Abtei Rommersdorf
Die Abtei Rommersdorf ist eine ehemalige Prämonstratenserabtei und die älteste Niederlassung dieses Ordens auf dem Gebiet des alten Erzbistums Trier.
Geographisch gesehen liegt die ehemalige Abtei im heutigen Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis in Rheinland-Pfalz. Heute beherbergt die Abtei eine Außenstelle des Landeshauptarchivs Koblenz.
Geschichte
Das Kloster wurde um 1117 dank einer Stiftung von Reginbold von Rommersdorf (auch: Reginbold von Isenburg (Adelsgeschlecht)[1]) gegründet. Die ersten dort ansässigen Geistlichen waren Benediktiner aus Schaffhausen. Schon nach wenigen Jahren verließen die Benediktiner den Ort wieder. Als Grund ist wohl die zu große Armut der Niederlassung anzunehmen. Nachdem die Benediktiner gegangen waren, verfiel Rommersdorf nach und nach.
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Garten der Abtei
Unter dem Trierer Erzbischof Albero von Montreuil sollte die Abtei um 1135 wieder besiedelt werden. Diesmal kamen auf Bestreben des Erzbischofs Prämonstratenser aus dem belgischen Floreffe an der Sambre. Die Abtei Rommersdorf galt von nun an als Tochterkloster der Abtei Floreffe.
Die einstmals prächtige Klosterkirche diente auch als Begräbnisstätte des isenburgischen Herrscherhauses, vornehmlich für den Abt und andere Konventsmitglieder, aber auch für Vertreter der umliegenden Adelsgeschlechter. Dazu gehörten vor allem die Grafen von Wied und Grafschaft Isenburg und die Herren von Braunsberg. Einer der Äbte, Bruno von Isenburg-Braunsberg (ab 1214 Abt, † 10. Dezember 1236), wurde von der katholischen Kirche heilig-gesprochen. Unter ihm nahm das Kloster einen bedeutenden Aufschwung. Bruno wurde 1213 von Papst Innozenz III. und noch einmal 1220 von Papst Honorius III. als Kreuzzugsprediger nach Trier gerufen. Unter seiner Leitung wurde das Kloster erweitert, auch errichtete er ein Krankenhaus. Papst Gregor IX. beauftragte ihn, für ihn einen Bericht der Wunder der hl. Elisabeth von Thüringen abzufassen, da er mit Ludwig IV. (Thüringen) und seiner Frau Elisabeth freundschaftlich verbunden war.
Die Kirche stand unter dem Patrozinium der hl. Jungfrau Maria. Sie hatte umfangreichen Besitz im umliegenden Kirchspiel Heimbach. Von Rommersdorf aus wurden weitere Tochterklöster gegründet. Diese waren allesamt Frauenklöster. Zu nennen sind dabei die Klöster Wülfersberg, dem Rommersdorfer Männerkloster benachbart, und der Hof Steinebach (Westerwald, bei Puderbach), Retters im Main-Taunus-Kreis, das Kloster Altenberg und das Kloster Dorlar bei Wetzlar. Bedeutsam wurde auch die Klosterkapelle in Adenroth bei Großmaischeid und das Hospital in Andernach.
Dem Wesen ihres Ordens nach waren die Prämonstratenser von Rommersdorf bestrebt, die Seelsorge in den umliegenden Pfarreien zu übernehmen. Die Orte Heimbach, Weis und Gladbach, die ein Kirchspiel bildeten, waren besonders eng an die Abtei Rommersdorf gebunden. Auch Neuwied und Engers zählten zu den Pfarreien des Klosters Rommersdorf.
Im Zuge der Säkularisation und des Reichsdeputationshauptschlusses kam es 1803 zur Auflösung der Prämonstratenserabtei Rommersdorf. Am 2. November 1802 begann der nassau-weilburgische Justizrat Carl Hergenhahn mit der vorläufigen Inbesitznahme des Stiftes Limburg und der Abteien Rommersdorf und Sayn. Am 16. November traf er in Rommersdorf ein und begann mit der Inventarisation des Besitzes der Abtei Rommersdorf. Gemäß Anweisung der kurtrierischen Regierung protestierte Müller dagegen, ergriff aber keine Maßnahmen. 5 Tage später erschien der kurtriersche Regierungsrat Stähler in Rommersdorf, konnte dort aber das kurfürstliche Verbot einer Zusammenarbeit mit Nassau nicht durchsetzen. Nach den Beschlüssen des Reichsdeputationshauptschlusses war jeder Widerstand gegen den Übergang der Landesherrschaft sinnlos geworden. Am 17. Juni 1803 gab der nassauische Hofrat Kayser den Beschluss zur Aufhebung der Abtei bekannt. Augustin Müller wurde mit einer Pension von 1500 Gulden pro Jahr in den Ruhestand geschickt. Ursprünglich hatte Kayser eine Pension von 2000 Gulden angeboten, Müller verzichtete aber zugunsten des Konventes auf 500 Gulden. Die Konventualen erhielten (soweit sie keine Pfarreien übernahmen) eine Pension zwischen 300 und 500 Gulden. Am 20. Juli 1803 ging die erste Zahlung ein und der Konvent wurde aufgelöst.[2]
Zahlreiche Brände und mangelnder Gebäudeschutz führten dazu, dass nach 1912 lediglich eine Ruine der Kirche und des Turms bestand.
Dem 1972 gegründeten Fördererkreis und der 1976 hieraus entstandenen Abtei-Rommersdorf-Stiftung – die erste dem Denkmalschutz verpflichtete Stiftung landesweit – ist es zu verdanken, dass seit 1977 die Rettung des zunehmend verwahrlosten Komplexes in Angriff genommen wurde. Unter anderem erhielt die Kirche ein neues Dach, so dass der weitere Zerfall verhindert wurde und der Innenraum wieder genutzt werden kann, der Turm wurde mit einer neuen barocken Haube versehen. Heute dient die ehemalige Klosteranlage als Erholungs- sowie Veranstaltungsort für die Freilichtfestspiele der Stadt Neuwied und der Kreuzgangkonzerte. In den Abteigebäuden ist eine Außenstelle des Landeshauptarchivs Koblenz untergebracht. 2003 förderte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die denkmalgerechte Neueindeckung des von Nikolaus Lauxen geplanten, 1783 errichteten barocken „Gästehauses oder Hospitals“ in altdeutscher Deckung.
Liste der Äbte (unvollständig)
Liste der Äbte | Amtszeit |
bis 1145 | hl. Dietrich von Rommersdorf († 16. Dezember 1145), Gründerabt |
1145–? | Macarius, 2. Abt |
? | Heinrich, 3. Abt |
? | Rudolph, 4. Abt |
? | hl. Elias von Rommersdorf († 24. März 1201) |
Anfang 13. Jhrd. | Reiner |
1216–1236 | Bruno von Braunsberg |
bis 1559 | Thomas von Dievelich |
1559–1576 | Servatius Gerhard |
1645–1654 | Nikolaus Simonis, 50. Abt[3] |
1657–1671 | Gerhard von Entzen, vorher Abt von Sayn |
1671–1705 | Carl Wirtz, 52. Abt |
1706–1729 | Johannes Wirtz, 53. Abt |
Hermann Scheuß, gest. 1732 | |
1732–1746 | Friedrich (Ludwig II.) von Coll |
Werner Diepram aus Xanten, gest. 1772 | |
1772–1792 | Franz Kech |
1792–1803 | Augustin Müller, 59. und letzter Abt |
Literatur
- Julius Wegeler: Die Prämonstratenser-Abtei Rommersdorf. Nach einer Handschrift und Urkunden-Sammlung des Weihbischofs W. A. Günther bearbeitet. Schuth, Coblenz 1882.
- Herbert Leicher: Die Geschichte der Abtei Rommersdorf von der Gründung bis zum Beginn der Reformation. Bonn 1953, (Manuskript).
- Hermann Reinhard: Der mittelalterliche Schmuckfußboden in der ehemaligen Abtei Rommersdorf. In: Heimat-Jahrbuch des Landkreises Neuwied 1981, S. 48–51.
- Heiko K. L. Schulze: Die ehemalige Prämonstratenser-Abtei Rommersdorf. Untersuchungen zur Baugeschichte unter besonderer Berücksichtigung des 12. und 13. Jahrhunderts. Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1983, (Quellen und Abhandlungen der mittelrheinischen Kirchengeschichte 44, ISSN 0480-7480).
- Bruno Krings: Zur Geschichte des Prämonstratenserstiftes Rommersdorf im 12. Jahrhundert. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 36, 1984, ISSN 0066-6432, S. 11–34.
- Albert Hardt: Das Kloster Rommersdorf (bei Neuwied) und dessen Tochterklöster Altenberg (bei Wetzlar), Dorlar (bei Wetzlar), Mariaroth (bei Waldesch), Retters (bei Königstein), Steinebach (bei Puderbach), Wülfersberg (bei Neuwied-Gladbach). 2. verbesserte Auflage. Selbstverlag Albert Hardt, Wolfenacker 2001.
- Dieter Pokorra: Die Prämonstratenser und ihr Wirken im Rheinland am Beispiel der Abtei Rommersdorf. Vallendar 2006, (Diplomarbeit an der Philosophisch-Theologischen-Hochschule Vallendar).
Siehe auch
Weblinks
- Abtei Rommersdorf
- Abtei Rommersdorf auf der Website des Prämonstratenser-Ordens
- Freilichtfestspiele und Kreuzgangkonzerte
- Neuwied - Prämonstratenserabtei Rommersdorf, König, Christian: In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, abgerufen am 12. November 2019
- Rommersdorf, Prämonstratenserkloster, 842 Urkunden 1198–1802; 381 Akten 1093, 1200–1843, In: LHAKo Bestand 162
Einzelnachweise
- ↑ Geschichte Isenburgs, Internetpräsenz der Verbandsgemeinde Dierdorf
- ↑ Reinhard Lahr: Die Mittelrheingemeinden Heimbach, Weis und Gladbach zwischen Grundherrschaft und Industrialisierung : (1680 - 1880) ; ländliche Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur im Umbruch, Diss., 1995, S. 271 ff.
- ↑ Simonis, Nikolaus / 1590–1654. In: RPPD. 4. Dezember 2012, abgerufen am 2. Juni 2021 (englisch).
Koordinaten: 50° 27′ 23,8″ N, 7° 32′ 15,8″ O