(45) Eugenia

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Asteroid
(45) Eugenia
Eigenschaften des Orbits Animation
Epoche: 4. September 2017 (JD 2.458.000,5)
Orbittyp Mittlerer Hauptgürtel
Große Halbachse 2,7195 AE
Exzentrizität 0,0840
Perihel – Aphel 2,4911 AE – 2,9480 AE
Neigung der Bahnebene 6,604°
Länge des aufsteigenden Knotens 147,671°
Argument der Periapsis 88,756°
Zeitpunkt des Periheldurchgangs 5. November 2018
Siderische Umlaufzeit 4 a 178 d
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit 18,03 km/s
Physikalische Eigenschaften
Mittlerer Durchmesser 202,3 ± 2,2 km
Abmessungen 232 × 193 × 161 km
Masse 5,69 ± 0,1 · 1018Vorlage:Infobox Asteroid/Wartung/Masse kg
Albedo 0,046 ± 0,006
Mittlere Dichte 1,12 ± 0,10 g/cm³
Rotationsperiode 5 h 42 min
Absolute Helligkeit 7,46 mag
Spektralklasse SMASSII: C
Geschichte
Entdecker Hermann M. S. Goldschmidt
Datum der Entdeckung 27. Juni 1857
Andere Bezeichnung 1941 BN
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.

(45) Eugenia ist ein Asteroid des Asteroiden-Hauptgürtels. Mit einem Durchmesser von 202 km ist Eugenia einer der größten Asteroiden des Hauptgürtels.

Entdeckung und Benennung

Eugenia wurde am 27. Juni 1857 vom deutsch-französischen Astronomen Hermann Mayer Salomon Goldschmidt entdeckt. Die Entdeckung erfolgte mit einem 4-Zoll-Teleskop, das in seinem Appartement in der 6. Etage im Lateinischen Viertel in Paris stationiert war. Eine vorläufige Bahnberechnung erfolgte durch Wilhelm Foerster in Berlin, nachdem dieser den Asteroiden im Juli 1857 dreimal beobachtet hatte.

Benannt wurde der Himmelskörper zu Ehren von Eugénie de Montijo, der Gattin von Napoleon III. Eugenia war der erste Asteroid, der gesichert nach einer lebenden Person benannt wurde.[1] Zuvor gab es eine Kontroverse darüber, ob (12) Victoria nach Queen Victoria oder Victoria aus der römischen Mythologie benannt wurde.

Insgesamt wurde der Asteroid durch mehrere erdbasierte Teleskope beobachtet, insgesamt bisher 2721 Mal innerhalb von 150 Jahren.[2] (Stand Sept. 2017)

Bahneigenschaften

Umlaufbahn

Eugenia umkreist die Sonne auf einer prograden, elliptischen Umlaufbahn zwischen 372.600.000 km (2,49 AE) und 441.000.000 km (2,94 AE) Abstand zu deren Zentrum. Die Bahnexzentrizität beträgt 0,084, die Bahn ist um 6,6° gegenüber der Ekliptik geneigt. Ihre Bahn liegt demnach im mittleren Asteroidengürtel.

Die Umlaufzeit von Eugenia beträgt 4,48 Jahre.

Rotation

Eugenia rotiert in 5 Stunden und 41,9 Minuten einmal um ihre Achse. Daraus ergibt sich, dass der Asteroid in einem Eugenia-Jahr 6.898,5 Eigendrehungen („Tage“) vollführt.

Beobachtungen der Lichtkurve zeigen eine Ausrichtung von Eugenias Pol in Richtung der ekliptischen Koordinaten Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle (\beta, \lambda) = (-30^\circ, 124^\circ)} mit 10° Unsicherheit; daraus ergibt sich eine Achsenneigung von 113°; Eugenias Rotation ist demnach retrograd.

Physikalische Eigenschaften

Größe

Die bisherigen Beobachtungen weisen auf einen asymmetrischen, unregelmäßig geformten, länglichen Körper hin; die genaueste Durchmesserbestimmung (Geometrisches Mittel) liegt bei 202,327 km. Hinsichtlich der genauen Dimensionen liegt der präziseste Wert bei 232 × 193 × 161 km.

Ausgehend von einem mittleren Durchmesser von 202,3 km ergibt sich eine Oberfläche von etwa 129.000 km2, was knapp der Fläche Griechenlands entspricht.

Bestimmungen des Durchmessers für Eugenia

Jahr Abmessungen km Quelle
1999 308 × 220 × 147 Merline u. a.[3]
2002 305 × 220 × 145 Tedesco (IRAS) u. a.[4]
2008 232 × 193 × 161 Marchis u. a.[3]
2010 214,6 ± 4,2 Kaasalainen u. a.[5]
2012 206,14 ± 6,22 Masiero u. a.[6]
2014 202,327 ± 2,168 Masiero u. a.[7]

Die präziseste Bestimmung ist fett markiert.

Innerer Aufbau

Eugenia gehört zu den F-Typ-Asteroiden und besitzt daher eine dunkle, kohlenstoffreiche Oberfläche mit einer Albedo von 0,04. Die Oberflächenfärbung ist damit dunkler als Kohle. Die ungewöhnlich geringe mittlere Dichte von 1,12 g/cm3 weist darauf hin, dass der Himmelskörper ein Rubble Pile, eine lose Ansammlung von Staub und Gesteinen, sein dürfte. Der Asteroid scheint praktisch keine Wasserreserven aufzuweisen. Hinsichtlich seiner Zusammensetzung lässt sich Eugenia gut mit (253) Mathilde vergleichen.

Die Masse von Eugenia ließ sich bislang auf 5,69 ∙ 1018 berechnen. Die absolute Helligkeit wird mit 7,46 mag angegeben.

Die mittlere Oberflächentemperatur beträgt rund 171 K (−102 °C) und kann mittags bis auf maximal 253 K (−20 °C) ansteigen.

Das Eugenia-Dreifachsystem

Am 1. November 1998 wurde ein natürlicher Satellit bei Eugenia entdeckt und nach dem kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry Petit-Prince benannt, auch zur Ehrung des einzigen Sohns Napoléon Eugène Louis Bonaparte der kaiserlichen Namensgeberin des Mutterkörpers.[8][9] Es handelt sich um einen 7 km großen Körper, der Eugenia in einem Abstand von 1.164 km in 4,716 Tagen umkreist. Nach Dactyl war dies die zweite Entdeckung eines Asteroidenmondes.

Im März 2007 wurde die Entdeckung eines zweiten Mondes bekannt gegeben. Das 5-km-Objekt, das den vorläufigen Namen S/2004 (45) 1 erhielt, umläuft Eugenia innerhalb der Bahn von Petit-Prince und wurde auf Aufnahmen aus dem Jahre 2004 entdeckt. Damit wurde das Eugenia-System nach (87) Sylvia zum zweiten entdeckten Asteroiden-Mehrfachsystem. Dieser Begleiter wird in Analogie zu Petit-Prince zumeist als Princesse bezeichnet, doch steht eine offizielle Namensbestätigung von der IAU noch aus. Der Mond umkreist Eugenia in einem Abstand von 611 km in 1,793 Tagen.[10]

Insgesamt scheint das Eugenia-System recht stabil zu sein; es gibt keine Anzeichen für Bahnstörungen der beiden Monde durch Bahnresonanzen, auch nicht für den Kozai-Effekt, was darauf hinweist, dass die Neigungen der Umlaufbahnen der Monde nicht durch Beeinflussung von Eugenia zustande kamen. Eine 10-Jahres-Entwicklungsstudie des Systems weist darauf hin, dass die Umlaufbahnen von Petit-Prince und S/2004 (45) 1 leicht durch die Sonne gestört werden, und in geringerem Ausmaß durch die gegenseitigen Interaktionen zwischen den Monden.[11]

Name Durch­messer (km) Relativ­größe (%) Masse (kg) Große Halbachse (km) Umlaufzeit (d) Exzentrizität Inklination Datum Entdeckung
S/2004 (45) 1 (Princesse)
(Eugenia II)
5,0 2,47 ? 610,59 1,793 0,110 18,0 14. Februar 2004<
Petit-Prince
(Eugenia I)
7,0 3,46 1,2 · 1015 1164,42 4,716 0,002 8,0 1. November 1998

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dictionary of Minor Planet Names, Band 1 in der Google-Buchsuche
  2. (45) Eugenia in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory (englisch).
  3. a b Jim Baer: Recent Asteroid Mass Determinations (2010). (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 8. Juli 2013; abgerufen am 4. September 2017.
  4. IRAS (2001): The Supplemental IRAS Minor Planet Survey. Abgerufen am 13. September 2017.
  5. M. Kaasalainen u. a.: Models of Twenty Asteroids from Photometric Data. 2002, bibcode:2002Icar..159..369K.
  6. Joseph R. Masiero u. a.: Main-belt Asteroids with WISE/NEOWISE: Near-infrared Albedos. 2012, arxiv:1209.5794.
  7. Joseph R. Masiero u. a.: Main-belt Asteroids with WISE/NEOWISE: Near-infrared Albedos. 2014, bibcode:2014ApJ...791..121M.
  8. IAUC 7503: Satellites of minor planets 3. Oktober 2000 (Benennung; englisch)
  9. William J. Merline, Laird M. Close, Christophe Dumas, Clark R. Chapman, François Roddier, François Menard, David C. Slater, Gilles Duvert, J. Chris Shelton und Thomas Morgan: On a Permanent Name for Asteroid S/1998(45)1. Southwest Research Institute Planetary Science Directorate, University of Colorado at Boulder, 26. Mai 2000 (Benennungsvorschlag; englisch).
  10. Asteroids with Satellites - (45) Eugenia, Petit-Prince, and S/2004 (45) 1
  11. Franck Marchis u. a.: A Dynamical Solution of the Triple Asteroid System (45) Eugenia. 2010, arxiv:1008.2164.