al-Walid ibn Talal

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Al-Walid ibn Talal, 2015

Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud (arabisch الوليد بن طلال بن عبد العزيز آل سعود, DMG

al-Walīd b. Ṭalāl b. ʿAbd al-ʿAzīz Āl Saʿūd

, oft auch Alwaleed Bin Talal Alsaud geschrieben; * 7. März 1955 in Riad[1]) ist ein saudi-arabischer Investor. Auf der von dem Wirtschaftsmagazin Forbes veröffentlichten Realtime-Liste der reichsten Menschen der Welt steht er mit einem Vermögen von 17,2 Mrd. US-Dollar auf Platz 45 (Stand: November 2017)[2] und ist der reichste Araber. Prinz Walid führt die Kingdom Holding und ist der Besitzer des Savoy Hotels.

Herkunft

Walid ist ein Enkel von Abd al-Aziz ibn Saud, dem Gründer der Saudi-Dynastie, der von 1932 bis 1953 König von Saudi-Arabien war, und ein Enkel von Riad as-Solh, dem ersten Ministerpräsidenten des unabhängigen Libanon. Sein Vater, Talal ibn Abd al-Aziz, ein Sohn von Abd al-Aziz ibn Saud, ging 1962 als liberaler Reformer ins ägyptische Exil, wo Walid keine Apanagen als Prinz erhielt. Walid ist der älteste Sohn Talals. 1964 kehrte die Familie nach Saudi-Arabien zurück, blieb jedoch von Staatsämtern ausgeschlossen. Nach der Scheidung seiner Eltern wuchs Walid bei seiner Mutter Muna Sulh in Beirut auf. Als 1975 der Bürgerkrieg im Libanon ausbrach, schickte Talal seinen Sohn an die König-Abd-al-Aziz-Militärakademie nach Riad.

Ausbildung

Nach seinem Studienaufenthalt (ab 1976) am Menlo College (Betriebswirtschaft) in Kalifornien 1979 erhielt er (nach eigenen Angaben)[3] als Grundstock für sein Vermögen von seinem Vater 15.000 Dollar und eine Villa im Wert von 1,5 Millionen Dollar. Nachdem er das Geld in Bauunternehmen angelegt hatte und als der Vater ihm weitere Zuwendungen versagte, nahm Walid auf die Villa eine Hypothek auf, spekulierte erfolgreich mit Grundstücken, baute ein Bauunternehmen auf (Kingdom Establishment) und erwirtschaftete bis 1983 ein Vermögen von 450 Millionen Dollar. Sein Unternehmen profitierte vom Boom der Baubranche in den 1980er Jahren, nachdem der Ölpreis 1980 einen Höchststand erreicht hatte. An der Syracuse University (New York) erlangte Walid 1985 den Master in Politikwissenschaften.

Karriere

Er kaufte die verschuldete United Saudi Commercial Bank und führte sie durch mehrere Fusionen zur einträglichsten Bank Saudi-Arabiens und zum bedeutendsten Finanzinstitut des Nahen Ostens. Ab 1987 spekulierte Walid an der Wall Street. Nachdem der Aktienkurs der Citigroup 1991 auf ein Tief gesunken war, investierte er einen Großteil seines Vermögens, 800 Millionen Dollar, in 15 % der Aktien des Unternehmens (größter Einzelaktionär), diese Aktien steuerten lange Zeit rund die Hälfte seines Vermögens bei (zehn Milliarden Dollar, 4,3 % der Citigroup). Aufgrund der Finanzmarktkrise verfiel der Wert seiner Citigroup Aktien jedoch beträchtlich, Ende 2008 hielt er rund 5 % der Aktien, das Aktienpaket hatte einen Wert von nur noch ca. 1,5 Milliarden Dollar.[4]

Die amerikanische New York Times bezeichnete Walid als „arabischen Warren Buffett“, worauf der amerikanische Milliardär Warren Buffett Walid schrieb, er sei als „Walid Amerikas“ bekannt. Prinz Walid machte, ähnlich wie Buffett, sein Vermögen nicht mit einem einzelnen Produkt (z. B. Stahl), sondern mit Beteiligungen. Er kaufte hauptsächlich Aktien von weltweit bekannten Konzernen mit starkem Markennamen auf (Buffett setzt auf hohen realen Wert und niedrige Preise), die sich in einer schwachen Performance befanden und Liquiditätsprobleme hatten.

Bei einem schweren Kursverfall an der saudischen Börse, bei dem sie 30 % ihres Wertes verlor, kündigte der Prinz Neuinvestitionen in Höhe von 2,7 Mrd. Dollar an, was für einen Stimmungsumschwung sorgte.

Bei KirchMedia verlor Walid mutmaßlich 350 Millionen Dollar.[5] Er ist an Mövenpick zu 27 % beteiligt.

Der Prinz hatte im Mai 2005 für Aufsehen gesorgt, als er sich an 15 amerikanischen Firmen mit insgesamt einer Milliarde Dollar beteiligte. Dazu gehörten The Walt Disney Company, McDonald’s, WorldCom, Procter & Gamble, priceline.com, Amazon und eBay. Walid ist u. a. beteiligt am New Yorker Hotel The Plaza (10 %), der Hotelkette Four Seasons (22 %), Rupert Murdochs News Corporation (7 %), Disneyland Paris (17,3 %), Apple (5 %) und dem Pariser Hotel George V (100 %).

Ende 2011 wurde ein Investment Walids in den Kurznachrichtendienst Twitter bekannt. Der Prinz stellte dem Internetunternehmen über seine Kingdom Holding 300 Millionen Dollar zur Verfügung und erhielt im Gegenzug eine Beteiligung von geschätzten 3,8 Prozent.[6]

Prinz Walid beschwerte sich 2013 über die Darstellung der Zeitschrift Forbes. Sein Vermögen soll 29,6 Milliarden Dollar statt der von Forbes angegebenen 25,7 Milliarden betragen und demnach einen Platz in den Top Ten rechtfertigen.[7][8]

Nachdem König Salman eine Anti-Korruptionskommission unter Leitung seines Sohnes, Kronprinz Mohammed bin Salman, gegründet hatte, ließ diese im November 2017 elf Prinzen, vier Minister, viele Ex-Minister und Geschäftsleute verhaften, darunter al-Walid ibn Talal und Saleh Abdullah Kamel.[9]

Al Walid wurde Ende Januar 2018 aus der Haft entlassen, fast drei Monate nach seiner Verhaftung, nachdem er und die meisten anderen im Vorjahr verhafteten saudischen Persönlichkeiten eine finanzielle Einigung mit der saudischen Regierung getroffen hatten.[10] Die saudi-arabische Regierung hat keine Anklage erhoben oder Beweise vorgelegt, und die Verhandlungen fanden im Geheimen statt.[11]

Spenden

In einem Interview mit dem Spiegel[12] sagte Walid 1999: „Gott hat mich mit großem Reichtum gesegnet, das bringt Verpflichtungen mit sich.“ Nach Berichten aus Riad soll der Prinz jährlich etwa 200 Millionen Dollar verteilen.[13]

Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den USA lehnte der New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani eine Spende Walids in Höhe von zehn Millionen Dollar ab, da Walid die USA zuvor als zu israelfreundlich kritisiert hatte.[14]

Der Prinz ist ein Unterstützer von Hanadi Zakaria al-Hindi und Mona Abu Suleyman.

Mitte 2005 spendete Walid dem Pariser Louvre 17 Millionen Euro für eine neue Abteilung für islamische Kunst.[15]

Im Frühjahr 2006 spendete er den beiden amerikanischen Universitäten Harvard (Prince Alwaleed Bin Talal Islamic Studies Program) und Georgetown (Washington D.C., Prinz-al-Walid-bin-Talal-Zentrum für muslimisch-christliche Verständigung) je 20 Millionen Euro.[16] Das Wall Street Journal bemängelte daraufhin das Fehlen eines „Zentrums für muslimisch-christliche Verständigung“ in Saudi-Arabien.[17]

Im Juli 2015 kündigte Prinz Walid an, sein gesamtes Vermögen von ca. 32 Milliarden Dollar für wohltätige Zwecke spenden zu wollen, wofür seine Organisation „Alwaleed Philantrophies“ verwendet werden solle.[18] Er unterstützte ebenfalls die Clinton Foundation mit Spenden.[19]

Sonstiges

Im Mai 2005 erhielt der Prinz den ADC's Global Achievement Award des American-Arab Anti-Discrimination Committee.[20]

Walid ist drei Mal geschieden und hat einen Sohn, Chālid (* 1978), und eine Tochter, Rīm (* 1982).

Im Oktober 2007 kaufte er als erster Privatkunde einen Airbus A380 in Flying-Palace-Ausstattung, verkaufte ihn aber kurz vor der Auslieferung an einen anonymen Käufer.[21] Mit der Kingdom 5KR besitzt Walid eine der längsten Motoryachten der Welt, die er 1991 als Trump Princess von Donald Trump erwarb.

Literatur

  • Riz Khan: AlWaleed. Businessman, Billionaire, Prince. Morrow, New York NY 2005, ISBN 0-06-085030-2 (In deutscher Sprache: Alwaleed. Prinz, Geschäftsmann, Milliardär. Börsenmedien, Kulmbach 2006, ISBN 3-938350-26-1).
  • Prinz Walid ibn Talal al Saud, in: Internationales Biographisches Archiv 13/2012 vom 27. März 2012, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alwaleed Foundations: HRH Prince Alwaleed Bin Talal (englisch) (Memento vom 4. Februar 2013 im Internet Archive)
  2. Prince Alwaleed Bin Talal Alsaud. Forbes, abgerufen am 5. November 2017 (englisch).
  3. Scheich auf Schnäppchenjagd, Der Spiegel 42/1997 S. 150.
  4. Al-Walid stockt Anteil an Citigroup wieder auf fünf Prozent auf
  5. Rainer Hermann: Der arabische Warren Buffett. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 26. März 2006, Nr. 12, S. 55.
  6. [1]
  7. Saudischer Prinz fühlt sich von Forbes zu arm gerechnet / Reichen-Ranking: Saudi-Prinz beschwert sich über „Forbes“-Liste. In: Der Spiegel, 5. März 2013.
  8. faz.net: Ein allzu armer Milliardär.
  9. David D. Kirkpatrick, New York Times: Saudi Arabia Arrests 11 Princes, Including Billionaire Alwaleed bin Talal
  10. The New York Times, 27. Januar 2018: Billionaire Saudi Prince, Alwaleed bin Talal, Is Freed From Detention
  11. Bloomberg Businessweek, 20. März 2018: Prince Alwaleed Reveals Secret Deal Struck to Exit Ritz After 83 Days
  12. We Too Are Victims of Terrorism. In: New York Times. Der Spiegel, 31. Januar 2005, archiviert vom Original am 5. März 2005; abgerufen am 28. Juni 2014 (englisch, Interview).
  13. Rainer Hermann: Er hat kein Königreich, aber die Kingdom Holding. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. Februar 1999.
  14. CNN.com: Giuliani rejects $10 million from Saudi prince (englisch)
  15. Louvre.fr (Memento vom 17. April 2009 im Internet Archive), Models of the Islamic Art Department New Wing
  16. Prince Alwaleed's Gift Supports OCP Islamic Heritage Project (Memento vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive), Harvard University Library Notes / January 2006 / No. 1329.
  17. Heikle Spenden eines Ölprinzen, SpiegelOnline 13. April 2006
  18. Saudischer Prinz Walid will gesamtes Vermögen spenden. Handelsblatt, 1. Juli 2015.
  19. Dan Alexander, Forbes: The Mystery Of Hillary's Missing Millions
  20. ... Prince Al Walid bin Talal Al Saud, recipient of ADC's Global Achievement Award
  21. Alwaleed sells A380 flying palace