Acetofilamentum rigidum

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Acetofilamentum rigidum
Systematik
Abteilung: Bacteroidetes
Klasse: Bacteroidia
Ordnung: Bacteroidales
Familie: Bacteroidaceae
Gattung: Acetofilamentum
Art: Acetofilamentum rigidum
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Acetofilamentum
Dietrich et al. 1989
Wissenschaftlicher Name der Art
Acetofilamentum rigidum
Dietrich et al. 1989

Acetofilamentum rigidum ist eine Bakterienart. Der Gram-Test fällt negativ aus. Der GC-Gehalt (der Anteil der Nukleinbasen Guanin und Cytosin) in der Bakterien-DNA liegt bei 47 Mol-Prozent.[1] Das Bakterium wurde im Klärschlamm einer Abwasserbehandlungsanlage gefunden.[2]

Merkmale

Erscheinungsbild

Die Zellen sind gerade, sehr dünne Stäbchen. In der Erstbeschreibung werden sie als rigide (starr oder steif) bezeichnet. Der Durchmesser einzelner Zellen liegt zwischen 0,18 und 0,30 µm, bei einer Länge von 2–8 µm. Die Gram-Färbung verläuft negativ.[2] Es können relativ lange Filamente mit mehr als 100 µm Länge geformt werden, dies unterscheidet Acetofilamentum von der früher in der gleichen Familie geführten Gattung Acetomicrobium, diese Gattung bildet keine Filamente.[1] (Acetomicrobium wurde zu dem neu aufgestellten Phylum Synergistetes gestellt.) Sporen werden nicht gebildet. Die Zellen sind nicht beweglich (nonmotil).[2]

Wachstum und Stoffwechsel

Der Stoffwechsel ist anaerob, d. h., sie zeigen ausschließlich unter anaeroben Bedingungen – also unter Sauerstoffausschluss – Wachstum und führen eine Fermentation durch.[1] Die Art ist chemo-organotroph. Die optimale Temperatur für das Wachstum liegt zwischen 35–38 °C, Wachstum findet bei Temperaturen von 25–40 °C statt.[1] Es werden pH-Werte von 6,5–9,0 toleriert, für das Wachstum optimale Werte liegen bei pH 7,3–8,0. Es werden Glucose, Galactose und Ribose fermentiert. Ethanol wird bei der Fermentation nicht produziert.[1] Hingegen werden Acetat (das Anion der Essigsäure) und Wasserstoff (H2) im Stoffmengenverhältnis 1:2 gebildet, auch Kohlenstoffdioxid (CO2) entsteht bei der Fermentation. Durch einen zunehmenden H2-Partialdruck wird das Wachstum gehemmt, während eine steigende Acetat-Konzentration keinen Einfluss auf das Wachstum hat.[2]

Pathogenität

Acetofilamentum rigidum ist nicht pathogen („krankheitserregend“) und wird durch die Biostoffverordnung in Verbindung mit der TRBA (Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe) 466 der Risikogruppe 1 zugeordnet.[3]

Systematik

Die Art Acetofilamentum rigidum wie auch die Gattung wurde von G. Diedrich u. a. im Jahre 1989 erstbeschrieben.[1][4] Sie ist die einzige Art der Gattung Acetofilamentum und zählt zu der Abteilung der Bacteroidetes. In der Taxonomiedatenbank des National Center for Biotechnology Information (NCBI) werden weder Gattung noch Art geführt (Stand 2014).[5] Gattung und Art sind jedoch den Regeln des Bakteriologischen Codes entsprechende, gültig publizierte Bakterientaxa und wurden mit der Validation List No. 28 („Bestätigungsliste“ Nr. 28) 1989 anerkannt.[4][6]

Etymologie

Der Gattungsname Acetofilamentum leitet sich von den lateinischen Wörtern acetum für „Essig“ und filamentum für „gedrehter“ oder „gesponnener Faden“ her und bezieht sich auf das fadenförmige Aussehen der Zellen und ihre Fähigkeit, Acetat (das Anion der Essigsäure) zu produzieren. Der Artname A. rigidum leitet sich vom lateinischen Adjektiv rigidum für „rigide“ oder „steif“ her und bezieht sich auf das Erscheinungsbild der Zellen.[4]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Noel R. Krieg u. a. (Hrsg.): Bergey’s Manual of Systematic Bacteriology. 2. Auflage, Band 4: The Bacteroidetes, Spirochaetes, Tenericutes (Mollicutes), Acidobacteria, Fibrobacteres, Fusobacteria, Dictyoglomi, Gemmatimonadetes, Lentisphaerae, Verrucomicrobia, Chlamydiae, and Planctomycetes. Springer, 2010, ISBN 978-0-387-68572-4, S. 41–42.
  2. a b c d G. Dietrich, N. Weiss u. a.: Acetofilamentum rigidum gen. nov., sp. nov., a Strictly Anaerobic Bacterium from Sewage Sludge. In: Systematic and Applied Microbiology, Band 10, Nr. 3, August 1988, S. 273–278, ISSN 0723-2020. doi:10.1016/S0723-2020(88)80012-2.
  3. TRBA (Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe) 466: Einstufung von Prokaryonten (Bacteria und Archaea) in Risikogruppen. In: Website der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). 25. April 2012, S. 7, abgerufen am 7. April 2014.
  4. a b c Jean Euzéby, Aidan C. Parte: Genus Acetofilamentum. In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 6. Juni 2019.
  5. Taxonomy Browser. In: Website des National Center for Biotechnology Information (NCBI). Abgerufen am 21. April 2014.
  6. Validation of the Publication of New Names and New Combinations Previously Effectively Published Outside the IJSB: List No. 28. In: International Journal of Systematic Bacteriology. Band 39, Nr. 1, 1. Januar 1989, ISSN 0020-7713, S. 93–94, doi:10.1099/00207713-39-1-93.

Literatur

  • Noel R. Krieg u. a. (Hrsg.): Bergey’s Manual of Systematic Bacteriology. 2. Auflage, Band 4: The Bacteroidetes, Spirochaetes, Tenericutes (Mollicutes), Acidobacteria, Fibrobacteres, Fusobacteria, Dictyoglomi, Gemmatimonadetes, Lentisphaerae, Verrucomicrobia, Chlamydiae, and Planctomycetes. Springer, 2010, ISBN 978-0-387-68572-4, S. 41–42.