A. L. Bruns & Söhne
A. L. Bruns & Söhne, kurz auch Bruns & Söhne genannt,[1] war eine der bedeutendsten Tabakwaren-[2] und Zigaretten-Fabriken in Hannover. Letzter Standort des im 19. Jahrhundert gegründeten und in den 1970er Jahren eingestellten Unternehmens war die Hildesheimer Straße im hannoverschen Stadtteil Wülfel.[3]
Geschichte
Die zur Zeit des Königreichs Hannover im Jahr 1820 in der Residenzstadt Hannover gegründete[3] Tabak-, Zigarren- und Zigarettenfabrik[2] verzeichnete das Hannoversche Adreß-Buch für das Jahr 1821 zunächst als Bruns und Meyer, Tabaksfabrikanten unter der Adresse Marktstraße 488.[4] Von diesen Fabrikanten war August Ludwig Bruns der Namensgeber der später auch A. L. Bruns genannten Firma.[5]
In der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs meldete A. L. Bruns & Söhne beim nunmehr (königlich preußischen) Amtsgericht Hannover am 20. Mai 1875 ihre Tabakverpackung unter der Nummer 12 zum Markenschutz an.[6]
1890 übersiedelte die Firma A. L. Bruns & Söhne mit ihrem Standort in das seinerzeit noch selbstständige Dorf Wülfel, wo die Firma verschiedene Neubauten bezog.[3]
Das Markenzeichen des Unternehmens, der „Tabak mit der Spinne“, prangte zur Straßenfront an der Hildesheimer Straße und zeigte eine Spinne in ihrem selbstgebauten Netz.[3]
Zeitweiliger Teilhaber der Tabak-Fabrik war Albert Winkelhoff, Vater des späteren Juniorchefs und Prokuristen Werner Winkelhoff (* 9. August 1895 in Hannover), der 1920 die Schauspielerin und Tänzerin Jutta Ilse Zambona (* 28. August 1901 in Hildesheim) heiratete. Die Ehe hielt jedoch nur bis zur Scheidung 1924; Zambona heiratete anschließend den bei dem Gummiwarenhersteller Continental AG in Hannover als Redakteur für die Zeitschrift Echo Continental tätigen Schriftsteller Erich Maria Remarque.[7]
Am 16. Dezember 1976 wurde die zuletzt als e. K. im Handelsregister beim Amtsgericht Hannover unter der Nummer HRA 15275 geführte Firma gelöscht.[8] Bald nach der Einstellung des Betriebes wurden die Fabrikgebäude abgerissen. Auf dem ehemaligen Firmengelände richtete sich in der Folge eine freireligiöse Glaubensgemeinde ein;[3] die Mormonen errichteten hier ein Gemeindehaus der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.[9]
Literatur
- Albert Winkelhoff: Gedenkschrift zum 100 jährigen Bestehen der Firma A. L. Bruns & Söhne in Hannover-Wülfel. Juli 1820–1920, König & Ebhardt, Hannover 1920[10]
Archivalien
Archivalien von und über das Unternehmen finden sich beispielsweise
- im Niedersächsischen Wirtschaftsarchiv Braunschweig als an Sturhan in Bad Meinberg adressierter und 1880 datierter Firmenbriefbogen von A. L. Bruns & Söhne, Archivsignatur WirtA BS NWA 38 Zg. 2010/022 Nr. 79[11]
Weblinks
- Jens Schade: Damals in Wülfel: Die alte Tabakfabrik, Kurzbeschreibung mit zwei Fotografien der ehemaligen Tabakfabrik kurz vor ihrem Abriss auf der Seite myheimat.de vom 18. Juni 2011
Einzelnachweise
- ↑ Vergleiche die Angaben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (DNB)
- ↑ a b Ludwig Hoerner: Tabakwarenfabriken und -handlungen, in ders.: Agenten, Bader und Copisten. Hannoversches Gewerbe-ABC 1800–1900. Hrsg.: Hannoversche Volksbank, Reichold, Hannover 1995, ISBN 3-930459-09-4, S. 438f.; hier: S. 439
- ↑ a b c d e Rainer Ertel: Kaffee und Tabak, in ders.: Da war doch mal was. Auf Spurensuche in Hannover, 2. Auflage, Norderstedt: Books on Demand, 2018, ISBN 978-3-7528-8020-5 und ISBN 3-7528-8020-1, S. 60f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß der hiesigen Einwohner mit Bemerkung ihres Geschäfts, der Straßen in welchen dieselben wohnen und der Hausnummer, in: Hannoversches Adreß-Buch für das Jahr 1821, Hannover: Königliche Hof-Buchdruckerei S. L. Lamminger und Rosenbusch, 1821, S. 26; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek
- ↑ Karl Karmarsch, Theodor Oldekop (Red.): Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover, Jahrgang 1842–1843 oder Lieferung 28–43, Hannover: in Kommission der Hahn'schen Hofbuchhandlung, 1843, Spalte 375f.; Digitalisat über Google-Bücher
- ↑ M. W. Lassally (Hrsg.): Der Markenschutz. Allgemeines Zeichen-Register für das Deutsche Reich, Berlin: M. W. Lassally, 1875, S. 33; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Anna Eunike Röhrig: Ilse Jutta Zambona – eine biographische Skizze / Erich Maria Remarques zweimalige Ehefrau stammte aus Hildesheim, in Thomas F. Schneider (Red.): Erich-Maria-Remarque-Jahrbuch = Erich Maria Remarque yearbook, herausgegeben im Auftrag des Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrums Osnabrück, Band XVI (2006), Göttingen: V & R unipress; Osnabrück: Universitäts-Verlag, 2006, ISBN 3-89971-335-4, S. 90–95; hier: S. 91; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Vergleiche die Angaben auf der Seite northdata.de
- ↑ Jens Schade: Damals in Wülfel: Die alte Tabakfabrik, auf der Seite myheimat.de vom 18. Juni 2011, zuletzt abgerufen am 15. März 2019
- ↑ Vergleiche die Angaben im Katalog der DNB
- ↑ Vergleiche dazu die Angaben im Archivinformationssystem Niedersachsen und Bremen auf der Seite arcinsys.niedersachsen.de
Koordinaten: 52° 19′ 49,7″ N, 9° 46′ 29,8″ O