Ökonomisches Kapital

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Unter ökonomischem Kapital versteht Pierre Bourdieu den Besitz jeder Art von Ware, beispielsweise Unternehmen, Produktionsmittel, Grund und Boden sowie anderes Vermögen wie Geld, Aktien, Schmuck oder Kunstwerke.

„Das ökonomische Kapital ist unmittelbar und direkt in Geld konvertierbar und eignet sich besonders zur Institutionalisierung in der Form des Eigentumsrechts …“[1]

Der Bourdieusche Kapitalbegriff ist zwar von Karl Marx abgeleitet, aber, bezogen auf das ökonomische Kapital, nicht äquivalent mit dessen Charakterisierung. Bourdieu benutzt in seinen empirischen Untersuchungen als Indikator für ökonomisches Kapital z. B. Wohnungseigentum, Besitz eines Bootes, Durchschnittseinkommen u. a. Er betrachtet demnach die Arbeitskraft nicht als Teil des „ökonomischen Kapitals“. Der Gedanke, Bourdieu übernähme von Marx den Kapitalbegriff als „ökonomisches“ Kapital und ergänze es um weitere Kapitalsorten, ist verfehlt. Zwar ist Arbeit auf gewisse Weise in Geld konvertierbar, aber nicht „unmittelbar“ und „direkt“. Der Begriff des ökonomischen Kapitals muss daher entlang des Alltagsgebrauchs des Wortes „Kapital“ verstanden werden, was vor allem Geld und, für Bourdieu erweitert, Ware bedeutet. Somit verfügt jeder Mensch über ökonomisches Kapital. Der Umfang ist allerdings abhängig von seiner Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse. Im Kapitalismus ist, Bourdieu zufolge, das ökonomische Kapital besonders wichtig.

Die vier von Bourdieu verwandten Termini (siehe unten) sind nicht immer streng voneinander abzugrenzen. So zählt zum Beispiel der Besitz eines Bildes von Picasso gleichzeitig zum „ökonomischen Kapital“ und zum „kulturellen Kapital“.

Zum weiteren Verständnis siehe die restlichen von Bourdieu postulierten Kapitalsorten:

Anmerkungen

  1. Bourdieu, Pierre: Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In: Reinhard Kreckel (Hrsg.): Soziale Ungleichheit. Göttingen: Schwartz 1983. S. 183–198, hier S. 185.