Benutzer:Dhaecker/Spielwiese

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Hans-Joachim HAECKER

Der Schriftsteller Hans-Joachim Haecker wurde am 25. 03. 1910 in Königsberg/Preußen geboren. Nach seiner Reifeprüfung am dortigen Hufengymnasium, in dem er u.a. von dem Dichter Ernst Wiechert unterrichtet und gefördert wurde, studierte er in Berlin, München und Königsberg Germanistik, Philosophie und Anglistik. Während seiner Referendarzeit in Ostpreußen wird er Mitglied der Bekennenden Kirche und befreundet sich mit dem Schriftsteller Willy Kramp. 1938 heiratet er seine Studienkollegin Irmtraut Krause, mit der er zusammen 4 Kinder (Jörg, geb. 1939; Dörte, geb. 1941; Antje u. Andreas, geb. 1943) bekommt. In diese Zeit fallen die ersten Veröffentlichungen und Aufführungen seiner teilweise christlich geprägten Theaterstücke (Hiob; Die Stadt; Segler gegen Westen), die u.a. in Leipzig und Bochum aufgeführt werden. Im 2. Weltkrieg ist Hans-Joachim Haecker Soldat in der Bretagne und in Italien und kommt als britischer Kriegsgefangener nach Ägypten. In den Jahren der als „lässig und fair“ empfundenen Gefangenschaft arbeitet er für die Lagerzeitung „Der Moascar-Bote“ , es entstehen sein Drama Tod des Odysseus sowie die Michelangelo-Sonette, und er lernt dort Johannes Agnoli kennen und schätzen. Nach dem Krieg verschlägt es ihn und seine Familie 1948 nach Wilhelmshaven, wo er als Studienrat an der Oberschule für Jungen (Humboldt-Schule) arbeitet. Für Haecker sind dies sehr produktive Jahre, in denen seine Bühnenstücke (David vor Saul; Öl der Lampen; Leopard und Taube ; Tod des Odysseus; Traum des Pilatus; Nicht im Hause – nicht auf der Straße) erfolgreich in mehreren Städten aufgeführt werden. Zu dem Wilhelmshavener Freundeskreis zählen die Maler Ferdinand Spindel, Heinz Janszen, Henricus Bicker-Riepe und Franz Radziwill. Von 1955 bis zu seiner Pensionierung 1972 ist er Lehrer an der Lutherschule in Hannover. Es entstehen die Theaterstücke Dreht euch nicht um; Gedenktag; Der Briefträger kommt; viele seiner Gedichte und Erzählungen werden in namhaften Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. In den späteren Lebensjahren bis zu seinem Tod am 20.02.1994 erscheinen mehrere Gedichtbände (Lautloser Alarm; Werke Michelangelos; Registriert im XX. Jahrhundert), Erzählungen (Rauchzeichen; Gekauft auf dem Trödelmarkt), philosophische Schriften zum Existentialismus (Der Traum des Lazarus; Existentialismus der Distanz) und wissenschaftliche Veröffentlichungen über seine Steinzeitfunde im Raum Hannover sowie den Diskos von Phaistos. Für seine schriftstellerische Arbeit wird er mit vielen Ehrungen und Preisen ausgezeichnet, u.a.erhält er 1961 zusammen mit Siegfried Lenz den Gerhart-Hauptmann-Preis. Hans-Joachim Haeckers dramatisches, lyrisches, prosaisches und philosophisches Gesamtwerk ist komplex, nicht immer leicht zugänglich und von den jeweiligen literarischen Strömungen unabhängig, sowohl inhaltlich wie formal. Während die ersten Dramen noch christlich geprägt und oft in ein strenges Versmaß gebunden sind, bekommen die Bühnenstücke der späten 50er und 60er Jahre abstrakt-surrealistische, kafkaeske Züge, es sind „ Schauspiele der angehaltenen Zeit“,die Realität rutscht ins Fragwürdige und Imaginative (Nicht im Hause – nicht auf der Straße; Der Briefträger kommt). Das in viele Sprachen übersetzte Bühnenstück über zwei Jüdinnen Dreht euch nicht um (1961) wird auf zahlreichen Bühnen und im Fernsehen von bekannten Schauspielern (Tilla Durieux; Hilde Körber; Lucie Mannheim) gespielt. Haecker -Zitat: „ In meinen Werken mischen sich Staunen, Ergriffenheit und Skepsis. Ich verliere mich an die Schönheit und Schrecklichkeit der Welt und bezweifle zugleich ihre Realität“. Die Lyrik Haeckers reicht von sensiblen, kunstvollen Sonetten in klassischer Versform (Teppich der Gesichte; Werke Michelangelos ) über bewusst in strenge, klare Form gefasste Gedichte, über Kauzigkeiten (Gesetzt den Fall; Insonderheit) hin bis zum Haiku. Haecker-Zitat: „Meine Gedichte sind keine Aufrufe, keine Anklagen, keine Prophetien, aber auch keine Idylle im elfenbeinernen Turm, sondern seismographische Aufnahmen von Geschehnissen, Gefühlen und Problemen, immer gefiltert durch die eigene Existenz, immer vor dem Hintergrund der Fragwürdigkeit der Realität. Im Bereich des Lyrischen bestehe ich – bei weitgehender formaler Freiheit – eben doch auf der Form. Ich halte nichts von Gedichten, die vertikal geschriebene Prosa sind.“In seinen wenigen, manchmal skurrilen Erzählungen wird er auch hier zum Seismograph des Apokalyptischen, der Angst, der Unsicherheit, der Bedrohung. Als Liebhaber der modernen darstellenden Kunst schreibt er interpretierende Texte oder Gedichte über Werke seiner Malerbekanntschaften, z.B. Hans-Ulrich Buchwald, Friedrich Meckseper, Hartmut Eing. Anfang der 80er Jahre setzt er sich in seinen philosophischen Texten intensiv mit dem Existentialismus auseinander und geht in seiner Interpretation über Jean-Paul Sartres Auffassung radikal hinaus. Haecker-Zitat: „Der Existentialismus der Distanz stellt sich entschieden gegen Sartres Forderung, dass das Ich sich nicht nur für das eigene Bild vom Menschen, sondern auch für das der anderen verantwortlich zu fühlen habe und dass das Ich seine Vorstellung von der richtigen Welt für die richtige ansieht. ...Jede dieser Welten hat – solange sie nicht in die Welt eines anderen gegen dessen Willen einbricht – ihre Berechtigung ganz einfach darin, dass sie jeweils Existenz entfaltet“.

Preise und Auszeichnungen

  • 1961 Gerhart-Hauptmann-Preis
  • 1978 Adolf-Georg-Bartels-Gedächtnis-Ehrung
  • 1979 Niedersächsisches Künstlerstipendium für Literatur
  • 1980 Burgschreiber zu Plesse
  • 1983 Mölle-Literatur-Preis
  • 1986 Graphikum-Literatur-Preis
  • 1989 KOGGE-Ehrenring