Aktivistenbund 1919
Der Aktivistenbund 1919 war eine im Juni 1919 gegründete Künstlergruppe in Düsseldorf, die mit dem Anarchosyndikalismus und dem Anarchopazifismus von Gustav Landauer sympathisierte.
Geschichte
1918 war das Haus des Fotografen Erwin Quedenfeldt in Düsseldorf ein Ort für Vorträge und Ausstellungen verschiedener Maler, Schauspieler, Journalisten und Schriftsteller. Zu ihnen zählten der Maler und Grafiker Adolf Uzarski und der Schriftsteller Herbert Eulenberg. Unter dem Eindruck der Endphase des Ersten Weltkriegs und der Novemberrevolution schlossen sie sich 1919 zur politisch weit links stehenden Künstlergemeinschaft namens Aktivistenbund 1919 zusammen und gaben sich folgende Leitsätze:
„(1) Der Aktivistenbund ist eine Vereinigung derer, denen die geistigen Energien der Menschheit das allein Wertvolle bedeuten. (2) Seine Mitglieder stehen in ständiger Feindschaft gegen die zu seelenlosem Formalismus erstarrte bürgerliche Tradition, die trotz der Revolution Kunst und Kunsturteil im einzelnen und in der Presse fast ausschließlich beherrscht. (3) Wir glauben an die Einheit alles Menschlichen, an die Kraft und Freiheit des Geistes; wir kämpfen für die Brüderlichkeit der Menschen; wir bekämpfen den Ungeist des Genießens des Materiellen in jeder Form als einer unmoralischen Vereinzelung, den Gewissenszwang und die Halbheit. (4) Wir erkennen in der Kunst das stärkste Mittel, die gefesselten Seelen der Menschen zu befreien und zu wahrhaft menschenwürdigem Dasein zusammenzuschließen. Wir vertreten keine Kunstrichtung, sondern jedes starke, junge Wollen, das diesem Ziel in rücksichtsloser Aktivität entgegengeht.“
Die Gruppe hatte in Quedenfeldts Haus in der Düsseldorfer Rosenstraße 28 ihre Adresse. Gegründet wurde sie allerdings im „Graphischen Kabinett von Bergh & Co.“, kurz „Graphinett“ genannt, einem Ausstellungslokal in der Blumenstraße 11, dessen Besitzer der Arzt und Kunstsammler Hans Koch und dessen Ehefrau Martha waren.[1] Neben Quedenfeldts Wohnhaus diente es dem Aktivistenbund als Treffpunkt und zu Ausstellungszwecken. Die Gruppe kooperierte mit der im Februar 1919 gegründeten Künstlervereinigung Das Junge Rheinland, deren Mitgliederkreis sich mit dem des Aktivistenbundes überschnitt. Zu den Künstlern, die sich dem Aktivistenbund anschlossen, zählten Jankel Adler, Gerd Arntz, Adolf de Haer, Lisa Hartlieb, Peter Ludwigs und Hans Rilke. Anfang 1920 schlossen sich ihm auch Gert Heinrich Wollheim, Otto Pankok und Hermann Hundt an. Pankok und Wollheim wurden besonders engagierte Aktivisten der Gruppe und konzipierten mit weiteren Künstlern drei „Bücher des Aktivistenbundes“, Hefte mit expressionistischen Lithografien und Holzschnitten, die 1920 erschienen. Im „Buch eins“ veröffentlichte Pankok ein Gedicht „An Rosa Luxemburg“, die im Januar 1919 in Berlin ermordet worden war.[2]
Der Aktivistenbund fiel bald auseinander. Spätestens 1923 hatte er seine Tätigkeiten eingestellt.[3]
Literatur
- Rudolf Schmitt-Föller: Die Düsseldorfer Künstlergruppe „Aktivistenbund 1919“. In: Gertrude Cepl-Kaufmann, Gerd Krumeich, Ulla Sommers (Hrsg.): Krieg und Utopie. Kunst, Literatur und Politik im Rheinland nach dem Ersten Weltkrieg. Begleitband zur Ausstellung 2006 Bunkerkirche Düsseldorf, Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter, Klartext-Verlag, Essen 2006, ISBN 978-3-89861-619-5, S. 93–103.
Weblinks
- Die Gemeinschaft der Einsamen: Das Epochenjahr 1919, Webseite im Portal kalltalgemeinschaft.de
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Moll: Das Gemälde des Dr. Koch von Otto Dix: Medizin und moderne Kunst. In: Thorsten Halling, Friedrich Moll (Hrsg.): Urologie im Rheinland. Springer Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-662-44697-3, S. 182 (Google Books)
- ↑ Norbert Fasse: „Mehr Gehalt, mehr Wahrhaftigkeit“. Innerer Kompass, künstlerisches Arbeiten und widerständiges Handeln bei Otto Pankok. In: Volker Neuhaus, Per Øhrgaard, Jörg-Philipp Thomsa (Hrsg.): Freipass. Band 3: Widerhall auf das Jahr der Revolten 1968. Ch. Links Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-86153-992-6, S. 88 (Google Books)
- ↑ Sandra Labs: Johanna Ey und die Avantgarde der Düsseldorfer Kunstszene. Diplomica Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8428-8121-1, S. 23, 29, 30, 26, 53 (Google Books)