Alfred Rieche

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Friedrich Robert Alfred Rieche (* 28. April 1902 in Dortmund; † 6. November 2001 in Berlin) war ein deutscher Chemiker in der Großindustrie und Professor für Technische Chemie an den Universitäten in Leipzig, Halle (Saale), Jena und Berlin sowie an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW).

Leben und Werk

Alfred Rieche war der Sohn des promovierten Chemikers Karl Louis Berthold Alfred Rieche (1868–1929) und dessen Ehefrau Margarete Julie Fanny (Grete) Rieche, geb. Baum (1880–1904). Die Familie übersiedelte 1903 von Dortmund nach Bernburg (Saale), wo sein Vater eine eigene pharmazeutische Fabrik gründete. Auf Wunsch des Vaters besuchte er nach dreijähriger Vorschule zunächst das Bernburger humanistische Gymnasium, wechselte dann aber zum Karls-Realgymnasium. Er studierte ab 1921 an der Universität Greifswald Chemie und wurde 1925 als akademischer Schüler von Rudolf Pummerer an der Universität Erlangen mit einer Arbeit „Über einwertigen Sauerstoff“ zum Dr. phil. promoviert.

1933 wechselte er in die chemische Großindustrie zur I.G. Farben in Wolfen. 1937 trat er der NSDAP bei.[1] Im selben Jahr wurde er zusätzlich außerplanmäßiger Professor an der Universität Leipzig. 1938 wurde er zum wissenschaftlichen Leiter der I.G. Farben-Fabrik in Wolfen ernannt.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er zunächst bis 1951 in der UdSSR und richtete dort eine Fabrik für Farbstoff-Zwischenprodukte ein. Er kehrte dann nach Wolfen zurück und übte zugleich einen Lehrauftrag an der Universität Halle (Saale) aus.[2] Von 1952 bis 1967 übernahm er einen Lehrstuhl und wurde Direktor des Instituts für Technische Chemie an der Universität Jena, von 1954 bis 1968 war er Gründungsdirektor des Instituts für Organische Chemie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, ab 1960 wirkte er zugleich auf dem Gebiet Technische Chemie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Sein Arbeitsfeld waren zunächst besonders die Chemie der Peroxide[3] und Radikale, später auch die Technische Chemie im Bereich der natürlichen Rohstoffe im Rahmen der Autarkiebestrebungen der nationalsozialistischen Machthaber. Dieses Forschungsgebiet konnte er unter den Bedingungen der DDR erfolgreich und international anerkannt fortführen.

Die pharmazeutische Fabrik seines Vaters „Dr. A. Rieche & Co. GmbH“ wurde durch das Produkt „Peptoman Rieche“ bekannt und wurde nach dem unerwarteten Tod des Vaters ab 1929 von seinem jüngeren Bruder, dem Apotheker Walter Rieche, in Bernburg weitergeführt.

Mitgliedschaften

Rieche wurde 1956 korrespondierendes und 1959 ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Weiterhin wurde er 1959 zum Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina in Halle (Saale) gewählt. Seit 1964 war er korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Ehrungen (Auswahl)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 496.
  2. Winfried R. Pötsch, Annelore Fischer und Wolfgang Müller unter Mitarbeit von Heinz Cassenbaum: Lexikon bedeutender Chemiker, Bibliographisches Institut, Leipzig 1988, S. 363–364, ISBN 3-323-00185-0.
  3. Louis Fieser, Mary Fieser: Organische Chemie, Verlag Chemie Weinheim, 2. Auflage, 1972, S. 507, ISBN 3-527-25075-1.
  4. Verdiente Persönlichkeiten der DDR geehrt, In: Neues Deutschland, 24. Juni 1962, S. 1–2.