Alfred Kraus (Mediziner)
Alfred Kraus (geboren am 4. Juli 1934 in Mühldorf am Inn in Oberbayern; gestorben am 11. März 2022 in Heidelberg) war ein deutscher Neurologe, Psychotherapeut und Psychiater.
Leben und Schaffen
Alfred Kraus studierte Medizin in München, Innsbruck und Heidelberg sowie Philosophie in Heidelberg. Er promovierte zum Thema Biographische, verhaltenstheoretische und psychologische Untersuchungen beim postenzephalitischen Parkinsonismus. Von 1965 bis 1975 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent, nach der Habilitation im Jahr 1975 von 1980 bis zu seiner Emeritierung als Professor an der Universitätsklinik Heidelberg.
Er war Ehrenvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Phänomenologische Anthropologie, Psychiatrie und Psychotherapie e.V. (DGAP)[1], Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), Mitherausgeber diverser Fachzeitschriften und Organisator von Tagungen, zuletzt im Jahr 2019 an der Universität Heidelberg zum Thema Mensch und Roboter, Leiblichkeit und Maschine. Neue Interaktionsformen.[2]
Forschungsaufenthalte und Vortragsreisen führten ihn nach Japan, in die USA, nach England und Wales, Frankreich, Argentinien, Brasilien, Chile, Polen, Italien, Portugal, Spanien, Jugoslawien, Rumänien, Georgien und Russland.
Alfred Kraus befasste sich mit phänomenologisch-anthropologischen und rollentheoretischen Ansätzen zur Erklärung, Diagnostik und Klassifikation psychiatrischer Krankheitsbilder. Er verfasste Arbeiten zur Psychopathologie der manisch-depressiven Krankheit, Schizophrenie, Parkinsonismus, Transvestitismus, Intersexualismus, Zwangssyndrom, Angststörungen, zudem Grundlagen der Diagnostik und Klassifikation in der Psychiatrie und er stellte vergleichende empirische Studien zur Depression in verschiedenen Ländern an. Bedeutsam für seine wissenschaftliche Arbeit ist die Auseinandersetzung vornehmlich mit der Daseinsanalyse Ludwig Binswangers, mit dem existentialistischen Ansatz Jean-Paul Sartres und mit der phänomenologischen Psychologie von Erwin Strauss.[3]
Alfred Kraus war seit 1966 verheiratet und hatte zwei Töchter, darunter die Erziehungswissenschaftlerin und Kunstpädagogin Anja Kraus.
Preise
- 1975 Julius-Redel-Preis der Universität Heidelberg (Habilitationspreis der medizinischen Fakultät)
- 1987 Dr. Margrit-Egner-Preis (Universität Zürich)
Schriften (Auswahl)
- Sozialverhalten und Psychose Manisch-Depressiver. Eine existenz- und rollenanalytische Untersuchung. Enke, Stuttgart 1977,[4]
- als Hrsg.: Leib, Geist, Geschichte. Brennpunkte anthropologischer Psychiatrie. (=Festschrift zum 60. Geburtstag von Hubertus Tellenbach), Hüthig, Heidelberg 1978, ISBN 978-3-7785-0481-9
- als Mithrsg. mit Christoph Mundt: Schizophrenie und Sprache. Thieme, Stuttgart 1991, ISBN 978-3-13-758001-0
- als Mithrsg. mit Christoph Mundt, Peter Fiedler, Hermann Lang: Depressionskonzepte heute: Psychopathologie oder Pathopsychologie. Springer, Berlin-Heidelberg 1991, ISBN 978-3-642-76318-2
Einzelnachweise
- ↑ Personen. Deutsche Gesellschaft für phänomenologische Anthropologie, Psychiatrie und Psychotherapie, abgerufen am 19. März 2022.
- ↑ https://euro-acad.eu/CMS/Img/Downloads/7r3rhlkv5ooxw5t1q278.pdf
- ↑ Toshiaki Kobayashi: Melancholie und Zeit. Stroemfeld, Basel 1998, ISBN 978-3-86109-140-0, S. 91–102.
- ↑ Alfred Kraus: Sozialverhalten und Psychose Manisch-Depressiver: eine existenz- und rollenanalytische Untersuchung. Enke, Stuttgart 1977, ISBN 3-432-89071-0.
Personendaten | |
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NAME | Kraus, Alfred |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Neurologe, Psychotherapeut und Psychiater |
GEBURTSDATUM | 4. Juli 1934 |
GEBURTSORT | Mühldorf am Inn, Oberbayern |
STERBEDATUM | 11. März 2022 |
STERBEORT | Heidelberg |