Achaios der Ältere

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Achaios (altgriechisch Ἀχαιός Achaiós) war ein griechischer Adliger im Seleukidenreich im 3. vorchristlichen Jahrhundert. In Unterscheidung zu seinem gleichnamigen Enkel wird er oft „Achaios der Ältere“ genannt.

Achaios ist durch eine Steleninschrift bekannt, die in Laodikeia am Lykos (heute Denizli) ausgegraben wurde und die auf den Monat Pertitos des Jahres 45 nach seleukidischer Zeitrechnung (Januar 267 v. Chr.) datiert. Die Inschrift dokumentiert die Ehrung des Achaios, der als „Herr des Ortes“ (

κυρίωι τοῦ τόπου

, Dativ: „(gewidmet) dem Herren …“) bezeichnet wird, durch die Aufstellung je einer Stele in den Heiligtümern des Zeus in Neoteichos und des Apollon in Kiddios (Kiddioukome). Die Bewohner beider Städte hatte er zuvor aus der Gefangenschaft der Galater freigekauft, die ihn deswegen als ihren „Retter“ (

Σωτήρ

) würdigten.[1][2]

Der 267 v. Chr. geehrte Achaios wird als Vater der folgenden vier Geschwister angesehen:

Familie

Karl Julius Beloch rechnete Achaios den Älteren dem Dynastiegründer Seleukos I. als einen jüngeren Sohn zu, womit seine Nachkommen einen Seitenzweig der Seleukiden darstellen würden. Gestützt wird diese These auf die Namensgebung seiner Töchter, beide mit traditionell seleukidischen Namen, die nach ihren Urgroßeltern (Antiochos, Laodike) benannt worden wären. Achaios hätte demnach spätestens nach der Schlacht von Kurupedion 281 v. Chr. von seinem Vater oder seinem Bruder ein eigenes Fürstentum um Laodikeia am Lykos als untergeordneter Vasall erhalten haben können. Jüngere Betrachtungen, siehe Grainger, bezweifeln jedoch diese Filiation und verweisen auf das gänzliche Fehlen ihrer Erwähnung bei Polybios und Eusebius von Caesarea. Sie halten es für ausgeschlossen, dass eine solch prominente Verwandtschaft bei den ansonst so genau schreibenden Autoren ignoriert worden wäre. Auch die zeitgenössische Inschrift aus Denizli weiß von keiner Bruderschaft des Achaios zu König Antiochos I., der kurz zuvor noch die Galater in der berühmten Elefantenschlacht besiegt hatte.

Unter Berücksichtigung einer in der Zeit des Seleukos I. getätigten Stadtgründung namens Achaia in der zentralasiatischen Provinz Aria besteht weiterhin die Auffassung, Achaios könne ein enger Vertrauter oder Offizier des Seleukos I. gewesen sein, der sich während dessen Ostfeldzug 308 bis 302 v. Chr. verdient gemacht habe.[6][7] Neben einer eigenen Stadtgründung im Osten und der Landschenkung in Anatolien könnte er auch durch die Ehe mit einer Tochter des Königs begünstigt worden sein, was den Einzug der seleukidischen Frauennamen in seine Familie erklärt.[8]

Die Familie des Achaios:

Seleukos I.
† 281 v. Chr.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Antiochos I.
† 261 v. Chr.
 
 
 
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Achaios der Ältere
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Antiochos II.
† 246 v. Chr.
 
Laodike I.
 
Andromachos
 
Alexandros
 
Attalos
 
Antiochis
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Seleukos II.
† 226 v. Chr.
 
Laodike II.
 
Achaios der Jüngere
König in Sardis; † 213 v. Chr.
 
 
 
 
 
Attaliden
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Seleukiden
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Literatur

  • Karl Julius Beloch: Griechische Geschichte. Band 4: Die griechische Weltherrschaft. 2. Auflage, unveränderter photomechanischer Nachdruck. Abteilung 2. De Gruyter, Berlin 1967, S. 204–206 (Nachdruck der Ausgabe Berlin 1925).
  • Richard A. Billows: Kings and Colonists. Aspects of Macedonian Imperialism (= Columbia Studies in the Classical Tradition. 22). Brill, Leiden u. a. 1995, ISBN 90-04-10177-2, S. 96–99.
  • John D. Grainger: A Seleukid Prosopography and Gazetteer (= Mnemosyne. Supplementum. 172). Brill, Leiden u. a. 1997, ISBN 90-04-10799-1, S. 127–128.

Einzelnachweise

  1. Michael Wörrle: Antiochos I., Achaios der Ältere und die Galater. Eine neue Inschrift in Denizli. In: Chiron. Bd. 5, 1975, S. 59–87.
  2. Michel M. Austin: The Hellenistic World from Alexander to the Roman Conquest. A Selection of Ancient Sources in Translation. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1981, ISBN 0-521-22829-8, Nr. 142, S. 142–143.
  3. a b Eusebius von Caesarea 1,251
  4. Polybios 4,51,4
  5. Strabon 13,4,2
  6. Achaeus ‘the Elder’ bei The Genealogy of the Seleucids von Alex McAuley, Department of History & Classical Studies, McGill University.
  7. Die Stadt Achaia Areia wird bei Strabon (11,10,1) und Appian (Syriake 57) genannt.
  8. Seleukos I. hatte zwei Töchter namens Laodike und Apame, von denen eine mit dem Mauryra-König Chandragupta verheiratet wurde. Strabon 15,2,9; Appian, Syriake 55