Albert Bachmann (Beamter)

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Albert «Bert» Bachmann (* 26. November 1929 in Albisrieden, heute Teil Zürichs; † 12. April 2011 in Cork, Irland) war ein Schweizer Nachrichtendienst-Offizier.

Leben

Bachmann sympathisierte in seiner Jugend mit dem Kommunismus, wandte sich aber 1948 von der Jugendorganisation Freie Jugend und deren Mutterpartei PdA ab. Während des Kalten Krieges sah er die Schweiz durch die Sowjetunion bedroht. Er war der letzte Chef des Büros Ha, Mitverfasser des Soldatenbuches von 1958 und Hauptautor des Zivilverteidigungsbuches von 1969.[1] Im Biafra-Krieg war er Delegierter des IKRK.

1976 wurde Bachmann Chef des Spezialdienstes (Deckname: «Tom») innerhalb der Untergruppe Nachrichtendienst und Abwehr (UNA) des Eidgenössischen Militärdepartements (EMD, heute VBS). In seinen Aufgabenbereich fielen die Weiterführung der Widerstandsvorbereitungen für den Fall einer Besetzung der Schweiz (später P-26) und der Aufbau eines ausserordentlichen Nachrichtendienstes (später P-27).[2][3] Bachmann gelang es, private Kreise zu überzeugen, ein Hotel (Liss Ard Estate in Cork) in Irland zu erwerben. Er wollte das Hotel als Treffpunkt für Mitarbeiter des ausserordentlichen Nachrichtendienstes nutzen. Ausserdem schlug er vor, das Hotel als Standort einer möglichen Exilregierung im Falle einer Besetzung der Schweiz zu nutzen.[4][5] Bachmanns Pläne enthielten auch die Evakuierung der Goldreserven der Schweizerischen Nationalbank durch die Swissair.[6] Sein Vorgesetzter beschrieb Bachmann in einem Bericht aus dem Jahr 1980 als "schillernde Persönlichkeit" mit "abenteuerlichen Zügen" und einer "vorwärtsdrängenden Phantasie", welche "ständig neue Sicherheitsrisiken" schuf.[7]

Bachmann/Schilling-Affäre

Im Herbst 1979 schickte Bachmann seinen Mitarbeiter Kurt Schilling in geheimer Mission zur Raumverteidigungsübung 79 des österreichischen Bundesheers, um herauszufinden, wie lange die österreichische Armee einem Angriff der Sowjetunion im Ernstfall standhalten könnte. Schilling übte diesen Auftrag dermassen auffällig und dilettantisch aus, dass er in St. Pölten von der Spionageabwehr sofort bemerkt und aufgegriffen wurde.[8] In der darauffolgenden Einvernahme durch die österreichischen Behörden gab Schilling seinen Spionageauftrag und Auftraggeber preis. Damit war Bachmann enttarnt und wurde vom Leiter des Eidgenössischen Militärdepartements, Bundesrat Chevallaz, in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Kurze Zeit später musste auch sein Adlat, Rudolf Moser (1942–2009) den Spezialdienst verlassen.

Pensionär Bachmann übersiedelte auf sein irisches Landgut und verstarb dort 81-jährig am 12. April 2011.[9]

Werke (Auswahl)

  • Soldatenbuch. Auf Dich kommt es an, Hrsg.: Gruppe für Ausbildung, Red.: Richard Merz; Albert Bachmann, Bern: Eidg. Drucksachen- und Materialzentrale 1958.
  • Zivilverteidigung, verfasst und gestaltet von Albert Bachmann und Georges Grosjean, Hrsg.: Eidg. Justiz- und Polizeidepartement im Auftrag des Bundesrates, Aarau: Miles-Verlag 1969.

Literatur

  • Markus Ahmadi: Der Oberst und sein geheimes Reich – Die Affäre Bachmann. In: Heinz Looser u. a. (Hrsg.): Die Schweiz und ihre Skandale. Limmat, Zürich 1995, ISBN 3-85791-236-7, S. 131–150.

Einzelnachweise

  1. William Grimes: Albert Bachmann, a Colorful Swiss Spymaster, Dies at 81. In: New York Times, 7. Mai 2011.
  2. Martin Matter: P-26. Die Geheimarmee, die keine war. Verlag hier + jetzt, Baden 2012, ISBN 978-3-03919-247-2, S. 34 f.
  3. Komitee Schluss mit dem Schnüffelstaat (Hrsg.): Schnüffelstaat Schweiz: Hundert Jahre sind genug, S. 142. Limmat, Zürich 1990, ISBN 3-85791-170-0.
  4. GPK des Nationalrates: Angelegenheit Oberst Bachmann. Hrsg.: Arbeitsgruppe der Geschäftsprüfungskommission. Bern 19. Januar 1981, S. 504.
  5. Where a Swiss spy built the perfect hideout from nuclear war. BBC News, 8. Juli 2021, abgerufen am 12. Juli 2021 (englisch).
  6. Albert Bachmann gestorben. In: NZZ Online. 20. April 2011. Abgerufen am 21. April 2011.
  7. Der skurrile Oberst und seine Irland-Connection, NZZ, 28. Juli 2018 (Titel der Printausgabe)
  8. Geradezu geschwätzig., In: Der Spiegel 53/1979, 31. Dezember 1979, S. 108.
  9. Todesanzeige im Tages-Anzeiger vom 20. April 2011, S. 24.

Weblinks