Alfred Ludwig Wieruszowski

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Alfred Ludwig Wieruszowski (* 6. Dezember 1857 in Görlitz; † 9. Februar 1945 in Berlin), war ein deutscher Jurist jüdischer Herkunft, Senatspräsident am Oberlandesgericht Köln sowie Professor an der Universität zu Köln.

Leben

Alfred Ludwig Wieruszowski war seit 1884 Richter in Köln und wurde 1902 zum Oberlandesgerichtsrat ernannt. Von 1921 bis zu seiner Pensionierung am 1. April 1926 war er Senatspräsident am Oberlandesgericht Köln.[1]

Seit 1909 war er als Dozent an der Handelshochschule Köln tätig und übernahm 1920 einen Lehrauftrag als Honorarprofessor an der Universität zu Köln. Seit 1924 gehörte Alfred Ludwig Wieruszowski zur Ständigen Deputation des Deutschen Juristentages. Nach der Machtergreifung und wegen Beleidigungen der Nationalsozialisten gegen ihn, legte er am 27. April 1933 seine Professur nieder.[2]

In erster Ehe war er mit Jenny Landsberg (* 1866) verheiratet, aus dieser Ehe entstammten die Töchter Lili (1899–1971) und Helene Wieruszowski (1893–1978). Alfred Ludwig Wieruszowski und seine Frau konvertierten vom Judentum zum Protestantismus. Die Töchter wurden protestantisch getauft und protestantisch erzogen.

In zweiter Ehe war er seit 1921 mit Frieda Fischer verheiratet.[3] Frieda Fischer war die Witwe von Adolf Fischer und als Stifterin auch dessen Nachfolgerin als Direktorin des Museums für Ostasiatische Kunst in Köln.

Seine Frau verlor 1937 wegen seiner jüdischen Herkunft ihre Direktorenstelle und erhielt Hausverbot für das Museum. Er musste 1939 infolge der Namensänderungsverordnung den zusätzlichen Vornamen Israel annehmen und ab 1941 den Judenstern tragen. Ihr Wohnhaus wurde zum Judenhaus erklärt und sie mussten weitere jüdische Mitbürger aufnehmen. Der drohenden Deportation entgingen sie durch Hilfe eines evangelischen Geistlichen und eines katholischen Professors. Am 20. Oktober 1944 wurden sie dennoch von der Gestapo aus ihrem Haus ausgewiesen und flüchteten nach Dresden, wo sie bei einer ehemaligen Hausgehilfin Unterschlupf fanden. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich und er kam im Januar 1945 in das Jüdische Krankenhaus nach Berlin. Dort starb er völlig entrechtet und verarmt am 9. Februar 1945 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee bestattet.[2][4]

Werke (Auswahl)

Alfred Ludwig Wieruszowski veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen und juristische Kommentare.[1]

zum Eherecht
  • Handbuch des Eherechts Band 1: Die allgemeinen Wirkungen der Ehe, Schwann-Verlag, Düsseldorf 1900, 207 Seiten [1]
  • Handbuch des Eherechts Band 2: Das eheliche Güterrecht, Schwann-Verlag, Düsseldorf 1904, 627 Seiten [2]
zum Wirtschaftsrecht
  • Die Geschäftsaufsicht, Gloeckner-Verlag, Leipzig 1918, 32 Seiten [3]
  • Die Kriegswuchergesetzgebung, Gloeckner-Verlag, Leipzig 1918, 23 Seiten [4]
  • Die Vergleichsordnung, Gloeckner-Verlag, Leipzig 1927, 96 Seiten [5]
als auch fürs Theater
  • Aus drei Jahrhunderten Festspiel zum 90. Geburtstag Kaiser Wilhelm I., Siegen 1887
  • Vor fünfzig Jahren! Festspiel zum Dienstjubiläum des Landgerichtspräsidenten Stomps, Elberfeld 1899 [6]
als auch in der Literatur
  • Goethe als Rechtsanwalt, Neubner-Verlag, Cöln am Rhein, 1909, 32 Seiten [7]

Literatur

  • Hans-Jürgen Becker: Alfred Ludwig Wieruszowski (1857–1945). Richter, Hochschullehrer, Goethe-Forscher, in: Helmut Heinrichs (Hg.), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, München 1993, S. 403–413.
  • Wieruszowski, Alfred Ludwig, in: Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. München : Saur, 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 387.
  • Alfred Ludwig Wieruszowski, in: Horst Göppinger: Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich“. 2. Auflage. München : Beck, 1990 ISBN 3-406-33902-6, S. 229–230.

Einzelnachweise

  1. a b Alfred Ludwig Wieruszowski in: Oda Cordes: Marie Munk (1885-1978): Leben und Werk. 1. Auflage. Böhlau Verlag, Köln Weimar Wien 2015, ISBN 978-3-412-22455-4, S. 935. (Digitalisat)
  2. a b Klaus Luig: ...weil er nicht arischer Abstammung ist: jüdische Juristen in Köln während der NS-Zeit. 1. Auflage. Otto Schmidt, Köln 2004, ISBN 3-504-01012-6, S. 367.
  3. museenkoeln.de: Bilder von Adolf und Frieda Fischer (Bild 7 handschriftlicher Eintrag von Frieda Fischer-Wieruszowski), abgerufen am 26. Juli 2016
  4. museenkoeln.de: Festakt für Adolf Fischer, abgerufen am 24. Juli 2016