Alexander Andrejewitsch Prochanow

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Alexander Prochanow, 2007

Alexander Andrejewitsch Prochanow (russisch Алекса́ндр Андре́евич Проха́нов; * 26. Februar 1938 in Tiflis, Georgische SSR, Sowjetunion) ist ein russischer Schriftsteller und Journalist. Er bezeichnet sich selbst als sozialistischen Patrioten und zählt mit seiner Verbindung aus linken und nationalistischen Ideen zu den umstrittensten Schriftstellern des Landes.

Leben

Prochanow arbeitete zunächst bis 1970 mehrere Jahre als Auslandskorrespondent der Prawda in Afghanistan, Nicaragua und Bergkarabach.[1] 1969 berichtete er vom Zwischenfall am Ussuri, dem Höhepunkt des chinesisch-sowjetischen Grenzkonflikts. Seit 1971 veröffentlichte er als Schriftsteller über 40 Bücher in der Sowjetunion und Russland, darunter eine ganze Reihe von landesweit bekannten Romanen und politischen Sachbüchern. Von 1989 bis 1991 war er (der letzte) Chefredakteur der Zeitschrift Sowjetliteratur.

1990 gründete er die oppositionelle Zeitschrift Djen (Tag) und übernahm die Stelle des Chefredakteurs. Während des Augustputschs stellte sich Prochanow auf die Seite der Putschisten. Wegen eines Verbots durch das Justizministerium wurde die Zeitschrift 1993 in Sawtra (Morgen) umbenannt. Sie erscheint bis heute unter diesem Titel.[2]

Sein 2002 veröffentlichter Roman Herr Hexogen (russisch: Господин Гексоген, Gospodin Gexogen) war 2004 ein Bestseller in Russland. Im Rahmen einer fiktiven Erzählung konstruierte Prochanow eine Verwicklung des russischen Geheimdienstes in die realen Moskauer Sprengstoffanschläge auf Wohnhäuser.[1] Im Roman wird ferner behauptet, dass Juden gesunden Russen Blut und Organe entnehmen wollen, um sie an Kliniken in Israel zu verkaufen.[3]

Politisch ist er seit Jahren eine schillernde und umstrittene Persönlichkeit. So war er sowohl Berater des Präsidentschaftskandidaten der Kommunistischen Partei Gennadi Andrejewitsch Sjuganow[4] als auch im Kreuzfeuer der Kritik für rechtsextreme Äußerungen.[5] Im Sommer 2000 lud Prochanow den Holocaustleugner und Ku-Klux-Klan-Chef David Duke nach Moskau ein.[6] 2009 zählte Alexander J. Motyl Prochanow zu den „Mainstream-Faschisten“ Russlands.[7]

Mit seiner Ausdrucksweise Sprache polarisiert er gerne. So bezeichnete er die Sozialdemokratie als „Alterskrankheit“ und „politisches Prostataleiden“.[8] Im Januar 2008 gab Sandra Ravioli eine Sammlung seiner Aufsätze in deutscher Sprache als Book on Demand heraus.[9] Seit Wladimir Putins zweiter Amtszeit näherte sich Prochanow der Linie des Kremls an[10] und wurde anlässlich seines 80. Geburtstages von Putin öffentlich für seine „sozialen, literarischen und journalistischen Aktivitäten“ sowie seine „staatsbürgerlichen Prinzipien und Ideale“ gewürdigt.[3] Prochanow erklärte 2014, er sei ein Befürworter des Kalten Krieges.[11]

Im 2013 nannte er Michail Gorbatschow das „Synonym des Bösen“. Er sei verantwortlich gewesen „für das Scheitern einer großen Zivilisation“.[12]

Im Dezember 2014 trat Prochanow im iranischen Fernsehen auf und behauptete, Israel und die USA würden die Terrororganisation Islamischer Staat unterstützen, um Russlands Einfluss im Nahen Osten und im Nordkaukasus zurückzudrängen.[13][14] Im September 2015 behauptete er im Interview mit dem russischen TV-Sender Rossija 24, die USA hätten in Nordafrika und dem Nahen Osten gezielt Konflikte herbeigeführt, um eine Flüchtlingswelle auszulösen und als „demografische Bombe“ gegen Europa zu richten.[15][16]

Prochanow ist der Gründer und Vorsitzende eines nationalistisch ausgerichteten Think Tanks namens Isborsk-Klub.[10] Zudem ist er Gründer und Chefredakteur der umstrittenen, rechtsradikalen Zeitung Sawtra.

Werke (Auswahl)

  • Gospodin Gexogen (russisch), Moskau 2002
  • Jenseits russischer Villenzäune: Surrealität des menschlichen Daseins im heutigen Russland. Übersetzt und herausgegeben von Sandra Ravioli. Books on Demand, Norderstedt 2007, ISBN 978-3-8370-1054-1.

Weblinks

Commons: Alexander Andrejewitsch Prochanow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Ulrich M. Schmid: Blut und Lügen. In: Neue Zürcher Zeitung. 15. September 2004, abgerufen am 7. Oktober 2020.
  2. Christoph Laug: Dokumentation: Prominente Vertreter rechten Denkens in Russland, Bundeszentrale für politische Bildung. 3. August 2013. Abgerufen am 9. Oktober 2014. 
  3. a b Putin würdigt Verdienste von ultranationalistischem Publizisten. In: Der Standard. 26. Februar 2018, abgerufen am 27. Dezember 2021.
  4. Jean Cremet: Crossover in Moskau. In: Jungle World. 9. September 1998, archiviert vom Original am 1. Juli 2007; abgerufen am 25. Mai 2015.
  5. so bezeichnen ihn mehrere Beobachter der russischen Politik als Antisemiten, siehe Artikel von Kai Ehlers (Memento vom 23. Dezember 2014 im Internet Archive)
  6. Anti-Semitic book angers Russians, BBC News. 17. Dezember 2000. Abgerufen am 9. Oktober 2014. 
  7. Alexander J. Motyl, Irmgard Hölscher: Russland: Volk, Staat und Führer: Elemente eines faschistischen Systems, Osteuropa Vol. 59, No. 1, Am Rad drehen: Energie, Geschichte, Ideologie (Jan 2009), S. 119
  8. Nikolai Jolkin: 80 Jahre ohne Lenin: Die Zukunft der kommunistischen Partei Russlands. In: The Voice of Russia. 23. Januar 2004, archiviert vom Original am 24. Oktober 2007; abgerufen am 25. Mai 2015.
  9. http://www.russland-buecher.ru/
  10. a b Roland Götz: Analyse: Der Isborsker Klub - Russlands antiwestliche Ideologen, Bundeszentrale für politische Bildung. 17. März 2015. Abgerufen am 30. Juli 2015. 
  11. Foes of America in Russia Crave Rupture in Ties, New York Times, 15. März 2014
  12. Gorbatschow: Ikone der Revolution oder Symbol des Niedergangs?, RBTH, 2. März 2016
  13. Mossad training ISIL terrorists: Putin aide. In: PressTV. 7. Dezember 2014, archiviert vom Original am 8. Dezember 2014; abgerufen am 7. Oktober 2020.
  14. Russian writer and political activist: Mossad training ISIS terrorists in Iraq, Syria, Jerusalem Post. 8. Dezember 2014. Abgerufen am 31. Juli 2015. 
  15. Das Ende Europas aus russischer Sicht, Zeit Online. 11. September 2014. Abgerufen am 11. September 2015. 
  16. Демографическое оружие. Реплика Александра Проханова, vesti.ru. 4. September 2014. Abgerufen am 11. September 2015.