Agfa Selecta

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Bei der Selecta handelt es sich um eine 1962 eingeführte Kamera mit Blendenautomatik, die von der Agfa Optima abgeleitet wurde. Sie wurde 1970 von der Agfa Selectronic abgelöst. Darüber hinaus gab es unter Bezeichnung Selectaflex eine Spiegelreflexkamera mit Wechselobjektiven, die aber kein Nachfolgemodell erhielt.

Sucherkameras

Vorgeschichte

Agfa Selecta

Agfa hatte bereits 1956 mit der Automatic 66 eine Kamera mit Zeitautomatik angeboten, allerdings für das Mittelformat, da sich die erforderlichen Komponenten noch nicht in das Gehäuse einer Kleinbildkamera unterbringen ließen (siehe Agfa). 1959 folgte dann mit der Optima die erste vollautomatische Kleinbildkamera, sie arbeitete mit einer Programmautomatik, der Fotograf konnte also keinen Einfluss auf die Kombination von Blende und Zeit nehmen. Deswegen lag es nahe, eine Variante für engagierte Fotografen abzuleiten. Allerdings verkaufte sich die Optima derart ausgezeichnet, dass dafür zunächst keine Produktionskapazität zur Verfügung stand.

Selecta

1962 bot Agfa im ursprünglichen Aluminiumdruckguss-Gehäuse der Optima eine Kamera mit Blendenautomatik an. Agfa sprach von einer selektiven Automatik und nannte das Modell daraufhin Selecta. Am Gehäuse entfiel das hier nicht erforderliche Einstellrad für den Blitzbetrieb unterhalb des Auslösehebels und der Rückspulknopf war nicht mehr, wie bei der Optima versenkbar und hatte eine Kurbel. Der teilsynchronisierte Prontor-Matic-Verschluss hatte die Zeiten 1/30 - 1/500 und konnte, als Besonderheit, stufenlos eingestellt werden. Manuelle Einstellung der Belichtungszeit war möglich, auch war ein Selbstauslöser und die Möglichkeit zum Anschluss eines Drahtauslösers vorhanden.

Die Selecta besaß ein Color-Apotar f/2,8, 45 mm und kostete 278 DM, der für ein dreilinsiges Objektiv recht hohe Preis kam durch das teuer zu fertigende Aluminiumgehäuse zustande und hatte recht geringe Verkaufszahlen zufolge.

Agfa Selecta m

Selecta m

Durch die Nichtlieferung von bestellten 3200 Verschlüssen für die neuen Kameras musste die Firma Iloca-Witt 1962 Konkurs anmelden (die Lieferanten waren inzwischen fest in der Hand der Konkurrenz). So gelangte Agfa an eine der derzeit modernsten Kameras mit motorischem Filmtransport, mit automatischer Blenden-Verschluss-Kombination – der Iloca auto electric. Nach fünf Jahren gerichtlicher Auseinandersetzung nach der "Attacke" bekam Iloca zwar recht aber damit war nichts mehr zu retten. Das Innenleben der ILOCA auto electric brachte Agfa weitgehend unverändert im Gehäuse der Optima unter und stellte das Ergebnis als Selecta m gleichzeitig mit der gewöhnlichen Selecta vor. Der Motorantrieb arbeitete mit zwei 1,5 V Batterien. Für 598 DM gab es darüber hinaus auch ein vierlinsiges Objektiv, das Color-Solinar R, wobei R für den Zulieferer Rodenstock stand, und einen Sucher mit Parallaxenausgleich. Der hohe Preis hatte allerdings eine sehr geringe Verbreitung zur Folge.

Ursprünglich plante man sogar, eine Optima electric anzubieten, also die Kombination Motorantrieb plus Programmautomatik, und hatte bereits mehrere Prototypen und Pressefotos dafür erstellt.

Spiegelreflexkamera

Selectaflex

1963 stellte Agfa die Blendenautomatik sogar in einer Spiegelreflexkamera mit Wechseloptik und Prismensucher vor. Die Selectaflex trug eine unübersehbare Selenzelle zur Belichtungsmessung, es gab sie als Selectaflex I mit dem Color-Solinar f 2,8/50 mm und als Selectaflex II mit dem Color-Solagon f 2,0/55 mm. Als Wechselobjektive standen zur Verfügung: Das Weitwinkel Color-Ambion f 3,4/35 mm; das Color-Telinear f 3,4/90 mm; das Color-Telinear f 4,0/135 mm und das sehr selten gekaufte Color-Telinear f 4,5/180 mm.

Obwohl andere Hersteller längst auf Aluminium übergegangen waren, besaßen alle Objektive noch Messingfassungen, was speziell das 180 mm sehr schwer werden ließ. Dies zeigte auch, dass Agfa kein eigenes Kamerasystem aufbauen wollte, sondern lediglich an eine Kamera mit erweiterten Möglichkeiten dachte. Aufgrund des geringen Erfolgs gab man die Spiegelreflex-Technik schließlich ganz auf. Erst 1980 kam mit es mit der Selectronic wieder zu einer solchen Kamera mit Agfa-Schriftzug.

An die Selectaflex ließen sich auch die Objektive der Ambiflex ansetzen. Umgekehrt galt das nur für Ambion und Solagon, setzte man die übrigen Objektive an die Selctaflex an, dann ließen sie sich nur mit einem mechanischen Eingriff wieder entfernen. Die Ambiflex-Objektive ließen sich an einer trichterförmigen Auskerbung an der Markierung für die Entfernungsskala erkennen.

Galerie

Literatur

  • Günther Kadlubek, Rudolf Hillebrand: AGFA – Geschichte eines deutschen Weltunternehmens von 1867 bis 1997. 2. Auflage, Verlag Rudolf Hillebrand, Neuss 1998, ISBN 3-89506-169-7.

Weblinks

Commons: Agfa Selecta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien