Akzeptanz

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Akzeptanz (Substantivierung des Verbs „akzeptieren“; von lateinisch accipere „gutheißen, annehmen, billigen“) wird verstanden als annehmen, anerkennen, einwilligen, hinnehmen, billigen, mit jemandem oder etwas einverstanden sein; entsprechend kann Akzeptanz definiert werden als Bereitschaft, etwas oder Personen zu akzeptieren (so Günther Drosdowski 1989). Akzeptanz beruht auf Freiwilligkeit. Sie beinhaltet eine aktive Komponente im Gegensatz zur rein passiven Duldung. Beides kann als Ausdruck von Toleranz verstanden werden. Akzeptanz drückt ein zustimmendes Werturteil aus und bildet demnach den Gegensatz zur Ablehnung (Aversion). Der Akzeptanzbegriff gewinnt einen ersten Bezugsrahmen, indem Akzeptanzsubjekt, Akzeptanzobjekt und Akzeptanzkontext unterschieden werden.

Akzeptanzobjekt

Akzeptanz ist immer auf ein Objekt bezogen, beispielsweise auf

Im Detail kann sich Akzeptanz beziehen

Sie betrifft

Als objektbezogene Eigenschaft bezeichnet Akzeptanz die Zustimmung zum Repräsentierten, Angebotenen oder Vorgeschlagenen. Ihr geht also eine bewusste oder auch unbewusste Beurteilung anhand subjektiver Wertmaßstäbe voraus.

Wichtig ist also die Frage nach der Akzeptanz als „Akzeptanz wovon?“. So bezieht sich z. B. die Heidelberger Akzeptanz-Skala (Weimer u. a., 1999) auf die Akzeptanz von Migration, in Konkretion auf die Akzeptanz von Migranten.

Akzeptanzsubjekt

Die Akzeptanz ist ein subjektbezogener Begriff, d. h., sie ist an akzeptierende Personen gebunden, die Situationen oder Sachverhalte für sich selbst als relevant und gültig für ihre Handlungen anerkennen. Dies mündet in die Frage „Akzeptanz durch wen?“ und setzt somit eine freie Willensentscheidung (siehe Wille) voraus.

Akzeptanzkontext

Beide, die Objekte wie die Subjekte der Akzeptanz, stehen drittens ihrerseits in wechselnden sozialen Kontexten. Diesen Akzeptanzkontext stellen z. B. maßgebliche Bezugsgruppen dar, die die Zielgruppe normativ beeinflussen (Lucke, 1995). Damit wäre die Akzeptanz durch die Frage „Akzeptanz von was durch wen und unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen?“ näher beschrieben.

Alternative Definition

Der „Brockhaus“ (1986) definiert ‚Akzeptanz‘ als „zunächst bejahende oder tolerierende Einstellung von Personen oder Gruppen gegenüber normativen Prinzipien oder Regelungen, auf materiellem Bereich gegenüber der Entwicklung und Verbreitung neuer Techniken oder Konsumprodukte; dann auch das Verhalten und Handeln, in dem sich diese Haltung ausdrückt.“ In dieser Definition wird ‚Akzeptanz‘ (zunächst) als (positive) Einstellung beschrieben, allerdings erfolgt dann eine vom psychologischen Standpunkt aus zweifelhafte Gleichsetzung mit Verhalten. Unklar bleibt auch, welches Verhalten gemeint ist bzw. wie ein entsprechendes Verhalten aussehen würde.

Das „Wörterbuch der Soziologie“ (Günter Endruweit & Gisela Trommsdorff, 1989) definiert ‚Akzeptanz‘ als „die Eigenschaft einer Innovation, bei ihrer Einführung positive Reaktionen der davon Betroffenen zu erreichen.“ Kritisch ist die Verwendung des Eigenschaftsbegriffes zu sehen (vgl. Lucke, 1995). Betont wird der Einführungsprozess, d. h., etwas Neues ist als akzeptiert zu betrachten, wenn bei der Einführung zustimmend reagiert wird. Nach dieser Definition gibt es keine (Nicht-)Akzeptanz von etwas Bestehendem.

Akzeptanz kann erreicht werden durch Verstehen (also die Erkenntnis, es kann so sein), Ignoranz (das Verdrängen, die Findung einer Einstellung) oder Resignation (die verzweifelnde Zustimmung).

Im deutschen Politikerjargon ist „Akzeptanz“ ein Kürzel für eine Zustimmung, die Stimmen bringt.

Philosophische Definitionen

In philosophischer Hinsicht wird das Wort „akzeptieren“ als das Annehmen von Handlungsstrukturen/Bedeutungsinhalten verstanden, die das Individuum für sich selbst als wahrhaftig/relevant annimmt und aus denen es seine eigenen Handlungsstrukturen rechtfertigt.

Akzeptanz ist jedoch nicht zu verwechseln mit „sturer“ Regelkonformität, da Akzeptanz die bewusste Entscheidung für eine Thematik einschließt und die Handlung sich aus dem Annehmen der Gültigkeit eines Sachverhaltes für das Individuum, ohne weitere Reflexion auf gesellschaftliche Normen, ergibt.

Akzeptanz in der Psychotherapie

Die Akzeptanz des Unvermeidbaren – zum Beispiel der zeitlichen Begrenztheit der eigenen Existenz, des begrenzten Einflusses auf das Verhalten anderer Personen sowie des Auftretens aversiver emotionaler Reaktionen – ist in verschiedenen psychotherapeutischen Schulen neben der Veränderung problematischen Verhaltens ein wichtiges Therapieziel.[1] Insbesondere die Akzeptanz- und Commitmenttherapie[2] und andere achtsamkeitsorientierte Ansätze im Rahmen der Verhaltenstherapie zielen explizit darauf ab, die Fähigkeit bzw. Bereitschaft leidender Menschen zur Annahme des unvermeidlichen Teils ihres Leides zu stärken. Dies geschieht u. a. durch eine Distanzierung von kontrollorientierten Gedanken und Handlungsimpulsen sowie durch eine Betonung von Werten, die trotz aller nur schwer hinnehmbaren äußeren und inneren Umstände dem Leben des Einzelnen Würde und Orientierung verleihen können.

Siehe auch

Literatur

  • G. Drosdowski (Hrsg.): Duden Etymologie: Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. Duden, Mannheim 1989, ISBN 3-411-20907-0.
  • Doris Lucke: Akzeptanz. Legitimität in der „Abstimmungsgesellschaft“. Leske + Budrich, Opladen 1997, ISBN 3-8100-1496-6.
  • D. Weimer, M. Galliker, C. F. Graumann: Die Heidelberger Akzeptanz-Skala (HAS): Ein Instrument zur Messung der Akzeptanz und Zurückweisung von Migranten. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Jg. 51, 1999, S. 105–123.

Weblinks

Wiktionary: Akzeptanz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. T. Heidenreich, J. Michalak (Hrsg.): Achtsamkeit und Akzeptanz in der Psychotherapie. Ein Handbuch. DGVT-Verlag, Tübingen 2004, ISBN 3-87159-060-6.
  2. M. Wengenroth: Das Leben annehmen. So hilft die Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Hans Huber, Bern 2008, ISBN 978-3-456-84512-8.