Admiral von Frankreich

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Vorgesehene Rangabzeichen für einen Admiral von Frankreich

Unter dem Ancien Régime war der Admiral von Frankreich (französisch Amiral de France) – dem Connétable von Frankreich gleichgestellt – Oberbefehlshaber der französischen Flotte mit eingeschränkten Machtbefugnissen.

Ancien Régime

Die Aufgabe eines Admirals von Frankreich wurde 1270 von König Ludwig IX. im Zusammenhang mit dem Siebten Kreuzzug geschaffen. Der Titel war dem des Connétable von Frankreich äquivalent und der Inhaber zählte zu den Großoffizieren der Krone.

Die Aufgabe des Admirals betraf die Küsten der Picardie, der Normandie, des Aunis und der Saintonge. In Kriegszeiten musste er Handelsschiffe zu einer militärischen Flotte zusammenstellen, sie für die Seefahrt bewaffnen, ausstatten und verproviantieren, und dem Korsaren den Kaperbrief ausstellen. In Friedenszeiten befasste er sich mit dem Unterhalt der königlichen Flotte, sofern sie existierte, aber auch mit dem Seehandel und der Handelsflotte.

Die wenigsten der Admirale waren selbst Seefahrer – mit Ausnahme von Claude d’Annebault hat keiner von ihnen jemals die Flotte tatsächlich befehligt. Die tatsächliche Macht eines Admirals von Frankreich war eher gering, zum Teil aufgrund der Konkurrenz der anderen Admirale (der Amiral des mers du Levant für die Provence, der Amiral de Bretagne und der Amiral des mers du Ponant für Guyenne), des Generals der Galeeren und dann des Marineministeriums.

Das Amt hatte hingegen durchaus starke politische Bedeutung, ähnlich dem Connétable. Zudem war es lukrativ: dem Admiral standen ein Teil der Strafen und der Beschlagnahmungen aus den Seeblockaden zu, sowie von Strandgut, Ankergeld und Schiffbruch, ein Zehntel der Kriegseinnahmen etc.

Darüber hinaus gab es die Rechtsprechung, wieder ähnlich wie beim Connétable und dem Marschall von Frankreich, am Table de marbre in Paris, Rouen sowie etwa 50 weiteren Standorten entlang der Küsten, die sich auch mit Fischerei und der Kriminalität im Hafengebiet befassten.

Die Admiralität von Frankreich wurde 1627 von Richelieu abgeschafft, der neugeschaffener Grand maître de la navigation war und die gesamte Macht über die Flotte in seiner Hand haben wollte. Ludwig XIV. stellte das Amt am 12. November 1669 mit einem Edikt wieder her. Der erste neue Titelträger war sein unehelicher Sohn Louis de Bourbon, Graf von Vermandois, der gerade erst 2 Jahre alt war. In der Folgezeit zeigte nur Louis-Alexandre de Bourbon, comte de Toulouse Interesse für diese Aufgabe.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kamen die Admiralitäten vollständig unter die Kontrolle des Marineministeriums.

Nach der Französischen Revolution

Nach der Auflösung der Admiralität durch die Verfassungsgebende Versammlung am 22. April 1791 wurde das Amt durch kaiserliches Dekret vom 13. Pluviôse des Jahres 13 (2. Februar 1805) und königlicher Ordonnanz vom 18. Mai 1814 wieder eingeführt – Amtsinhaber war Joachim Murat, nach Napoleons erstem Sturz Louis-Antoine de Bourbon, duc d’Angoulême – und 1870 wieder abgeschafft. Der letzte Titelträger war Trehouard de Beaulieu (1869). Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges wurde 1939 eigens für Admiral François Darlan der Rang eines Amiral de la Flotte geschaffen, der mit dem eines Admiral von Frankreich vergleichbar war.

Heute sind die Titel des Marschalls von Frankreich und des Admirals von Frankreich staatliche Würden (le titre de maréchal de France et celui d'amiral de France, constituent une dignité dans l'État, Gesetz von 1972) – auch wenn es niemanden gibt, der diese Würde trägt.

Admirale von Frankreich

  1. Ugoni Lercadi, 1248 admiratus illustris regis Francorum für den sechsten Kreuzzug
  2. Florent de Varennes, † 1270, 1269 amiraut du roi für den siebten Kreuzzug
  3. Mathieu IV. de Montmorency, † wohl 1305, Admiral und 1296 Großkammerherr von Frankreich (Stammliste der Montmorency)
  4. Jean II. d’Harcourt, genannt le Preux, † 1302, Admiral und Marschall von Frankreich
  5. Hugues Quiéret, 1336–1340
  6. Nicolas Béhuchet, 1339–1340, Amiral de la Flotte
  7. Luis de la Cerda, 1341–1346, Bruder von Charles de la Cerda
  8. Jean La Heuse genannt Le Baudrain de La Heuse, 1359–nach 1369, † nach 1372
  9. Jean de Vienne, 1373–1396
  10. Pierre de Breban, 1406–1408, † nach 1428
  11. André de Laval, 1436–1439, danach Marschall von Frankreich
  12. Prigent VII. de Coëtivy, 1439–1450 (Haus Coetivy)
  13. Jean V. de Bueil, 1450–1461, † 1477
  14. Louis de Bourbon, genannt le Bâtard de Bourbon, 1466–1487
  15. Odet d’Aydie (um 1425–1498), um 1490
  16. Louis Malet, Seigneur de Graville, 1487–1508 (Haus Malet)
  17. Charles II. d’Amboise, 1508–1511
  18. Guillaume Gouffier de Bonnivet, 1515–1525
  19. Gaspard II. de Coligny, 1523–...
  20. Antoine de La Rochefoucauld, Seigneur de Barbezieux, † 1537
  21. Philippe Chabot, Graf von Buzançais, † 1543
  22. Claude d’Annebault, um 1550
  23. Charles II. de Lorraine–Guise, duc de Mayenne, bis 1582
  24. Anne de Joyeuse (um 1560–87), von 1582 bis 1587
  25. Jean Louis de Nogaret de La Valette, duc d'Épernon (1554–1642) von 1587 bis 1588
  26. André-Baptiste de Brancas, Seigneur de Villars, († 1595) von 1594 bis 1595
  27. Charles de Montmorency, duc de Damville (um 1537–1612), von 1596 bis 1612 (Stammliste der Montmorency)
  28. Henri II. de Montmorency (1595–1632), von 1612 bis 1626 (Stammliste der Montmorency)
  29. Louis de Bourbon, comte de Vermandois (1667–1683), von 1667 bis zu seinem Tod 1683
  30. Louis-Alexandre de Bourbon, comte de Toulouse (1678–1737), von 1683 bis zu seinem Tod 1737
  31. Louis Jean Marie de Bourbon, duc de Penthièvre (1725–93), von 1734 bis zur Revolution
  32. Joachim Murat, 1804
  33. Louis-Antoine de Bourbon, duc d’Angoulême 1814
  34. Trehouard de Beaulieu, 1869–1870
  35. François Darlan, 1939–1942, Amiral de la Flotte

Siehe auch

Literatur

  • Bernard Barbiche: Les institutions de la monarchie française à l'époque moderne. XVIe - XVIIIe siècle. Presses universitaires de France, Paris 1999, ISBN 2-13-048195-7, (Collection premier cycle: Histoire).