Adolf Steiner (Musiker)
Adolf Steiner[1] (* 12. April 1897 in Schwäbisch Hall; † 27. März 1974 in Baden-Baden) war ein deutscher Violoncellist und Musikpädagoge.[2]
Leben und Werk
Adolf Steiner erhielt als Sohn eines württembergischen Landesmusikers zusammen mit seinen vier Brüdern zunächst eine Musikausbildung in der Familie. Ab seinem sechsten Lebensjahr lernte er Violine und Klavier, mit zwölf wechselte er zum Cello. Er begann auch früh als Schlagzeuger in der Kapelle seines Vaters. Er studierte von 1914 bis 1921 mit einer kriegsdienstbedingten Unterbrechung von 1916 bis 1919 bei Hugo Becker an der Berliner Musikhochschule.[2]
Von 1921 bis 1929 war er Mitglied des Havemann-Quartettes.[3] 1926 wurde er Solist im Orchester des deutschen Opernhauses.[3] Anschließend trat er von 1928 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Gebrüder Steiner Quartett – das sind die Geiger Karl und Willy, der Bratscher Fritz sowie der Dirigent und Pianist Heinrich im Klavierpart – auf.[3][4] Die Brüder Steiner waren allesamt überzeugte Nationalsozialisten[5] und Adolf Steiner trat 1930 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 359.757).[6] Insbesondere lud Joseph Goebbels das Steiner-Quartett ein, vor seinen Auftritten zu spielen. Ab 1933 lehrte Adolf Steiner an der Berliner Hochschule für Musik als Ersatz für den aus rassistischen Gründen entlassenen Emanuel Feuermann.[7] Ab 1939 wirkte er als Professor in Berlin.[3][8] Adolf Steiner konzertierte auch als Solist.[8] 1929 war er der erste Interpret des Cellokonzerts von Paul Höffer.[8] Am 3. November 1944 spielte er eine Aufnahme eines Konzerts für Cello und Orchester von Eugen d’Albert mit dem Gewandhausorchester unter der Leitung von Hermann Abendroth in Leipzig ein. Steiner stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[9]
Von 1950 bis 1962 lehrte an der Kölner Musikhochschule.[10] Außerdem war er Konzertmeister für Celli beim Rundfunk-Sinfonieorchester Köln. Er konzertierte ab 1950 mit der Pianistin Hilma Holstein und dem Violinisten Wolfgang Marschner in einem Klaviertrio.[10] Er setzte seine Konzerttätigkeit fort und wurde der erste Interpret des Cellokonzertes von Walter Jentsch (1956).[11]
Adolf Steiner verbrachte seinen Lebensabend in Baden-Baden.[10]
Literatur
- Steiner, Adolf. In: Paul Frank, Wilhelm Altmann: Kurzgefaßtes Tonkünstlerlexikon. 14. Auflage. Gustav Bosse Verlag, Regensburg 1936, S. 603.
- Steiner, Adolf. In: Wilibald Gurlitt (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 12., völlig neubearbeitete Auflage. Personenteil: L–Z. Schott, Mainz 1961, S. 727.
- Steiner, Adolf. In: Carl Dahlhaus (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 12., völlig neubearbeitete Auflage. Personenteil: L–Z, Ergänzungsband. Schott, Mainz 1975, S. 704.
- Steiner, Adolf, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 588
Weblinks
- Literatur von und über Adolf Steiner in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- ↑ Der Artikel ist in Anlehnung an den gleichnamigen Artikel in der russischsprachigen Wikipedia verfasst.
- ↑ a b Abschnitt nach: Paul Frank, Wilhelm Altmann: Adolf Steiner. In: Kurzgefaßtes Tonkünstlerlexikon 1936.
- ↑ a b c d Wilibald Gurlitt: Adolf Steiner. In: Riemann Musiklexikon.
- ↑ Jürgen Stegmüller. Das Streichquartett. — Florian Noetzel, 2006. — S. 111.
- ↑ Gewandthaus Orchestra Edition, Volume 1 (Notes and Editorial Reviews). In: ArkivMusic. 4. Oktober 2012, abgerufen am 12. November 2021 (englisch, Dort wird K. Prieberg mit der Äußerung zitiert, dass Adolf Steiner und sein Bruder Heinrich häufig vor den Reden von Josef Goebbels spielten).
- ↑ Steiner, Adolf. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020 ISBN 978-3-88741-290-6, S. 227
- ↑ Max Rostal. Violin, Schlüssel, Erlebnisse: Erinnerungen. — Ries & Erler, 2007. — S. 167.
- ↑ a b c Einhundert Jahre Berliner Philharmonisches Orchester. — H. Schneider, 1982. — S. 238.
- ↑ Steiner, Adolf. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020 ISBN 978-3-88741-290-6, S. 227
- ↑ a b c Carl Dahlhaus: Adolf Steiner. In: Riemann Musiklexikon.
- ↑ Abschnitt nach: Einhundert Jahre Berliner Philharmonisches Orchester. — H. Schneider, 1982. — S. 352.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Steiner, Adolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Violoncellist |
GEBURTSDATUM | 12. April 1897 |
GEBURTSORT | Schwäbisch Hall |
STERBEDATUM | 27. März 1974 |
STERBEORT | Baden-Baden |