Alexander Cunningham of Block

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Alexander Cunningham of Block (* um 1650/60 in Schottland; † Dezember 1730 in Den Haag, Niederlande), war ein schottischer Jurist, Gelehrter und Schachspieler. Eine Verwechslung mit seinem Zeitgenossen, dem Historiker Alexander Cunningham, hat oftmals zu Verwirrung geführt. Auf wen von beiden das Cunningham-Gambit zurückgeht, ist bis heute nicht endgültig geklärt.

Lebensweg

Alexander Cunningham wurde zwischen 1650 und 1660 vermutlich in Cumnock im westschottischen East Ayrshire geboren. Er war das älteste von sechs Kindern des Pfarrers John Cunningham und Elisabeth Cunninghams. Von seinem Vater erbte er einen kleinen Landbesitz, dessen Name – „Block“ oder „Bloak“ – dem Namen des Schachspielers zur besseren Unterscheidung hinzugefügt wurde.

Nach seiner Erziehung, die teilweise in den Niederlanden stattfand, schloss er sein Studium vermutlich an der Universität Edinburgh 1676 ab. Danach studierte er um 1677/78 römisches Recht an der Universität Utrecht bei Johannes Voet, welcher ihn als einen seiner besten Studenten rühmte.[1] 1686 wurde er Privatlehrer von Lord George Douglas, dem jüngsten Sohn des Duke of Queensberry. Während dieser Zeit bis 1693 reiste Cunningham mit seinem Zögling nach Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Italien, Polen und Dänemark.

Sein adeliger Gönner, der politisch zu den Whigs zählte, setzte durch, dass Cunningham 1698 zum Professor für Zivilrecht an der Universität Edinburgh ernannt wurde. Die Berufung war an den Parlamentswahlkreis gebunden („Parliamentary appointment“) und zeitlich (bis 1709) befristet.[2] Nachdem die Torys 1710 in London wieder an die Regierung kamen, änderten sich auch in Edinburgh die politischen Verhältnisse zugunsten der Torys beziehungsweise der Jakobiten, wie die katholischen Anhänger des Hauses Stuart genannt wurden. Die Universität berief daraufhin 1710 einen Nachfolger für Cunningham.

In dieser Situation sah sich Cunningham genötigt, seine schottische Heimat zu verlassen und sich in Den Haag niederzulassen. Hier lebte er von einer ansehnlichen Pension, die ihm der Duke of Queensberry gewährte, und konnte sich ganz seinem Interesse an den klassischen römischen Autoren und der Schachleidenschaft widmen. In letzterer Eigenschaft wurde er am bekanntesten und erhielt zahlreiche Besuche von führenden Schachspielern aus allen Teilen Europas. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete vor allem seine 1721 veröffentlichte Horaz-Ausgabe, in der er sich mit seinem Vorgänger Richard Bentley kritisch auseinandersetzte.

Cunningham hinterließ eine wertvolle Bibliothek, die später nach Schottland gebracht und dort aufgelöst oder verkauft wurde. Er starb kinderlos. Der Landsitz Block blieb noch einige Generationen im Besitz von Verwandten und deren Nachkommen.

Schachliche Bedeutung

In einer Biografie des Theologen James Wodrow heißt es, dass „Alexander Cunningham of Bloak (sic)“ seinerzeit als bester Schachspieler in Europa galt.[3] Der Philosoph Leibniz drückte einmal in einem Brief an den Mathematiker Thomas Burnet die Hoffnung aus, Cunningham möge seine Anschauungen über das Schachspiel veröffentlichen. Der Schachhistoriker H. J. R. Murray ging davon aus, dass sich diese Briefstelle auf Cunningham of Block bezieht.[4] Partien oder schachliche Einzelheiten von ihm sind jedoch nicht überliefert.

Von einigen Autoren wird auf Cunningham das „Gambit der drei Bauern“ zurückgeführt, das inzwischen eine Untervariante des Cunningham-Gambits darstellt. Das Dreibauerngambit entsteht nach den Zügen: 1. e2–e4 e7–e5 2. f2–f4 e5xf4 3. Sg1–f3 Lf8–e7 4. Lf1–c4 Le7–h4+ 5. g2–g3 f4xg3 6. 0–0 g3xh2+ 7. Kg1–h1. Erstmals wurde es in einem Manuskript eines gewissen Caze von 1706 und dann in dem Schachbuch von Joseph Bertin erwähnt, das 1735 in London erschien. Philipp Stamma und Philidor benannten das Gambit nach seinem „Erfinder“.

Wer der Erfinder ist, ist jedoch umstritten. Hier kommt der gleichnamige Historiker Alexander Cunningham (1654–1737) ins Spiel, der sich ebenfalls als Schachspieler betätigte und (vor 1710) in Den Haag aufhielt. Er spielte Partien mit dem Earl of Sunderland, an den sich das erwähnte Manuskript von Caze aus dem Jahre 1706 richtete. H. J. R. Murray sah es als erwiesen an, dass sich der Historiker um die Popularisierung des Gambits bemühte, dieses jedoch nicht erfunden hatte.[4] Die meisten Schachlexika nennen jedoch den Historiker Cunningham als Urheber des Gambits.[5] Da andererseits Cunningham of Block zwischen 1710 und 1730 auf der Höhe seiner schachlichen Bekanntheit stand, bleibt unklar, auf wen die Namensgebung letztlich Bezug nahm.

Einzelnachweise

  1. J. Voet: Commentarius ad Pandectas. Leiden 1698–1704, 48, xix, 2.
  2. John W. Cairns and Hector L. MacQueen: Learning and the Law. A Short History of the Edinburgh Law School (Memento vom 26. Oktober 2012 im Internet Archive)
  3. Robert Wodrow: Life of James Wodrow. Edinburgh/London 1828, S. 174
  4. a b H. J. R. Murray: A History of Chess. Oxford University Press, 1913 (Reprint-Ausgabe 2002), S. 844–845, ISBN 0198274033
  5. Vgl. stellvertretend für andere Otto Borik & Joachim Petzold: Meyers Schachlexikon. Meyers Lexikonverlag, Mannheim 1993, S. 58. ISBN 3411088117

Literatur