Wechsel geben grade diese Transfrauen oft an, damit gewartet zu haben, bis "die Kinder aus dem Haus sind", manche sogar bis zum Abschluß des Berufslebens. Diese Transfrauen dürften einen sehr beträchtlichen Anteil am hohen Durchschnittalter der gynophilen Transfrauen haben; ein Zusammenhang mit der Ursache der Geschlechtsidentitätsstörung ist aber nicht zu erkennen. Und auch dies hat sich in den letzten Jahren verändernt, so daß sich der Altersdurchschnitt angleichen dürfte.


Das Problem der sexuellen Orientierung

Zunächst einmal ist in der Tat die Anzahl derjenigen Transgender, welche nach einem Geschlechtsrollenwechsel lesbisch bzw. schwul oder bisexuell sind wesentlich höher als bei Cisgendern, es handelt sich sowohl bei Transfrauen als auch bei Transmännern um mehr als die Hälfte. Allerdings ist es äußerst schwierig, hier eine eindeutige Trennline zu ziehen, daß viele Transgender ihre sexuelle Orientierung im Laufe ihres Lebens ändern, häufig grade zur Zeit des Geschlechtsrollenwechsel. Auch ist es gewagt zu behaupten, daß alle Transfrauen, die sich selbst als bisexuell bezeichnen, eigentlich gynophil, also lesbisch seien, und nur zur Selbstbestätigung mit Männern sexuelle Affären hätten. Das mag in Einzelfällen vorkommen, die Regel ist es jedoch nicht. Auch das Einsortieren der Asexuellen in diese Kategorie ist willkürlich.

Das Problem der Homosexualität als Ursache für "androphile" Transsexualität

Daß Transsexualität "nur" eine verdrängte Homosexualität wäre oder sein könnte ist eine Theorie, welche bereits aus den 1920er Jahren stammt. Allgemein ist dies bereits durch die große Anzahl lesbischer oder bisexueller Transfrauen (und entsprechend schwuler oder bisexueller Transmänner) widerlegt. Selbst wenn man für deren Transsexualität, wie Blanchard, andere Ursachen annimmt, ist eine effiminierte (oder emaskulierte) Homosexualität bis heute ein Ausschlußkriterium für geschlechtsangleichende Maßnahmen, so daß genau das, was Blanchard als Ursache postuliert, tatsächlich und bis heute in nahezu jedem einzelnen Fall explizit untersucht und ausgeschlossen wird.
Dazu ist übrigens zu sagen, daß es tatsächlich derartige Fälle gab; in einigen Fällen wurde Homosexuellen sogar zu einem Geschlechtsrollenwechsel geraten, damit sie ordentliche heterosexuelle Beziehungen aufnehmen könnten. Dies hat aber, da in diesen Fällen eine Störung der Geschlechtsidentität eben nicht vorlag, regelmäßig zu persönlichen Katastrophen geführt; und aus genau diesem Grunde, auch wenn dies mittlerweile ausgesprochen selten vorkommt, wird dies so genau untersucht.


Das Problem der postulierten Ursachen

Vermessen jedoch ist es, anhand dieser ohnehin fragilen Unterteilung in "homosexuelle" und "nicht-homosexuelle" Transsexuelle eine wesentlich fundamentalere Unterteilung vorzunehmen, nämlich die nach der Ursache der jeweiligen Transsexualität.


Weitere Probleme

Dazu kommen sowohl bei Blanchard als auch bei Bailey formale Fehler in ihren Untersuchungen. Beide trafen eine Auswahl unter allen ihnen zur Verfügung stehenden Probanden. Blanchard wählte zunächst diejenigen aus, welche sich jemals "als Frau" gefühlt hatten, woran kritisiert wird, daß viele Transgender sich nicht unbedingt "als Frau" sondern "nicht als Mann" fühlen (und umgekehrt), somit wurde eine große Gruppe gar nicht in die Untersuchungen mit einbezogen. Bei Bailey weiß man, da die "untersuchten" Transsexuellen namentlich bekannt sind (x), daß er diejenigen nicht in sein Buch aufnahm, deren Lebensgeschichte nicht in in seine Theorie passten; ebenfalls ist bekannt, da er sehr eingehend die Geschichte seiner Objekte schildert, daß er dabei Lebensgeschichten nicht wahrheitsgemäß wiedergab, damit sie mit seiner Theorie übereinstimmen.

Blanchard unterscheidet weiterhin nicht zwischen denjenigen, welche überhaupt einen Wechsel der Geschlechtsrolle wünschen, und Cross-Dressern. Damit postuliert er bereits, daß beides in allen Schattierungen grundsätzlich die gleiche Ursache habe, was er aber eigentlich erst beweisen möchte.


Äuffällig ist, daß Blanchard und seine Anhänger Transsexuelle und Transgender, deren Lebensgeschichte dieser Theorie widersprechen, grundsätzlich als "pathologische Lügner" abqualifizieren. Das spricht nicht nur nicht wirklich dafür, daß ihre Forschung ergebnisoffen ist, es macht die Theorie auch zu einer unwissenschaftlichen; denn eine Forderung an eine wissenschaftliche Theorie ist ihre Falsifizierbarkeit – und wenn entweder die Lebensgeschichten von Transsexuellen der Theorie entsprechen, oder gelogen sind, dann ist diese nicht mehr gegeben.


Transmänner

Es gibt bis jetzt keine Arbeit, die sich explizit mit der Anwendung dieser Theorie auf Transmänner (Frau-zu-Mann-Transgender) beschäftigt, sondern lediglich eine Äußerung von Blanchard, in der er sagt, daß alle Transmänner homosexuelle, also in diesem Falle gynophile (Gynophilie=Frauenliebe) Transsexuelle seinen, da Fetischismus bei Frauen nicht vorkomme.

Auf diese Aussage trifft zunächst einmal die bereits oben genannte Kritik zu. Zusätzlich ergeben sich weitere Probleme:

1. Zwar ist es richtig, daß viele gynophile, aus ihrer Sicht also heterosexuelle Transmänner sich zu keinem Zeitpunkt als Lesben gesehen haben und eine Beziehung mit einer lesbischen Frau, oder eine Beziehung, die auch nur entfernt als lesbisch angesehen werden könnte, ablehnen würde. Ebenso richtig ist es aber, daß viele Transmänner zunächst nicht nur für Lesben hielten ("Ich habe einen weiblichen Körper, ich stehe auf Frauen, dann muß ich eine Lesbe sein."), sondern teilweise sehr aktiv in der Lesbenbewegung mitarbeiteten, dort sozial integriert waren; und von einem Mangel an Sexualpartnerinnen ebenfalls nicht berichten. Für viele dieser Transmänner ist der Geschlechtsrollenwechsel durchaus problematisch, da sie einerseits kein übermäßig positives Bild von Männlichkeit haben (was nicht zwangsläufg ein negatives Bild bedeutet!), ihnen andererseits aber ein Leben als Frau nicht mehr möglich ist. Etliche dieser Transmänner betrachten sich auch weiterhin der lesbischen Szene als zugehörig und/oder bevorzugen weiterhin lesbische Frauen als Partnerinnen. Dies wäre nach Blanchard äußerst unwahrscheinlich, wenn nicht unmöglich.

2. Zwar ist Fetischismus (Psychologie) im engeren Sinne bei Frauen seltener als bei Männern, aber keineswegs unbekannt.

3. Folgt man Blanchard, müßte die Rate der schwulen Transmänner Null oder nahe Null sein. Unabhängige Umfragen (also solche, die nicht im Zusammenhang von Gutachten oder Behandlungen erfolgten) ergeben aber, daß gynophile, dem Selbstempfingen nach also heterosexulle Transmänner fast immer eine Minderheit, andernfalls nur eine knappte Mehrheit sind. Auch von den bisexuellen Transmännern ist nicht bekannt, daß sie - analog zu den bisexuellen Transfrauen laut Blanchard - Beziehungen zu Frauen nur hätten, um sich ihre Männlichkeit bestätigen zu lassen.

Rezeption der "Autogynophilie"-Theorie

Es gibt keine wissenschaftliche Arbeit, welche diese Theorie explizit widerlegt; allerdings auch nur eine einzige, die sie bestätigt (Lit (x)). Der Grund für den Mangel an widerlegenden Arbeiten liegt allerdings nach Auskunft von Vertretern der anerkannten Theorien zu Transgender daran, daß Blanchards Theorie für so unsinnig gehalten wird, daß man Geld und Zeit lieber in sinnvollere Untersuchungen stecke. Weiterhin verweisen sie darauf, daß viele Studien zu diesem Thema einzelne Punkte oder auch Grundlagen von Blanchards Theorie bereits widerlegen.

Auch unter Transgendern wird die Theorie nur von wenigen anerkannt, zu diesen siehe unten. Transmänner verweisen ohnehin auf die Nichtanwendbarkeit der Theorie auf sie, Transfrauen darauf, daß sowohl die (nachprüfbare) Lebensgeschichte sehr vieler Transfrauen der Theorie sehr weitgehend widerspricht, als auch daß ihre Empfindungen und Fantasien nicht der Theorie entsprechen. Vor allem letzteres ist aber laut Blanchard und seinen AnhängerInnen entweder eine bewußte Lüge oder eine unbewußte Verdrängung; siehe dazu oben.


Autogynophile als Selbstbezeichnung von Transsexuellen

Autogynäkophilie gilt als Teil der Motivation vieler transsexueller Menschen, ihren Körper zu verändern. Sie ist Ausdruck der Tatsache, dass die meisten Transsexuellen emotional nicht ausschließlich männlich oder weiblich, sondern eine Mischung aus beidem sind: während der weibliche Persönlichkeitsanteil einer Mann-zu-Frau-Transsexuellen sich einen weiblichen Körper wünscht, um (auch sexuell) als weibliches Subjekt agieren zu können, empfindet gleichzeitig der männliche Persönlichkeitsanteil die selben weiblichen Körpermerkmale als sexuell anregende Objekte. Eine autogynäkophile Person ist somit - wenn auch nur in sehr begrenztem Ausmaß - in der Lage, mit sich selbst Sex zu haben.

Die Theorie, die von Ray Blanchard 1989 aufgestellt wurde, ist umstritten.

Links

Literatur

1. Blanchard 2. Michael Baily - The Man Who Would be Queen: The Science of Gender-Bending and Transsexualism.



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