Adolf Roesicke (Unternehmer)

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Friedrich Julius Adolf Roesicke (* 29. Oktober 1817; † 3. September 1886)[1][2] war ein deutscher Unternehmer. 1864 wurde er Eigentümer der Schultheiss`schen Brauerei,[3] die er stark vergrößerte.

Leben

Roesicke heiratete Pauline Goschenhofer, mit der er die Söhne Richard und Gustav bekam. Der Sohn von Richard, der Chemiker Adolf Roesicke, wurde nach seinem Großvater benannt.[4]

Adolf Roesicke war zunächst Mitbesitzer der Wäschefirma Goschenhofer & Roesicke, die in Berlin in der Leipziger Straße 58 ansässig war, und ab 1843 alleiniger Inhaber. Zu diesem Zeitpunkt waren in dem Betrieb etwa 600 Personen beschäftigt.[5]

Im Mai 1864 kaufte er für 210.000 Taler von Jobst Schultheiss dessen Brauerei, die sich ursprünglich in der Neuen Jakobstraße 24-26 befand.[6] Die kaufmännische Leitung übertrug er seinem erst 19-jährigen Sohn Richard. Unter Roesicke wurde die Produktion von obergärigen auf untergärige Biere umgestellt. Drei Jahre nach dem Kauf wurde das weitere Brauereigrundstück Schönhauser Allee 39 um zehn Morgen Land auf zwölf Morgen erweitert; das Bauland, das Adolf Roesicke kaufte, lag auf den Grundstücken Schönhauser Allee 38, 37 und 36. Er verlegte den Hauptsitz der Brauerei dorthin; die Fronten wiesen in die Franseckistraße, die heute Sredzkistraße heißt, und in die Tresckowstraße. 1871 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. In einer zeitgenössischen Schrift wurde das wie folgt kommentiert: „Am 11. Juni 1870 explodirte das Actiengesetz, und nun kamen die übrigen Brauereien an die Reihe; eine nach der andern wurde „gegründet“. Wir classificiren sie, wie folgt [...]“ Der Autor Otto Glagau unterschied im nachfolgenden Text zwischen nicht zu bösen, ziemlich bösen, entschieden bösen und sehr bösen Gründungen. Schultheiss kam bei dieser Bewertung noch glimpflich weg und wurde unter die nicht zu bösen Aktiengründungen gerechnet. Neben Adolf und Richard Roesicke nannte er folgende Mitglieder: Kommerzienrat Wilhelm Herz, Konsul Gustav Müller, Konsul Georg Marchand, Kommerzienrat Benjamin Liebermann, Oscar Hainauer und Julius Schiff.[7]

Bis 1873 wurde ein neues Sudhaus an der Franseckistraße errichtet. Mit der Einführung des Flaschenbiers 1880 stiegen sowohl die Produktions- als auch die Angestelltenzahlen. Man legte sich im milden Winter 1882/83 eine Kältemaschine zu, so dass 1884 die bisherigen Eiskeller zu Lagerkellern umfunktioniert werden konnten. Die Umgestaltung der Schultheiss-Brauerei, die weiterhin diesen Namen trug, lag in den Händen des Architekten Franz Heinrich Schwechten. Auch nach Adolf Roesickes Tod wurde das Unternehmen weiter ausgebaut.[8]

Mausoleum der Familie Roesicke

Adolf Roesicke wurde auf dem Berliner Friedhof der St.-Petri-Gemeinde bestattet. Das 1887 errichtete neoklassizistische Mausoleum wurde von Franz Schwechten entworfen.[9]

Einzelnachweise

  1. Grabstätte und Lebensdaten auf www.hartwig-w.de
  2. Ein anderes Todesdatum, der 21. Juli 1903, findet sich auf der Homepage der Kulturbrauerei (Memento vom 30. Oktober 2014 im Internet Archive), wo allerdings offenbar Adolf und Richard Roesicke verwechselt werden.
  3. https://books.google.de/books?id=3J2NDQAAQBAJ&pg=PT107&lpg=PT107&dq=August+Heinrich+Prell&source=bl&ots=x_t4fYDnKf&sig=qukXoJRWdeEWcTTw8Ow4iZyk4QM&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjFyZ2L1vLfAhVHZFAKHYOPC7QQ6AEwBnoECAMQAQ#v=onepage&q=August%20Heinrich%20Prell&f=false
  4. Eckhard Hansen, Florian Tennstedt (Hrsg.) u. a.: Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 1: Sozialpolitiker im Deutschen Kaiserreich 1871 bis 1918. Kassel University Press, Kassel 2010, ISBN 978-3-86219-038-6, S. 130 (Online, PDF; 2,2 MB).
  5. Christoph Sandler: Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesammten Industrie Deutschlands, Österreichs, Elsass-Lothringens und der Schweiz. 1. Band, Leipzig 1873, S. 9.
  6. https://www.diegeschichteberlins.de/geschichteberlins/persoenlichkeiten/persoenlichkeitenot/395-roesicke.html
  7. Otto Glagau: Der Börsen- und Gründungsschwindel in Berlin. Gesammelte und stark vermehrte Artikel der „Gartenlaube“. Leipzig 1876, S. 263.
  8. Homepage der Kulturbrauerei
  9. Daten auf friedhofsfinder.stiftung-historische-friedhoefe.de