Schande
Schande (veraltet auch Schmach) bezeichnet einerseits den Verlust von Ansehen und Ehre, andererseits die Ursache für diesen Verlust. Schande kann lediglich subjektiv empfunden sein (siehe Scham) oder von außen durch Verachtung, Geringschätzung oder Bloßstellung induziert und sanktioniert werden.
Begriff
Meyers Konversations-Lexikon definierte 1909 „Schande“ im Gegensatz zur „Ehre“ als „Missachtung, die denjenigen trifft, der durch sein Verhalten die Sittlichkeit, die gute Sitte oder die Forderungen der Standes-, Berufs- etc. Ehre verletzt“.[1] „Affenschande“ ist ein umgangssprachlicher Begriff, der Missstände kennzeichnen soll. Der Ursprung liegt wahrscheinlich im mittelniederdeutschen „
“ – „offenbar“ –, es geht also um eine „offenbare Schande“.[2] In der englischen Sprache bedeutet
sowohl Scham als auch Schande; für die Schande ohne Schamgefühl im Sinne einer Entrüstung gibt es dagegen andere Begriffe wie
; beispielsweise ist die „Schande von Gijón“ im Englischen bekannt als
. In der altgriechischen Sprache steht
für die Schande mit Scham.[3] Der Scheingallizismus Blamage steht dagegen im Deutschen zunächst für ehrverletzende Schmähungen sowie heute für Bloßstellung, Reinfall, Peinlichkeit.[4] Im Französischen gibt es zwar das Verb
, aber als Substantiv sind nur
und insbesondere
gebräuchlich.[5]
Veraltet wird Schande im Sinne von „Schändung“ für Formen der Unzucht sowie heute noch des sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener gebraucht, insbesondere des Inzests (Blutschande). In der Schweiz existiert der Tatbestand der Schändung für sexuelle Handlungen mit nicht urteilsfähigen oder nicht zum Widerstand fähigen Personen. Vor allem in der nationalsozialistischen Propaganda wurde der Begriff Schande sowie Schändung völkisch und rassistisch im Sinne von „Rassenschande“ verwendet.
Philosophie
Friedrich Kirchner unterteilte[6] das Gefühl der Schande in eine „innere“ und eine „äußere Schande“. Letztere beträfe die niederschmetternde Verurteilung durch Dritte. Fällt jedoch das persönliche Gewissen das verwerfende Urteil, so handele es sich um „innere Schande“. Sokrates, Hus und Galilei seien der Meinung, „dass allein das Gewissen einer Person darüber entscheide, ob eine Sache dieser Person zur Schande gereiche oder nicht“.
Altes und Neues Testament
Wer Gottes Gebote übertritt, füge Gott Schmach (hebr. בושה „bosche“, gr. aischyne) zu (Num 15,30) und wird im Gericht zuschanden kommen (Hos 4,19; 1 Kön 1,27; vgl. Ps 71,1); umgekehrt kann Wendung zu Gott Schmach vor den Menschen bedeuten (Ps 42,11; Hebr 12,2; Apg 5,41), aber eben nicht vor Gott (Röm 5,5 u. ö.).[7]
Weblinks
- Schande in: Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1349–1351.
Einzelnachweise
- ↑ Schande In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 691.
- ↑ http://wienerzeitung.at/Desktopdefault.aspx?tabID=3946&alias=Wzo&lexikon=Kommunikation&letter=K&cob=6540 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Daniel Hell: Lob der Scham. Herder, Freiburg/Basel/Wien, ISBN 978-3-451-03145-8, S. 21
- ↑ Mackensen – Großes Deutsches Wörterbuch, Südwest Verlag, München, 1977
- ↑ PONS Großwörterbuch Französisch, PONS, Stuttgart 2015 (Neubearbeitung), ISBN 978-3-12-517189-3, S. 1352
- ↑ Friedrich Kirchner: Art. Schande, in: Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe, 1907
- ↑ Nach F.-W. Eltester, Art. Schande, Schmach, in: Biblisch-historisches Handwörterbuch, Bd. 3, 1685; ausführlicher: Theologisches Wörterbuch des Alten Thestaments, Bd. 1, 188ff