Hochspannung

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Über 6 m lange Funkenentladungen im Labor von Nikola Tesla (Dezember 1899)

In der elektrischen Energietechnik wird eine elektrische Spannung als Hochspannung (englisch High Voltage, HV) bezeichnet, deren Werte vereinbarungsgemäß 1000 Volt (1 kV) Wechselspannung oder 1500 V (1,5 kV) Gleichspannung überschreiten.[1] Elektrische Spannungen, die die genannten Grenzwerte nicht überschreiten, werden als Niederspannung bezeichnet. Des Weiteren sind unterschiedlich definierte begriffliche Unterteilungen der Hochspannung in die Unterbegriffe Mittelspannung, Hochspannung und Höchstspannung üblich.[2]

Im Anwendungsbereich Raumfahrt (auch unbemannte Satelliten) wird die Grenze der Hochspannung bei 150 V festgelegt.[3] Der Grund ist, dass ein elektrischer Durchbruch bei niedrigem Gasdruck – wie in erdnahen Umlaufbahnen – schon bei niedrigeren elektrischen Feldstärken als bei Normaldruck ausgelöst werden kann. Dies ist eine Folge aus dem Paschen-Gesetz.

In der Fahrzeugtechnik gelten Systeme, die mit Wechselspannungen über 30 V bis 1 kV oder mit Gleichspannungen über 60 V bis 1,5 kV betrieben werden, als Hochvoltsysteme.[4]

Allgemeines

Datei:Die vier Spannungsebenen im Stromnetz.webm Zur Energieübertragung (Stromnetz) wird Wechselspannung auf Hochspannungsleitungen in verschiedenen Netzebenen zum Beispiel mit folgenden Nennspannungen bei einer Frequenz von 50 Hz (Europa) übertragen:

  • Mittelspannung, beispielsweise 3 kV, 6 kV, 10 kV, 15 kV, 20 kV, 30 kV, 35 kV:
  • Hochspannung (>36 kV nach DIN EN 50160[5]), zum Beispiel 110 kV
    • Versorgung kleinerer Städte und Überlandleitungen
    • Anschluss kleiner Kraftwerke und größerer Industriebetriebe.
  • Höchstspannung (>150 kV nach DIN EN 50160), beispielsweise 220 kV, 380 kV, 500 kV, 700 kV, 1150 kV:
    • Großraumversorgung, Verbundnetze zum überregionalen Energieaustausch
    • Anschluss von Großkraftwerken

Auch die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung arbeitet auf Höchstspannungsebene, jedoch mit Gleichspannung. Sie dient der Übertragung hoher Leistungen über große Entfernungen oder zwischen nicht synchronen Stromnetzen.

Die Verwendung von Hochspannung erfordert besondere Maßnahmen zur Begrenzung der elektrischen Feldstärke, zur Isolation (Isolierstoffe, Isolatoren) und zur Sicherheit, da die Schlagweite (Entstehung eines Funkens, oft mit darauffolgendem Lichtbogen) in Luft unter Normaldruck nicht mehr vernachlässigbar ist beziehungsweise über etwa 1 mm bis mehrere Meter beträgt. Charakteristisch ist das Auftreten von Teilentladungen (innere Teilentladungen, Koronaentladungen und Gleitentladungen).

Erzeugung und Verwendung

Hochspannungsleitungen

Eine natürliche Quelle sehr hoher Spannungen sind Gewitter. Die Entladung findet in Form von Blitzen oder Elmsfeuern statt.

In Kraftwerken wird die in Generatoren erzeugte Wechselspannung (wenige Kilovolt) mittels Transformatoren zu Hochspannung (zum Beispiel 220 kV) gewandelt (siehe Umspannwerk).

Zur Erzeugung hoher Gleichspannungen werden Bandgeneratoren, Elektrisiermaschinen, Influenzmaschinen und Hochspannungskaskaden eingesetzt. Teslatransformatoren erzeugen Hochspannung hoher Frequenz.

Funkeninduktoren und Marx-Generatoren erzeugen Hochspannungsimpulse.

Hochspannung wird neben der Elektroenergieübertragung beispielsweise auch für Folgendes verwendet:

Sicherheit

Im Gegensatz zur Niederspannung, bei der für den Stromfluss ein direkter Kontakt mit den beteiligten Leitern notwendig ist, kann es bei Hochspannung bereits bei der Annäherung an nicht ausreichend isolierte spannungsführende Teile zum Spannungsüberschlag beziehungsweise in defekten oder überlasteten Betriebsmitteln zum Spannungsdurchschlag kommen, wodurch Lichtbögen entstehen, die Menschen und Tiere lebensgefährlich verletzen oder Brände verursachen können.[6]

Zur Personensicherheit müssen Mindest-Sicherheitsabstände eingehalten werden, welche mit der Höhe der Spannung steigen.[7][8]

Quellen

  1. IEC 60050: 601-01-27 "Hochspannung". In: Internationales Elektrotechnisches Wörterbuch. DKE, abgerufen am 12. Januar 2020.
  2. Hilgarth Flosdorff: Elektrische Energieverteilung. Teubner, 2003, ISBN 3-519-06174-0, Kap. 1, S. 2.
  3. Space engineering - Spacecraft charging. European Cooperation for Space Standardization (ECSS, ESA), 31. Juli 2008, abgerufen am 16. Januar 2016 (= Chapter 8.: High voltage system requirements).
  4. Qualifizierung für Arbeiten an Fahrzeugen mit Hochvoltsystemen. In: DGUV Information 200-005. Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, April 2012, abgerufen am 27. November 2019.
  5. Stromversorgung/Hochspannungsnetze, VDE-Verlag, Leseprobe, abgerufen am 6. Sep. 2022
  6. Siemens: Brandschutz-Wegweiser: Technischer Brandschutz und Brandschutzsysteme. John Wiley & Sons, 2016, ISBN 978-3-89578-948-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 6. Dezember 2016]).
  7. Hans Kemper: Gefahren d. Einsatzst. - Elektrizität (Fachwissen Feuerwehr). ecomed-Storck GmbH, 2015, ISBN 978-3-609-69792-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 26. Mai 2016]).
  8. Kögler/Cimolino: Standard-Einsatz-Regeln: Elektrischer Strom im Einsatz. ecomed-Storck GmbH, 2014, ISBN 978-3-609-69719-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 26. Mai 2016]).

Weblinks

Wiktionary: Hochspannung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen