Akagera-Nationalpark

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Topis oberhalb des Akagera

Der Akagera-Nationalpark (auch Kagera-Nationalpark) befindet sich im Osten des zentralafrikanischen Staates Ruanda an der Grenze zu Tansania, südlich des sogenannten „Nordknies“ des Akagera, auch Kagera-Nil als Hinweis auf seine Quellflussfunktion für den Nil genannt, in einem bis zu 15 km breiten und 150 bis 200 km langen sumpfigen und seenreichen Graben, durch den der Fluss fließt.

Diese Fluss-/Seenlandschaft entstand infolge von Ausbrüchen der Virunga-Vulkane im Tertiär, durch die die direkte Entwässerung des ruandischen Flusssystems in Richtung Viktoriasee erschwert wurde.[1] Sie ist von besonderem Interesse, da sie in großen Teilen von schwimmenden Inseln aus Papyrus bedeckt ist. Ansonsten handelt es sich um eine offene Baum-Savanne auf vielgliedrigem Hügelland mit mehr oder weniger reichen Schirmakazienbeständen; entlang des Flusslaufes befinden sich Galeriewälder. Die Parkfläche in einer Höhe von 1250 bis 1825 m entsprach ursprünglich weitgehend dem Verbreitungsgebiet der Tse-Tse-Fliege in Ruanda, sodass über viele Jahre keine Konkurrenz zwischen landwirtschaftlicher Nutzung und Naturschutz bestand.

NASA-Satellitenfoto des Nationalparks mit Waldbränden, 5. Juli 2004
Akagera-Nationalpark

Der Park wurde 1934 von der damaligen Kolonialmacht Belgien, die Ruanda mit Mandat des Völkerbundes beherrschte, auf einer Fläche von 2.500 km² gegründet. Er bildete mit angrenzenden Schutzgebieten in Uganda und Tansania ein größeres geschütztes Ökosystem zwischen Viktoriasee und zentralafrikanischem Graben.

Bis in die frühen 1990er Jahre war der Park sehr wildreich und beheimatete insbesondere Büffelherden, bedeutende Bestände an Impalas, Topis, Zebras, Wasserböcken, Elenantilopen und anderem Großwild. Löwen konnten häufig beobachtet werden, seltener Leoparden. Entlang der Seen und Flüsse leben zahlreiche Flusspferde und Nilkrokodile. Beeindruckend ist auch die Zahl von ca. 500 Vogelarten, darunter der Schuhschnabel und der Rotgesicht-Bartvogel. Der Park war über zwei Hotels touristisch erschlossen, von denen heute das im Süden des Nationalparks nahe dem Ihema-See gelegene Akagera-Hotel erhalten ist.

Ende der 1980er Jahre nahm der Bevölkerungsdruck erheblich zu. Neben der Verkleinerung der Parkfläche wirkte sich auch der Bürgerkrieg der 1990er Jahre und die auf Parkgebiet errichteten Flüchtlingslager sehr belastend für das Ökosystem aus. Der Park umfasst heute eine Fläche von ca. 900 km².

Die amerikanische Wildlife Conservation Society hat 2005 ein Projekt zur Untersuchung der Auswirkung von Elefantenbeständen auf die Entwicklung des Ökosystems begonnen. Elefanten lebten im Park bis in die 1990er Jahre nur in einem kleinen, abgegrenzten Gebiet.

Einzelnachweise

  1. Anmerkungen zur Geographie, Flora, Fauna und Demographie / Eberhard Fischer, Harald Hinkel, in: Löber, 1991/1995, S. 14

Literatur

  • Fischer, Eberhard: Natur Ruandas - La Nature du Rwanda: Einführung in die Flora und Fauna Ruandas / Eberhard Fischer, Harald Hinkel. - Mainz, 1992. - ISBN 3-920615-15-8. - Materialien zur Partnerschaft Rheinland-Pfalz-Ruanda.
  • Loebner, Ulrich: Ruanda: Begleitpublikation zur gleichnamigen Wanderausstellung des Landesmuseums Koblenz / Hrsg. von Ulrich Loebner und Elisabeth Rickal. - 2. Aufl. 1995. - Koblenz, 1991.
  • Vandeweghe, Jean Pierre: Akagera: Land of water, grass and fire / Jean Pierre Vande weghe. With collaboration of Thérèse Abandibakobwa, José Kalpers a.o. Photography by Philippe Dejace. Translated by Alicia L. Spruijt-Ray. - Brussels: World Wildlife Fund for Nature, 1990

Weblinks

Commons: Akagera-Nationalpark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 1° 38′ S, 30° 47′ O