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Quenya
Projektautor J. R. R. Tolkien
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

art (sonstige konstruierte Sprachen)

Fiktive Sprachgeschichte

Quenya ist die Sprache jener Elben, die in grauer Vorzeit in die Unsterblichen Lande (Valinor) gingen, von denen einige später nach Mittelerde zurückkehrten. Die Sprache ähnelt in Klang und Grammatik in mancher Hinsicht dem Finnischen, im Vokabular jedoch nicht. Tolkien hat das Quenya von allen seinen erfundenen Sprachen weitaus am besten dokumentiert, es ist daher relativ gut rekonstruierbar.

Im Dritten Zeitalter von Mittelerde hat Sindarin das Quenya als gesprochene Sprache fast völlig verdrängt; Quenya existiert praktisch nur noch in altem Schrifttum, ähnlich dem Latein in Europa oder dem Sanskrit in Indien. Die Bezeichnung „Hochelbisch“ für das Quenya bezieht sich auf dessen Status einer Gelehrtensprache.

Charakteristik

Im Gegensatz zu seinem Nachfolger Sindarin kann Quenya als eine flektierende Sprache bezeichnet werden, die vom Finnischen inspiriert ist. Es kennt zehn Kasus und vier Numeri und hat damit ausgeprägtere Deklinationen als die indogermanische Ursprache. Mit fünf Tempora, keinem distinkten Passiv sowie nur syntaktisch oder durch Partikel angezeigten Modus ist die Verbalmorphologie jedoch verglichen mit dem Indogermanischen stark eingeschränkt.


Buchstaben

Das Quenya kennt 32 Buchstaben, 20 Konsonanten und 12 Vokale. Die Vokale sind a,á,e,é,ë("end-e"),i,í,o,ó,u,ú.

Grammatik

Nomen

Quenya kennt vier Numeri, welche alle durch das Anhängen von Suffixen gebildet werden: den Singular, den „normalen“ Plural, den Partitiv-Plural, welcher vermutlich sowohl einige als auch viele bedeuten kann, und den Dual, der für zwei Dinge von etwas steht.

Quenya kennt zehn Kasus. Sie werden durch das Anhängen von Suffixen gebildet. Die zehn Kasus sind Nominativ, Dativ, Akkusativ, Genitiv Partitiv, Genitiv Possessiv, Lokativ, Allativ, Ablativ, Instrumentalis und Respektiv (vermutlich ein zweiter Lokativ im Quenya). Zudem werden die Substantive in verschiedene Klassen eingeteilt, die sich vorwiegend in die vokalische und die konsonantische Klasse aufteilen. Wie der Name schon sagt, enden die Substantive der einen Gruppe auf Vokale (-a, -ë, -ië, -i, -o oder -u) und die der anderen auf Konsonanten. Zusätzlich gibt es Nomina, die im Nominativ Singular eine spezielle Form besitzen, die nicht - wie normalerweise - gleich dem Stamm ist. Ein Beispiel hierfür ist das Wort "olos". Es bedeutet auf deutsch Traum. Wenn es nun beispielsweise in den Nominativ Plural gesetzt wird, wechselt das "s" zu einem "r": "olori", die Träume. Auch für alle anderen Formen wird der Stamm "olor-" gebraucht.

Die reinsten vokalischen Deklinationen sind die -u- und die ië-Deklination. Sie besitzen exakt die gleichen Formen, abgesehen vom Stammvokal. Alle anderen vokalischen Deklinationen weichen mehr oder weniger stark von diesen "Musterdeklinationen" ab.

Die u-Deklination: "quendu" (Elbenmann)
Kasus Singular Dual Plural Partitiver Plural
Nominativ quendu quendut quendur quenduli
Genitiv partitiv quenduo quenduto quenduron quenduron
Genitiv possessiv quenduva quendutwa quenduiva quendulí
Dativ quendun quendunt quendurin quendurin
Akkusativ quendú quendút quendui quendúli
Allativ quendunna quendunta quendunnar quendunnar
Ablativ quendullo quendulto quendullor quendullor
Lokativ quendussë quendutsë quendussen quendussen
Instrumental quendunen quendunten quenduinen quenduinen

Ein konsonantenstämmiges Wort, das keine Abweichungen von der normalen konsonantischen Deklination zeigt, ist beispielsweise "coron", Ball.

Die konsonantische Deklination: "coron" (Ball)
Kasus Singular Dual Plural Partitiver Plural
Nominativ coron coront coroni coroneli
Genitiv partitiv corono coronto coronion coronion
Genitiv possessiv coronwa corontwa coroniva coronelí
Dativ coronen coronten coronin coronin
Akkusativ corón corónt coroni coróneli
Allativ coronenna (coronna) coronenta coroninnar coroninnar
Ablativ coronello coronelto coronillor coronillor
Lokativ coronessë coronetsë coronissen coronissen
Instrumental coronenen corontenen coroninen coroninen


Im Unterschied zu der u-Deklination, deren Stamm-u sich durch die ganze Deklination hält, ändern die Vokale, die eigentlich nur Bindevokale sind, in der konsonantischen Deklination. Häufig wird im Singular und Dual das "e" verwendet und im Plural "i", falls ein Vokal nötig ist. Nicht ganz geklärt ist der Allativ Singular. Es könnte sein, dass sich die Endung mit dem Stamm zusammengezogen hat, was zur Folge trüge, dass die n-Deklination eine eigene Deklination wäre.

Es ist schwierig, die konsonantischen Wörter in typische Klassen zu unterteilen, wie es bei den vokalischen gemacht wird, da es nicht nur auf den Endkonsonanten des Wortes ankommt, sondern auch andere Unregelmäßigkeiten auftreten können, wie z.B. der schon obengenannte "Zweistamm". Außerdem kann in vielen Fällen eine Endung durch Assimilation des Endkonsonanten mit dem Stamm verwachsen, so dass es für jeden Konsonanten eigene Ausnahmen gäbe.

Eine besondere Dualform besitzen sicher jene Substantive der vokalischen Deklination, die vor dem Endvokal ein "d" oder "t" besitzen und ebenfalls solche Substantive, deren Stamm auf ein "d" oder "t" auslautet. Durch die ganze Dualdeklination setzt sich dies fort. Dies trägt zur Folge, dass vokalische und konsonantische Wörter die gleichen Endungen tragen. Ein Beispiel ist das Wort "haryat", Schuh. Hier dessen Dual-Konjuagtion (die anderen Formen folgen dem selben Muster wie "coron"):

Der d-/t-Stamm: "haryat" (Schuh)
Kasus Dual
Nominativ haryatu
Genitiv partitiv haryatuo
Genitiv possessiv haryatuva
Dativ haryatuen
Akkusativ haryátu
Allativ haryatunna
Ablativ haryatullo
Lokativ haryatetsë
Instrumental haryatuenen

Artikel

Es existiert nur ein Artikel "i", der bestimmte Artikel. Er ist in Singular und Plural gleichlautend und wird nicht flektiert.


Verben

Konjugationsklassen

A-Konjugation (auch A-Verben) Verben der A-Konjugation sind die Verben die auf "-a" enden. so genannt weil der Stamm auf -a endet, z.B. lanta- fallen oder ranya- wandern.

Konsonantische-Konjugation (auch Stamm-Verben; einfache Verben) Verben der Konsoantischen-Konjugation sind die Verben die auf einen Konsonanten enden. so genannt weil der Stamm auf -a endet, z.B. quet- sagen, tul- kommen oder tir- sehen.


Zeiten

Verben werden mittels Suffixen in die fünf verschiedenen Tempora des Quenya konjugiert.

  • Aorist: (vergleichbar mit dem englischen Simple Present, nicht dem griechischen Aorist) A-Verben hängen einfach die Endungen an (lantanye ich falle, ranyalye ihr wandert). Stamm-Verben fügen ein -i- als Fugenvokal ein: quetinye ich spreche, tulitye du kommst, tirimme wir sehen.
  • Präsens: (vergleichbar mit dem englischen Present Progressive) A-Verben ersetzen ihr finales -a durch -ea und fügen die Endungen an: lanteanye ich falle, ranyeatye du wanderst. Stamm-Verben längen ihren Vokal und fügen die Personalendungen nach dem Fugenvokal -a- ein: quétanye ich sage, túlamme wir kommen, tíralve ihr seht.
  • Präteritum: A-Verben fügen -ne und danach die Personalendungen an: lantanenye ich fiel, ranyanemme wir wanderten. Stammverben auf -r, -m oder -n fügen ebenfalls -ne an: tirnetye du sahst. Stammverben auf -l fügen -le an: tullenye ich kam. Stammverben auf -p, -t oder -c ersetzen diesen letzten Konsonanten durch -mpe, -nte bzw. -nce: quentelve ihr spracht.
  • Perfekt: Bei allen Perfektformen wird der Stammvokal als Augment vor den Stamm gestellt. A-Verben ersetzten das finale -a durch -ie, A-Verben auf -ya ersetzen die ganze Endung: alantienye ich bin gefallen, araniemme wir sind gewandert. Stammverben fügen ebenfalls -ie an und längen ihren Stammvokal: equétietye du hast gesagt, utúlienye ich bin gekommen und itírielve ihr habt gesehen.
  • Futur: Das Futur wird durch Anhängen von -uva gebildet (wieder wird bei A-Verben das finale -a verloren): lantuvatye du wirst fallen, quetuvanye ich werde sagen, tiruvamme wir werden sehen.

Die Verneinung wird entweder durch das negative Verb umë oder durch das Partikel erreicht.

Nummeri; Personen

Wenn das Subjekt des Satzes ein Nomen ist so wird nur der Numerus unterschieden, wobei der Singular keine Endung, der Plural die Endung -r aufweist. Ist das Subjekt des Satzes aber ein Pronomen wird eine Pronominalendung an das Verb gehängt. Diese werden im folgenden Abschnitt erklärt.

Pronomen

Dabei gilt -nye für 'ich', -tye für 'du', -mme für 'wir' und -lye für 'ihr'. Es existieren verschiedene Pronomen, die aber von Tolkien häufig geändert wurden, und daher teilweise rekonstruiert werden müssen. Diese werden im allgemeinen, wie z. B. im Ungarischen, als Suffixe angehängt. Bemerkenswert ist, dass das Quenya sowohl zwischen inklusivem und exklusivem „wir“ unterscheidet (-lmë/-lvë), (wie z. B. die dravidischen und austronesischen Sprachen), als auch ein duales „wir“ (=„(nur) du und ich“) kennt (-mmë) (wie die philippinischen Sprachen).

Adjektive

Adjektive werden im Quenya meist vor das Substantiv gestellt. Sie werden nur gegebenenfalls in den Plural gesetzt (auch das nicht in jedem Fall), weisen also keine KNG-Kongruenz auf.

Nach ISO 639-3 lautet das Sprachkürzel für Quenya qya.[1]

Quellen

Literatur

  • Helmut W. Pesch: Elbisch. Grammatik, Schrift und Wörterbuch der Elben-Sprache von J. R. R. Tolkien. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2003 ISBN 3-404-20476-X

Weblinks

Anmerkungen