Ahrensburger Kultur
Als Ahrensburger Kultur bezeichnet man eine Kultur spezialisierter Rentierjäger der ausgehenden Altsteinzeit, die geologisch der letzten „Tundrenzeit“ (Jüngere Dryas) zwischen ca. 10.760 bis ca. 9.650 v. Chr. zuzuordnen ist. Der Lebensraum war das Flachland des nördlichen Mitteleuropa, das damals von einer mit Baumgruppen durchsetzten endeiszeitlichen Tundra bedeckt war. Aus Schottland liegen einige Stielspitzen mit Ahrensburger Affinitäten vor.[1]
In einer von Alfred Rust bei Ahrensburg ausgegrabenen Siedlung im Stellmoor fand man charakteristische Steingeräte wie Stielspitzen und Mikrolithen (Pfeilspitzen u. Ä.), sowie Kratzer, Stichel und retuschierte Klingen. In einem verlandeten spätglazialen Tümpel (Stellmoor) neben der Siedlung fand man Stein-, Knochen- und Geweihartefakte. Aus Rengeweih wurden zum Beispiel Werkzeuge und Waffen, wie Hacken und Harpunen gefertigt. Als Behausungen dienten Rundzelte.
Die Jäger der Ahrensburger Kultur nutzten Bogen als Jagdwaffe. Die ersten vollständigen Pfeile aus Kiefernholz mit gestielten Spitzen fand Alfred Rust bei Ausgrabungen im Stellmoor, zum Teil im Befund mit durchschossenen Rentier-Knochen. Offenbar änderte sich mit den neuen Waffen auch die Jagdtechnik. Die Jäger der Ahrensburger Kultur machten bei Treibjagden umfangreiche Beute, während die der älteren Hamburger Kultur noch die Pirschjagd bevorzugt hatten.
Ein bedeutender Fundplatz der Ahrensburger Kultur im Mittelgebirgsraum ist die Höhle Hohler Stein bei Rüthen-Kallenhardt.
Literatur
- Alfred Rust: Das altsteinzeitliche Rentierjägerlager Meiendorf. Wachholtz, Neumünster 1937.
- Alfred Rust: Die alt- und mittelsteinzeitlichen Funde von Stellmoor. Wachholtz, Neumünster 1943.
- Thomas Terberger, Michael Baales (Hrsg.): Welt im Wandel. Das Leben am Ende der letzten Eiszeit. Darmstadt 2016.
- Thomas Terberger, Berit Valentin Eriksen (Hrsg.): Hunters in a changing world. Environment and Archaeology of the Pleistocene - Holocene Transition (ca. 11000 - 9000 BC) in Northern Central Europe. Internationale Archäologie 5, Rahden 2004.