al-Ghazzawiyya
Al-Ghazzawiyya (arabisch الغزاوية, DMG
) war ein Dorf im Subdistrikt Beisan des Mandats Palästina, das 2 km östlich der Stadt Baisan lag. 1945 zählte es 1.640 Einwohner, darunter 1.020 Araber und 620 Juden.[1][2][3] Während des Palästinakriegs wurde das Dorf von Israel erobert und entvölkert.[4]
Geschichte
Mehrere archäologische Stätten zeugen von einer langjährigen Besiedlung des Gebiets. Al-Ghazzawiyya war von Tall-al Barta (im Norden), Tall al-Husn (im Westen) und Tall al-Maliha (im Südwesten) umgeben. Ausgrabungen auf Tall al-Husn bezeugen eine Besiedlung vom 1. Jahrtausend v. Chr. bis dem 8. Jahrhundert u. Z., als in dem Gebiet ein arabisches Dorf lag.[5]
Mandatszeit
In der Neuzeit lag das Dorf auf einem weiten Gebiet im Baisan-Tal. Die Dorfbewohner waren Mitglieder des beduinischen Stamms Al-Ghazzawiyya, der mit den Stämmen Al-Bashatiwa und Al-Suqur den Großteil der Bevölkerung des Tals darstellte.[1] Bei der Volkszählung von 1931, die von den Behörden des britischen Mandats durchgeführt wurde, zählte das Dorf Arab Abu Hashiya 156 muslimische Einwohner und 29 Häuser.[6]
1944/1945 hatte das Dorf eine Fläche von 18.408 Dunums.[3] 13 Dunums im Dorf wurden für Zitruspflanzen und Bananen benutzt, 5.185 Dunums für Getreide, 34 Dunums waren bewässert oder als Obstgärten benutzt,[7][8] und 94 Dunums wurden als unbebaubares Land klassifiziert.[9]
Palästinakrieg und Folgen
Am 20. Mai 1948[4] während der Operation Gideon, einem israelischen Vormarsch im Palästinakrieg, wurde das Dorf von der Golani-Brigade erobert. Die arabischen Bewohner wurden gezwungen, in das benachbarte Syrien oder das heutige Westjordanland zu fliehen.[10]
Die jüdischen Kibbutzim Maoz Haim und Neve Eitan wurden auf dem Gebiet des ehemaligen Dorfs gebaut, obwohl ihre Gemarkungen größtenteils der Landwirtschaft gewidmet sind, insbesondere dem Weizenanbau. Nach Walid Kahidi gab es auf dem Dorfgebiet eine archäologische Stätte, Tell al-Ru'yan, die in eine Abfallhalde verwandelt wurde.[10]
Einzelnachweise
- ↑ a b Khalidi 1992, S. 48
- ↑ Department of Statistics 1945, S. 6
- ↑ a b Government of Palestine, Department of Statistics: Village Statistics, April, 1945. Angegeben in Hadawi 1970, S. 43
- ↑ a b Morris 2004, S. xvii, village #134.
- ↑ Khalidi 1992, S. 48–49
- ↑ Mills 1932, S. 77
- ↑ Khalidi 1992, S. 49
- ↑ Government of Palestine, Department of Statistics: Village Statistics, April, 1945. Angegeben in Hadawi 1970, S. 84 (englisch)
- ↑ Government of Palestine, Department of Statistics: Village Statistics, April, 1945. Angegeben in Hadawi, 1970, S. 134 (englisch)
- ↑ a b Al-Ghazzawiyya: Town Statistics and Facts. In: palestineremembered.com. Abgerufen am 25. Oktober 2018 (englisch).
Bibliografie
- Department of Statistics, Government of Palestine: Village Statistics, April, 1945. 1945 (englisch, web.nli.org.il).
- Sami Hadawi: Village Statistics of 1945: A Classification of Land and Area ownership in Palestine. Hrsg.: Palestine Liberation Organization Research Centre. 1970 (englisch, palestineremembered.com).
- Walid Khalidi: All That Remains: The Palestinian Villages Occupied and Depopulated by Israel in 1948. Hrsg.: Institute for Palestine Studies. Washington, D.C. 1992, ISBN 0-88728-224-5 (englisch).
- E. Mills: Census of Palestine 1931. Population of Villages, Towns and Administrative Areas. Hrsg.: Government of Palestine. Jerusalem 1932 (englisch, archive.org).
- Benny Morris: The Birth of the Palestinian Refugee Problem Revisited. Cambridge University Press, Cambridge 2004, ISBN 0-511-16618-4 (englisch, books.google.com – Leseprobe).
Weblinks
- Al-Ghazzawiyya. In: palestineremembered.com. Abgerufen am 26. Oktober 2018 (englisch).
- al-Ghazzawiyya. Zochrot, abgerufen am 26. Oktober 2018 (englisch).
- Al-Ghazzawiyya. In: alnakba.org. Khalil Sakakini Cultural Center, abgerufen am 26. Oktober 2018 (englisch).
Koordinaten: 32° 30′ N, 35° 33′ O