Ala I Augusta Gallorum
Die Ala I Augusta Gallorum [civium Romanorum] (deutsch 1. Ala die Augusteische der Gallier [der römischen Bürger]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt. In den Militärdiplomen von 88 bis 114/117 und den Inschriften wird sie als Ala Augusta bzw. Ala I Augusta bezeichnet.
Namensbestandteile
- Augusta: die Augusteische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf Augustus.
- Gallorum: der Gallier. Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Gallier rekrutiert.
- civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 109 bis 162/203 n. Chr. vor.
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.
Geschichte
Die Ala war in den Provinzen Hispania und Mauretania Tingitana (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 88 bis 162/203 n. Chr. aufgeführt.[1][2][3]
Die Einheit war im 1. Jhd. zunächst in der Provinz Hispania stationiert und wurde wahrscheinlich unter Vespasian nach Mauretania Tingitana verlegt.[1] Der erste Nachweis in Mauretania Tingitana beruht auf einem Diplom, das auf 88 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Mauretania) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 109 bis 162/203 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.
Standorte
Standorte der Ala waren möglicherweise:
- Augustobriga (in Hispania)
- Tocolosida (in Mauretania Tingitana)
Angehörige der Ala
Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[1]
Kommandeure
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Sonstige
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Siehe auch
Weblinks
Literatur
- John E. H. Spaul: Ala². The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3.
Anmerkungen
- ↑ In der Inschrift (CIL 5, 6478) steht C(ai) Gemini Prisci praef(ecti) eq(uitum) alae Aug(ustae). Es gab mehrere Einheiten, die in Inschriften so bezeichnet werden (siehe Ala Augusta). John Spaul ordnet Priscus der Ala I Augusta Gallorum zu. Laut Joachim Ott könnte Priscus entweder die Ala I Augusta Gallorum Proculeiana oder die Ala I Augusta Thracum kommandiert haben.
- ↑ Von der Konstitution des Jahres 153 sind neun Diplome erhalten geblieben, davon wurden vier für Angehörige der Ala I Augusta Gallorum ausgestellt. Laut Werner Eck, Andreas Pangerl (2005) wäre eine mögliche Erklärung für diese Häufung, dass der Statthalter von Mauretania Tingitana 25 Jahre zuvor, im Vorfeld des Besuchs von Hadrian im Jahr 128, bestehende Lücken im Mannschaftsbestand der gesamten Armee auffüllen liess. Im Fall der Ala I Augusta Gallorum vermuten Werner Eck, Andreas Pangerl (2007) aber, dass hier ein besonderes Ereignis auftrat, dass nur diese Einheit betraf und wodurch sehr viele Soldaten starben, weshalb außergewöhnlich viele Rekruten auf einmal benötigt wurden. In Frage kämen z. B. der Ausbruch einer Seuche im Lager oder der Überfall von Nomaden.
Einzelnachweise
- ↑ a b c John E. H. Spaul, Ala², S. 52–54.
- ↑ Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 176 Tabelle 18 (PDF).
- ↑ Militärdiplome der Jahre 88 (CIL 16, 159), 109 (RMD 2, 84), 114/117 (CIL 16, 165), 153 (RMD 5, 409, RMD 5, 410, RMD 5, 411, RMM 34, ZPE-153-199, ZPE-153-202, ZPE-162-244), 156/157 (CIL 16, 181, CIL 16, 182), 159 (RMD 1, 53) und 162/203 (RMD 3, 186).
- ↑ a b Werner Eck, Andreas Pangerl: Neue Militärdiplome für die Truppen der mauretanischen Provinzen In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik (ZPE), Band 153 (2005), S. 187–206, hier S. 197–199, 204 (Online).
- ↑ a b Werner Eck, Andreas Pangerl: Weitere Militärdiplome für die mauretanischen Provinzen In: ZPE, Band 162 (2007), S. 235–247, hier S. 244, 246–247 (Online).