Şavarş Krisyan

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Şavarş Krisyan

Şavarş Krisyan oder Shavarsh Krissian (armenisch Շաւարշ Քրիսեան; * 22. Juli 1886 in Beşiktaş, Istanbul;[1][2]15. August 1915 in Ayaş, Ankara) war ein armenischer Athlet, Schriftsteller, Verleger, Journalist, Lehrer und Herausgeber des ersten Sportmagazins des Osmanischen Reiches, der Marmnamarz.[3][4][5][6] Er wird auch als Gründer der Armenischen Olympiade und der Sportorganisation Homenetmen betrachtet.[3][5][7] Er war Mitglied der Armenischen Revolutionären Föderation[8][9] und Opfer des Völkermords an den Armeniern.[9][10]

Leben

Şavarş Krisyan besuchte die örtliche Armenischen Makruhyan-Schule und setzte seine Bildung an der Retheos-Berberian-Schule im Bezirk Üsküdar fort. Später besuchte er das Robert College und machte dort seinen Abschluss.[11][12] 1905 setzte Krisyan seine Bildung im Ausland in London sowie an der Pariser Lycée Janson de Sailly fort.[5][2] Am 19. Juli 1909 kehrte er nach Istanbul zurück und begann, Sportunterricht an örtlichen armenischen Schulen zu erteilen.[5][2]

Marmnamarz

Ab Februar 1911 veröffentlichte Şavarş Krisyan die Marmnamarz, die zur ersten Sportzeitschrift des Osmanischen Reiches wurde.[3][5][6][13] Die Marmnamarz war eine Monatszeitschrift, die Informationen über Sportveranstaltungen bereitstellte.[3] Das Magazin veröffentlichte auch Fotografien verschiedener armenischer Athleten in der gesamten Welt.[3] In der Zeitschrift etablierte Krisyan auch das Konzept der armenischen Olympiade.[4] Die Zeitschrift veröffentlichte wegen des Ersten Weltkrieges ihre letzte Ausgabe 1914 und stellte ihre Arbeiten endgültig ein, nachdem Krisyan Opfer des Völkermordes wurde.[3]

Homenetmen

Obwohl Homenetmen formal erst im Jahre 1918 etabliert wurde, drei Jahre nach dem Tod von Şavarş Krisyan, wird er weiterhin als ihr Gründungsmitglied betrachtet.[3][5][7] Die Idee und die Gründungsprinzipien von Homenetmen wurden erstmals von Krisyan entwickelt.[4] Er war maßgeblich an der Entwicklung der Armenischen Olympiade beteiligt, die ihre ersten Wettbewerb am 1. Mai 1911 abhielt.[4][5][7][1] Vor dem Ersten Weltkrieg gab es allein in Istanbul über 40 armenische Sportvereine.[3] Das Armenische Olympische Komitee und seine Satzung wurden in Homenetmen integriert.[4][5][7]

Völkermord an den Armeniern

Am „Roten Sonntag“, dem 24. April 1915, war Şavarş Krisyan einer der armenischen Intellektuellen, die im Zuge des Völkermordes in die inneren Provinzen des Osmanischen Reiches deportiert wurden.[9][10] Krisyan wurde im Gefängnis von Ayaş im Vilâyet Ankara inhaftiert.[9] Während seines Gefängnisaufenthaltes organisierte Krisyan gymnastische Übungen.[14] Die Gefängniswärter betrachteten die Turnübungen mit Argwohn.[15] Şavarş Krisyan wurde schließlich gefoltert und am Stadtrand von Ankara ermordet.[8][9]

Einzelnachweise

  1. a b Rober Koptaş: Olimpiyat tarihinin gayrı resmi sayfası. (Nicht mehr online verfügbar.) Agos, 26. Juli 2012, archiviert vom Original am 27. Januar 2013; abgerufen am 3. Februar 2013 (türkisch).
  2. a b c Gurgen Sargsyan: Գրական հույզեր: Հոդվածներ. Զանգակ-97, 2003 (armenisch).
  3. a b c d e f g h Hayk Demoyan: Armenian Sport in Ottoman Empire. Tigran Mets, Jerewan 2009, S. 220.
  4. a b c d e Homenetmen's Timeline. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) "Azadamard" Pasadena Homenetmen Chapter, archiviert vom Original am 30. März 2012; abgerufen am 2. Februar 2013.
  5. a b c d e f g h Vartan Onanyan: Ավելացրեք "սպանված լրագրողների" ցանկը. Haykakan Jamanak (Armenian Times), 20. April 2011, abgerufen am 2. Februar 2013 (armenisch).
  6. a b Armenian Sport in the Ottoman Empire. Armenisches Völkermordmuseum, 2. September 2008, abgerufen am 2. Februar 2013: „From 1911 to 1914, Shavarsh Qrisyan published the Marmnamarz sports magazine, the first sports periodical in the Ottoman Empire.“
  7. a b c d The History of Homenetmen. Asbarez, 1. Mai 2006, abgerufen am 2. Februar 2013.
  8. a b Krikor Balakian: Le Golgotha arménien, Le cercle d'écrits caucasiens, La Ferté-Sous-Jouarre 2002 (vol. 1) ISBN 2-913564-08-9 Seiten 87–94
  9. a b c d e Pascual Carlos Ohanian: Turquía, estado genocida: (1915–1923). Pascual C. Ohanian, 1986, S. 598 (spanisch, hier in der Google-Buchsuche [abgerufen am 2. Februar 2013]).
  10. a b Shavarsh Krissian. In: Hairenik Association (Hrsg.): The Armenian Review. 24, 1971, S. 22. Abgerufen am 2. Februar 2013.
  11. Vahe Oshagan: The English influence on west Armenian literature in the nineteenth century. Hrsg.: Cleveland State University. 1982, S. 42 (hier in der Google-Buchsuche [abgerufen am 2. Februar 2013]).
  12. Kevork Sarafian: History of education in Armenia: y Kevork A. Sarafian, with introductions by Lester B. Rogers [and] Rt. Rev. Bishop Karekin. Press of the La Verne Leader, 1930, S. 187 (hier in der Google-Buchsuche [abgerufen am 2. Februar 2013]).
  13. Pars Tuğlacı: Tarih boyunca batı Ermenileri. Tuğlacı, Istanbul 2004, ISBN 978-975-7423-06-5.
  14. Raymond Haroutioun Kévorkian: The Armenian genocide : a complete history. I. B. Tauris, London 2010, ISBN 978-1-84885-561-8, S. 532 (hier in der Google-Buchsuche [abgerufen am 3. Februar 2013]).
  15. Avedis Nakashian: A Man Who Found A Country, Thomas Y. Crowell Company, New York 1940 pp. 208–278