Alexander Behm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Alexander Karl Friedrich Franz Behm (* 11. November 1880 in Sternberg (Mecklenburg); † 22. Januar 1952 in Kiel[1]) war ein deutscher Physiker.

Biografie

Datei:Behm, Alexander - Gedenktafel in Kiel.jpg
Gedenktafel am ehemaligen Wohnhause Alexander Behms in Kiel (Hardenbergstraße 31)

Behm kam mit seinen Eltern, Oberpostsekretär Ernst Anton Behm (1851–1925) und Paula geb. Prange (1855–1922), sowie zwei jüngeren Brüdern 1884 von Rehna nach Parchim. Von 1888 bis 1896 besuchte er das Friedrich-Franz-Gymnasium (Parchim). 1896 zog die Familie nach Hadersleben (damals Deutsches Reich, heute Dänemark). Sein Physiklehrer Conrad Dunker erkannte Behms Begabung und förderte ihn. Für die übrigen Fächer zeigte er wenig Interesse. Nach der mittleren Reife begann er ein Praktikum bei einem Büchsenmacher. Von 1902 Bis 1904 studierte Behm an der Technischen Hochschule in Karlsruhe Elektrotechnik und Physik. Von 1903 bis Ende 1904 war er als zweiter Assistent von Otto Lehmann tätig.

Alexander Behm und Johanna Glamann, Tochter eines mecklenburgischen Gutsbesitzers, heirateten am 14. Februar 1905. Das Paar hatte sich in Hadersleben im Hause des Arztes Magaard kennengelernt.[2]

Forschung

In Karlsruhe wurden seine Arbeiten auf dem Gebiet der Akustik von Otto Lehmann wahrgenommen. Während mehrerer Jahre als Assistent an einem physikalischen Institut entwickelte er einen Schallstärkenmesser (Sonometer), der Basis für die Entwicklung des Echolots war. Ende 1904 übernahm Behm die Leitung eines von ihm gegründeten, für einen Industrieverband arbeitenden technischen Forschungslabors in Mödling in Niederösterreich. Hier führte er neben wärmetechnischen Untersuchungen solche zur Raumakustik und Schallisolation durch.

Nach dem Untergang der Titanic am 15. April 1912 versuchte Behm, ein Eisberg-Ortungssystem zu entwickeln. Hierbei sollte die Ortung der Eisberge mittels reflektierter Schallwellen erfolgen. Aus diesem Jahr datierte seine erste Patentanmeldung für einen Sonometer. Ebenfalls im Jahr 1912 erfolgte der Wohnortwechsel nach Kiel, wo er in der Firma von Hermann Anschütz-Kaempfe an seiner Erfindung weiterarbeiten konnte.[3]

1915 kaufte er das Kanonenboot Otter und baute es zum Laborschiff um. Die Erfolgsaussichten seiner Versuche im Kieler Hafen und der Heikendorfer Bucht wurden wegen der geringen Wassertiefe und des schlammigen Untergrundes von Fachkreisen als gering angesehen. Zum Studium der Schallausbreitung im Wasser entwickelte er die photographische Aufzeichnung der Schallausbreitung anhand von Versuchen in einem acht Liter fassenden Goldfischaquarium.[4] Schallreflexionen haben sich zwar letztendlich für die Ortung von Eisbergen nicht bewährt, aber der Meeresboden konnte über die Reflexion der Schallwellen erfasst werden. Obwohl es während des Ersten Weltkriegs unabhängig voneinander Parallelentwicklungen in anderen Staaten gab, darf Behm als der deutsche Erfinder des Echolots bezeichnet werden.

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Schallausbreitung beim Echolot (schematisch)

Behm erhielt am 22. Juli 1913 das Reichspatent Nr. 282009, das sich auf ein untaugliches Verfahren zur Messung der Meerestiefe auf der Basis der Schall- und Echointensität bezog. Den Durchbruch brachten jedoch seine Echolotentwicklungen in den Folgejahren auf der Basis der Echozeit und sein Kurzzeitmesser, mit dem kleinste Zeiteinheiten in technisch einfacher und bordtauglicher Weise messbar wurden. Patente hierfür erhielt er 1916 und 1920.[5] Zur wirtschaftlichen Verwertung dieser Erfindung gründete er 1920 in Kiel die Behm-Echolot-Gesellschaft. Die Anwendung des Echolots in der Luftfahrt wurde bei mehreren Zeppelin-Versuchsfahrten – u. a. mit der ZR 3 – erfolgreich getestet. Die Zeppelinwerft urteilte: „Es ist kein Zweifel, daß von allen Verfahren zur Höhenbestimmung die akustische diejenige ist, die allen Anforderungen entsprechen wird.“ Für dieses Verfahren zur Höhenbestimmung auf Luftfahrzeugen erhielt Behm am 12. Juni 1921 das Reichspatent Nr. 442974.[6] Ein weiteres seiner 110 Patente ist die sogenannte Behmfliege, ein künstlicher Angelköder.

Ehrungen

Literatur

  • Friedrich KlemmBehm, Alexander Karl Friedrich Franz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 7 f. (Digitalisat).
  • Gerhard Beuck: Wer war Dr. Alexander Behm? In: Treene-Spiegel, November 2006 / Nr. 368
  • Die Tiefe auf Knopfdruck. In: Hydrographische Nachrichten, Heft 93, S. 26–29, Deutsche Hydrographische Gesellschaft e.V. (Hrsg.), Rostock 2012, ISSN 1866-9204
  • Thomas Kalweit: Alexander Behm – Der Erfinder. In: Fisch & Fang, Januar 2010, S. 58–62
  • Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt, Ortwin Pelc (Hrsg.): Das neue Schleswig-Holstein Lexikon. Wachholtz, Neumünster 2006, Lemma Behm, Alexander.
  • Michael Meyer: Alexander Behm – der Erfinder des Echolots. In: Mecklenburgische Persönlichkeiten und ihre Beiträge zum wissenschaftlich-technischen Fortschritt in der Geschichte. Heft 13 der Reihe Rostocker Wissenschaftshistorische Manuskripte, hrsg. von der Sektion Geschichte der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock, Rostock 1986, S. 48–53
  • Jörg Schimmler: Alexander Behm (1880–1952). Erfinder des Echolots. Books on Demand, Norderstedt 2013, ISBN 978-3-7322-3110-2.
  • Jörg Schimmler: Wassertiefe auf Knopfdruck. Alexander Behms Erfindung des Echolotes in Kiel. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 89, Heft 3, Kiel 2017, S. 141–149
  • Werner Schneider: Echozeiten – Biografie über Alexander Behm, Erfinder des Echolots. Verlag: Books on Demand, Norderstedt 2018
  • Werner Schneider: Alexander Behm und 100 Jahre Echolotpatente. In: Hydrographische Nachrichten, HN 96, Oktober 2013, S. 11–14
  • Pütt 2005. Schriftenreihe des Heimatbundes e.V. Parchim, 2005, S. 32 f.
  • G.H. Ziehm: Kiel – Ein frühes Zentrum des Wasserschalls. Deutsche Hydrographische Zeitschrift, Ergänzungsheft Reihe B, Nr. 29, 1988, ISSN 0070-4172

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jörg Schimmler: Wassertiefe auf Knopfdruck. Alexander Behms Erfindung des Echolotes in Kiel. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 89, Heft 3, Kiel 2017, S. 149
  2. Jörg Schimmler: Alexander Behm (1880-1952). Erfinder des Echolots. Books on Demand, Norderstedt 2013, S. 17
  3. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt, Ortwin Pelc (Hrsg.): Das neue Schleswig-Holstein Lexikon. Wachholtz, Neumünster 2006, Lemma Behm, Alexander
  4. Franz Neumann: Die Entstehung des Echolots und sein Erfinder. In: Polytechnisches Journal. 340, 1925, S. 44–45.
  5. Patentschriften aus den Jahren 1913, 1916 und 1920 als pdf siehe unter www.alexander-behm-echolot.de/dokumente-downloads.html
  6. Patentschrift als pdf siehe www.alexander-behm-echolot.de/dokumente-downloads.html