Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft

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Emblem am Haus Hessenplatz 3 in Steyr

Die Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft[1] (ÖWG) war Nachfolger des im Jahre 1864 von Josef Werndl in Steyr, Oberösterreich unter dem Namen Josef und Franz Werndl & Comp., Waffenfabrik und Sägemühle gegründeten Unternehmens, das 1867 durch die Erfindung des Tabernakelverschlusses international bekannt wurde. Die ÖWG wurde 1926 in Steyr-Werke AG umbenannt.

Geschichte

Aktie über 300 Kronen der Oesterreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft vom Februar 1920

Die Firma entstand aus der Sägemühle zu Letten bei Sierning, die der Vater Leopold Werndl 1844 erworben hatte.[2]

Josef und Franz Werndl & Comp., Waffenfabrik und Sägemühle entstand dann 1864 in Steyrdorf-Wehrgraben, wo sie sich sukzessive über die vielen dort am Wehrgraben ansässigen Gewerke und angrenzenden Areale ausbreitete.[2] Werndl & Comp. wurde 1869 mit Unterstützung der Bodencreditanstalt in die ÖWG Aktiengesellschaft umgewandelt. Josef Werndl und die ÖWG machten sich durch außerordentliches soziales Engagement für die Beschäftigten und durch ihre Vorreiterrolle bei der Elektrifizierung des öffentlichen Raumes einen Namen.

Die Zusammenarbeit mit dem Erfinder des Tabernakelverschlusses Karl Holub und dem Eisenbahningenieur Ferdinand Mannlicher machte die Österreichische Waffenfabrik zu einem Waffenproduzenten, mit über 6 Millionen produzierten Waffen unterschiedlicher Größe zwischen 1869 und 1913. 1886 wurde die Erfindung Ferdinand Mannlicher (Mehrladegewehr) zum Patent angemeldet, und von der Waffenfabriks-Gesellschaft produziert. Die Waffe wurde zum Standardgewehr der k.u.k. Armee. Mit zeitweise über 15.000 Beschäftigten war die ÖWG die größte Waffenfabrik Europas.[3]

Neben den Aktivitäten rund um militärische Gewehre und Pistolen (so wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein Repetiergewehr und 1905 eine Selbstladepistole für das k.u.k. Heer entwickelt und gebaut, die auch weltweit vertrieben und in Lizenz nachgebaut wurden) war auch die Produktion von Jagdwaffen gefragt.

1912/14 wurde das Werk auf die Plattnergründe in Steyrdorf verlegt, das Areal, das heute Steyr-Werke heißt, ab 1922 wurde auch in Münichholz-Hammer produziert.

Die ÖWG wurde 1926[1] in Steyr-Werke AG umbenannt, welche 1934 mit der Austro-Daimler-Puchwerke A.G. (Wien, Wiener Neustadt, Graz) zur Steyr-Daimler-Puch AG fusionierten (im Zweiten Weltkrieg Teil der Göring-Werke). Ab 1919 wurde ein Fahrgestell für Omnibusse (Steyr Typ III) für eine ausgedehnte Probefahrt der Post vorgestellt und 100 deren Auslieferung 1921 begann, bestellt. Ab dem Jahr 1920 wurden von Steyr auch PKW (Typ II und IV) sowie sogenannte Schnellastkraftwagen bis 3 t gebaut (Konstrukteur: Hans Ledwinka).

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Produktion von Traktoren und größeren Lastkraftwagen. Mit der Steyr Mannlicher GmbH & CO.KG setzt sich die Tradition der Waffenproduktion fort. Teile des Unternehmens sind heute Bestandteil der Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug GmbH, dem Hersteller des Radpanzers Pandur. 1998 wurde die Steyr-Daimler-Puch AG an den Konzern Magna verkauft, übernommen wurde nur das Werk Graz, das die Firma Magna Steyr beherbergt.

Folgende Produktionssparten wurden ausgelagert: Lastwagen (MAN Nutzfahrzeuge AG), Wälzlager (Svenska Kullagerfabriken, SKF), Getriebe (ZF Friedrichshafen), Traktor (CNH), Motor (Steyr Motors), Waffen (Steyr Mannlicher).

Literatur

  • Martin Pfundner: Austro-Daimler und Steyr – Rivalen bis zur Fusion. ISBN 978-3205776390
  • Hans Stögmüller: Josef Werndl und die Waffenfabrik in Steyr. Ennsthaler-Verlag, Steyr 2010, ISBN 978-3-85068-860-4

Weblinks

Commons: Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Chronik 1926 Land Oberösterreich (aufgerufen am 4. Dezember 2019).
  2. a b Eine Übersicht siehe Heinz Kern: Fabriks- u. Wohnobjekte Josef Werndls. Skriptum, 2011 (pdf, auf steyrerpioniere.files.wordpress.com, abgerufen 14. September 2018).
  3. Steyr Mannlicher – Die Geschichte eines Unternehmens. buechsenmacherverlag.de, PDF (Memento vom 24. Dezember 2012 im Internet Archive).