Abraham Lehrer

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Abraham Lehrer, 2013
Abraham Lehrer (Bildmitte) beim Empfang der Mission des Staates Israel im Kölner Rathaus (2013)

Abraham Lehrer (auch Abraham Josef 'Ebi' Lehrer, geboren am 13. April 1954 in New York City)[1][2] ist Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln, Vorstandsvorsitzender der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Im Hauptberuf leitet er ein Kölner Software-Unternehmen.

Leben

Abraham Lehrers Mutter Fela, die aus Olkusz stammte, überlebte das Vernichtungslager Auschwitz, sein aus Warschau stammender Vater Isack floh während des Nationalsozialismus mehrfach aus Arbeitslagern.[2] Abraham Lehrer wurde als zweites Kind des Ehepaars Lehrer in New York City geboren. Im Frühjahr 1954 kehrte die Familie nach Deutschland zurück und siedelte sich in Köln an.[1] Zwischen 1972 und 1979 studierte Abraham Lehrer Chemie, 1984 begann er eine dreijährige Ausbildung zum Programmierer. Im Jahr 1988 gründete er die ADOR EDV- und Software GmbH in Köln, deren Geschäftsführer er ist.[2][3]

Abraham Lehrer ist seit 1981 verheiratet und hat zwei Kinder.

Öffentliche Ämter

Seit 1969 engagierte er sich als Madrich in der Jugendgruppe im Jugendzentrum der Synagogen-Gemeinde Köln. Er leitete das hebräische Ferienlager, den Machanot der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland in Bad Sobernheim und Oudelande (NL).[3] In der Synagogen-Gemeinde Köln wurde er 1987 Mitglied des Gemeinderates und dann zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden der Gemeindevertretung gewählt.[4] Die Gemeindevertretung bestimmte Abraham Lehrer zum Delegierten der Mitgliederversammlung der ZWST.

Auf der Mitgliederversammlung im Jahr 1996 wurde Abraham Lehrer in den Vorstand der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e. V. (ZWST) gewählt. Dort leitete er die Jugend- und Erziehungskommission. Im Jahr 2000 übernahm er auf Vorschlag von Paul Spiegel den Vorsitz der ZWST,[5] der Dachorganisation der jüdischen Wohlfahrtspflege für die über 100 jüdischen Gemeinden in Deutschland.[6] Seit dem Jahr 2000 ist er stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Deutsches Hilfswerk, die soziale Maßnahmen freier gemeinnütziger Sozialleistungsträger in Deutschland finanziell fördern möchte.

Seit 2003 ist Lehrer auch Mitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden, dessen Vizepräsidentschaft er seit 2014 innehat.[5]

Anlässlich des Weltjugendtages 2005 besuchte Papst Benedikt XVI. in Köln als erster Papst eine Synagoge in Deutschland. Als Organisator begrüßte Abraham Lehrer den Papst und hielt eine vielbeachtete Rede mit den Schwerpunkten Mahnung und Ausgleich vor dem Kirchenoberhaupt.[7]

Lehrer pflegt Kontakte zu Kölner Politikerinnen und Politikern, zu Kölner Institutionen und zu den Kirchen.[8] Er unterstützt den Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Tel Aviv-Yafo.[4] Er engagiert sich besonders für die Integration jüdischer Zuwanderer aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion und setzt sich für die Förderung und Unterstützung jüdischer Menschen mit Behinderungen und deren Angehöriger ein. Weiterhin arbeitet Abraham Lehrer seit 2010 für die Einrichtung Die Stiftung. Erinnern ermöglichen. Diese hilft, Schulklassen den Besuch der Gedenkstätte Auschwitz zu ermöglichen.[4]

Für sein Engagement wurde er im Jahr 2012 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.[4]

2018 gründete Lehrer den Verein 321: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, der sich zum Ziel setzt, die „Verwurzelung der Juden in Deutschland“ und die historische Verbundenheit zwischen Juden und Nichtjuden in Deutschland stärker zu betonen und zu erforschen, worin, so Lehrer, „der jüdische Beitrag zum jüdisch-christlichen Abendland“ besteht. Die jüdische Geschichte in Deutschland solle nicht allein auf die Opferperspektive (mittelalterliche Pogrome; Ghettoisierung; Shoa) verengt werden. Die Zahl 321 im Vereinsnamen erklärt sich aus dem Jahr des Dekrets Kaiser Konstantins, das Juden gestattete, in der Kölner Stadtverwaltung zu arbeiten. Die Vergabe von Forschungsaufträgen sowie Kooperationen mit Hochschulen sind angestrebt. Vereinsziel ist ferner die Vorbereitung eines Gedenkjahrs für jüdisches Leben in Deutschland, das im Januar 2021 beginnen soll.[9]

Auf Vorschlag der SPD-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen wurde Lehrer zum Mitglied der 17. Bundesversammlung gewählt.

Positionen

Gegenüber dem Deutschlandfunk sagte Lehrer, die AfD sei aus Sicht des Zentralrates „eine Bedrohung unserer Demokratie, unserer Freiheit. Das wissen wir, und das erzählen wir auch immer unseren Gemeindemitgliedern.“ Ansonsten gebe der Zentralrat jedoch keine Wahlempfehlung. In jüdischen Gemeinden sei das gesamte politische Spektrum vertreten und jeder Jude müsse nach eigenem Gewissen wählen.[10]

Auszeichnungen

  • Bundesverdienstkreuz am Bande (2012)[4]

Weblinks

Commons: Abraham Lehrer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Referentenverzeichnis der CDU/CSU: Abraham Lehrer. Abgerufen am 27. Dezember 2017.
  2. a b c Andrea von Treuenfeld: Erben des Holocaust: Leben zwischen Schweigen und Erinnerung. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2017, ISBN 978-3-579-08670-5, S. 126–133.
  3. a b Herzlichen Glückwunsch, Ebi ! Vorstandsvorsitzender der ZWST feiert seinen 60. Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V., Juni 2014, abgerufen am 28. Dezember 2017.
  4. a b c d e Rede des Rede des Oberbürgermeisters Jürgen Roters anlässlich der Überreichung von Verdienstorden am 19. März 2012, online, abgerufen am 28. Dezember 2017
  5. a b Präsidium. In: Zentralrat der Juden. 24. November 2017 (zentralratderjuden.de [abgerufen am 28. Dezember 2017]).
  6. Der Vorstandsvorsitzende der ZWST stellt sich vor: Abraham Lehrer. In: Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V (Hrsg.): ZWST informiert. Dezember 2007, S. 10.
  7. Begrüßung von Papst Benedikt XVI. durch Abraham Lehrer, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln, am 19.08.2005 in der Synagoge Roonstraße
  8. Jubiläum: 11 Jahre "Kölner Friedensverpflichtung". (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 28. Dezember 2017; abgerufen am 28. Dezember 2017 (deutsch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kirche-koeln.de
  9. Es gab auch gute Zeiten zwischen Juden und Nichtjuden. www.welt.de, 23. April 2018
  10. Jens Rosbach: Sympathien gegenüber der AfD – und Warnungen Deutschlandfunk, 21. September 2017