Aktion Regen
Die Aktion Regen ist ein gemeinnütziger, parteipolitisch unabhängiger und überkonfessioneller Verein für Entwicklungszusammenarbeit mit Sitz in Wien. Er wurde 1989 von der Wiener Frauenärztin und Entwicklungshelferin Maria Hengstberger gegründet. Der Verein finanziert sich zum größten Teil durch Spenden.
Ziele
Die wichtigsten Ziele sind die Verringerung der Mütter- und Kindersterblichkeit, die Verringerung von Armut sowie Stärkung von Frauen in Entwicklungsländern. Diese Ziele möchte Aktion Regen durch Aufklärungstätigkeit in den Bereichen Familienplanung, reproduktive Gesundheit, Mutter-Kind-Gesundheit, FGM (weibliche Genitalverstümmelung) und HIV/AIDS-Prävention erreichen. Dafür entwickelt Aktion Regen wirtschaftlich und kulturell angepasste Methoden zu Familienplanung und HIV/Aids-Prävention auch für Menschen mit wenig Bildung und geringen finanziellen Mitteln oder eingeschränktem Zugang zu Verhütungsmitteln.
Rain Worker
Unter der Leitung von Hengstberger bildet der Verein in mehreren Entwicklungsländern unter dem Motto „Education – Motivation – Innovation“ lokale Multiplikatoren zu sogenannten „Rain Workern“ aus. Dabei handelt es sich vorwiegend um lokale Mitarbeiter von NGOs, die bereits im sozialen Bereich tätig sind. Sie fungieren als kulturelle Brückenbauer. Mit Hilfe von neu entwickelten Aufklärungstools der Aktion Regen geben sie ihr erworbenes Wissen an die Leute, mit denen sie täglich in ihren Sozialberufen zu tun haben, weiter.
Die zweistufigen Ausbildungsworkshops werden ehrenamtlich von österreichischen Ärzten und Pädagogen abgehalten. Der Verein vermittelt, wie man aufklärt, motiviert und neue Methoden der Familienplanung praxisgerecht einsetzt und Erkrankungen und Komplikationen in Verbindung mit Schwangerschaft und Geburt vorbeugen kann.
Themen der Ausbildung:
- Einführung ins Thema, Wichtigkeit und Aktualität (ökonomische Situation, Bevölkerungsentwicklung, Sustainable Developement Goals)
- Was ist Familienplanung und warum ist sie wichtig? Was heißt Verantwortung für ein Kind?
- Körper, Fruchtbarkeit und Bewusstseinsbildung darüber
- Schwangerschaft, frühe und/oder ungewollte Schwangerschaft, Mutter-Kind-Gesundheit
- Gefahren unsicherer Abtreibungen
- Alle Arten der Verhütung – natürlich, hormonell, nicht hormonell
- Sexuell übertragbare Krankheiten und HIV/Aids-Prävention
- FGM (weibliche Genitalverstümmelung), sexuelle Gewalt, sexueller Missbrauch
- Zusammenhang von Körper und Geist, psychische Gesundheit
- Menschenrechte, Frauenrechte, Kinderrechte
In den Workshops werden auch pädagogische Themen gelehrt. Außerdem sollen die Teilnehmer befähigt werden, Diskussionen mit der Bevölkerung zu führen und die Menschen zu verantwortungsbewusstem, selbstständigem Handeln zu motivieren.
Lehrbehelfe
Durch die Neuentwicklung leicht verständlicher Lehrbehelfe, die „Aufklärungstools“, bringt Aktion Regen Wissen in Form, wodurch es leichter an die Menschen zu vermitteln ist.
Babykette
Die Babykette ist ein einfacher Zykluskalender in der Form einer Perlenkette zur besseren Entwicklung von Zyklus- und Fertilitätsbewusstsein. Ursprünglichd iente sie vor allem der Basisaufklärung von bildungsfernen Menschen. Die Babykette soll junge Mädchen begleiten, die körperlich erwachsen und reif werden. Durch ihre Nutzung, idealerweise über einen zusammenhängenden Zeitraum von 3–6 Monaten, haben die jungen Frauen die Chance, die hormonelle Natur ihres weiblichen Zyklus mit all seinen körperlichen, psychischen und emotionalen Facetten direkt wahrzunehmen.
Hierzu gibt es das Babyposter mit einem Text zum Vorlesen, der die Kette erklärt. Hengstberger entwickelte die Kette unter dem Namen „Geburtenkontrollkette“ 1989 in Äthiopien gemeinsam mit dort lebenden Frauen und passte sie an deren Wünsche und Bedürfnisse an.
1995 gelangte die Kette über Vermittlung der „Pastoral des Kindes“ in Brasilien zur Georgetown University in den USA, die auf dieser Basis die wissenschaftlich fundierte „Standard Days Method“ entwickelte und die modifizierte Kette seit Mitte 2002 marken- und patentgeschützt als „CycleBeads“ verbreitet. Aktion Regen gestaltet aktuell die Perlen für die fruchtbaren Tage in einer an Babys erinnernden Form, um die Verständlichkeit zu fördern, haher der neue Name „Babykette“.
Gebärmuttermodell
Das Gebärmuttermodell aus Stoff mit einem Püppchen soll die Aufklärungsarbeit erleichtern. Es zeigt die inneren Geschlechtsorgane der Frau. Schwangerschaftsverhütende Methoden wie Durchführung einer Sterilisation, Einsetzen eines Diaphragmas oder das Einlegen einer Spirale in die Gebärmutterhöhle sind damit zu erklären.
Mutterschutzuhr
Die Voraussetzung einer gesunden Mutterschaft ist die Kenntnis über eine medizinisch dringend notwendige Erholungsphase zwischen den Geburten. Aus gesundheitlichen Gründen sollte zwischen der Geburt eines Kindes und der Empfängnis eines weiteren Kindes ein Abstand von mindestens 18 Monaten, besser mehr, unbedingt eingehalten werden. Die Mutterschutzuhr zeigt die Phasen einer gesunden Mutterschaft auf: Schwangerschaft, Geburt, Stillphase mit Empfängnisschutz und Phase ohne sicheren Schutz vor einer nächsten Schwangerschaft. Die Frau selbst hat die Möglichkeit, die Mutterschutzuhr als Kalender zu verwenden, in dem sie monatlich das Gummiband der Karte um eine Kerbe weiterzieht. Ist der symbolische Vollmond auf der Karte blau (wie die Farbe der fruchtbaren Tage auf der Babykette), so ist eine Empfängnis bereits biologi möglich, sollte aber aus medizinischen Gründen unbedingt noch vermieden werden.
Girl’s Diary
Das Girl’s Diary bietet jungen Mädchen die Möglichkeit, den eigenen Zyklus einer Vorlage entsprechend zu beobachten, zu vergleichen und sich drei Monate lang gewohnheitsmäßig damit zu beschäftigen. Die erste Broschüre dieser Art in deutscher Sprache mit dem Namen 28 Days wurde in Zusammenarbeit mit den österreichischen Schulärzten im März 2013 veröffentlicht und wurde aufgrund des großen Interesses zwei Mal nachgedruckt.[1]
Projekte
Der Verein engagiert sich in mehreren Entwicklungsländern. Seit ihrer Entstehung führte der Verein fünf Projekte zum Bau von Gesundheitsstationen durch: in Ruanda im Dorf Rurenge, in Äthiopien in der Awash-Region in Kooperation mit CARE Österreich, in Mexiko in Chimalhucán im Rahmen des Sozialprojekts „Centro Comunitario San Martin de Porres“, in Nicaragua in Managua sowie in Nordindien in Shidbari gemeinsam mit der Partnerorganisation Nishtha.
Neben Projekten wie der Aktion „Wärme für Sibirien“ spezialisierte sich der Verein mehr und mehr auf die Aus- und Weiterbildung im medizinischen Bereich. Schwerpunkt liegt mittlerweile auf der Ausbildung von „Rain Workern“. Projekte dazu laufen in Zusammenarbeit mit mehreren Partnerorganisationen in Kenia, Äthiopien, Tansania sowie Ruanda.
Spenden
Um finanzielle Mittel zu gewinnen, hält Hengstberger österreichweit gynäkologische Vorträge für Laien und bietet in der halbjährlich erscheinenden Spenderzeitung Initiative[2] praxisgerechte medizinische Informationen nach dem Motto „Biete Wissen gegen Spende“. Der Verein trägt das Österreichische Spendengütesiegel.
Literatur
- Maria Hengstberger: Wasser an die Wurzeln. Tagebuch. Als Ärztin in Äthiopien. Verein f. Entwicklungshilfe „Aktion Regen“, Wien 1990, ISBN 3-901145-00-1.
- Maria Hengstberger: Mein Weg durch Indien: Reisetagebuch. Familienplanung für die Dritte Welt. Verein für Entwicklungshilfe „Aktion Regen“, Wien 1993, IDN 955005175.
- Maria Hengstberger: Gynäkologie von Frau zu Frau. Fragen, Antworten und Ratschläge. 2., überarb. Aufl., Springer, Wien, New York 2007, ISBN 978-3-211-70832-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Broschüre 28 Days (Memento des Originals vom 13. April 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF)
- ↑ Zeitschrift Initiative (Memento des Originals vom 22. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.