Ala I Flavia Gemelliana

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Ein Militärdiplom von 157 n. Chr. (RMD 3, 170)

Die Ala I Flavia Gemelliana [civium Romanorum] (deutsch 1. flavische Ala des Gemellus [der römischen Bürger]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt. In dem Diplom (RMD 1, 25) wird sie als Ala I Gemelliana bezeichnet.

Namensbestandteile

  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Ala prima .. ausgesprochen.
  • Flavia: die Flavische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf die flavischen Kaiser Vespasian, Titus oder Domitian.
  • Gemelliana: des Gemellus. Der Name Gemelliana legt die Vermutung nahe, dass ein Zusammenhang mit der Ala Gemelliana besteht, von der der Name wohl abgeleitet wurde. Die Ala Gemelliana wurde bereits unter Claudius (41–54) oder noch früher aufgestellt, die Ala I Flavia Gemelliana dagegen erst unter einem der flavischen Kaiser. Einer der ersten Kommandeure der Ala Gemelliana war wahrscheinlich ein ansonsten unbekannter Gemellus, nach dem die Ala benannt wurde.[1]
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in dem Militärdiplom von 159/160 und der Inschrift (CIL 03, 5906) vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Ala war in der Provinz Raetia stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 119/135 bis 167/168 n. Chr. aufgeführt.[1][2][3][4]

Die Einheit wurde vermutlich durch einen der flavischen Kaiser aufgestellt. Ihre Anfänge und die frühe Geschichte der Einheit bis zu ihrer Stationierung in Raetien sind unbekannt.[3] Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz Raetia beruht auf einem Diplom, das auf 119/135 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Raetia), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 138/140 bis 167/168 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Die Ala war bis in die Mitte des 3. Jhd. in Raetia stationiert. Sie ging vermutlich aufgrund von Germaneneinfällen unter; möglicherweise wurde sie aber auch um 241/242 im Zusammenhang mit dem Perserfeldzug von Gordian III. in den Osten des römischen Reiches verlegt.[3]

Standorte

Standorte der Ala in Raetia waren:

Angehörige der Ala

Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[1][3]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Ala I Flavia Gemelliana – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. a b John Spaul ordnet Caius Petronius und Tiberius Claudius Andecamulus der Ala I Flavia Gemelliana zu, während Farkas István Gergő sie der Ala Gemelliana zuordnet.
  2. Die Auflösung der Inschrift (CIL 3, 5938) ist umstritten. John Spaul und Eric Birley ordnen Marcus Virius Marcellus der Ala I Flavia Gemelliana zu.

Einzelnachweise

  1. a b c John E. H. Spaul: Ala². The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3, S. 133–134.
  2. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 160 Tabelle 4 (PDF S. 162).
  3. a b c d Farkas István Gergő: The Roman Army in Raetia Dissertation, University of Pécs Faculty of Humanities 2015, S. 127–128, 244–259, 347–349, 442–460 (PDF S. 130–131, 247–262, 350–352, 445–463).
  4. Militärdiplome der Jahre 119/135 (RMD 1, 25), 138/140 (RMD 2, 94), 140/144 (RMD 1, 58), 140/147 (RMD 3, 166), 151/170 (RMD 1, 51), 154/161 (CIL 16, 117, RMD 3, 175), 157 (RMD 3, 170, RMD 4, 275, RMM 38), 157/161 (RMD 5, 434), 159/160 (AE 2005, 1153), 162 (CIL 16, 118), 166 (CIL 16, 121) und 167/168 (RMD 1, 68).
  5. Eric Birley: Eine Inschrift von Untersaal. (Online).