Alice Brill

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Alice Brill (1965)

Alice Brill (* 13. Dezember 1920 in Köln; † 29. Juni 2013 in Itu, São Paulo) war eine deutschsprachig-jüdische, brasilianische Fotografin, Malerin und Autorin.

Leben

Alice Brill wurde am 13. Dezember 1920 in Köln als Kind von Marte und Erich Brill geboren. Ihre Eltern ließen sich kurz nach der Geburt wieder scheiden und sie wuchs bei ihrer Mutter in Hamburg auf; sie hatte aber stets Kontakt zu ihrem Vater.[1]

Mit 13 Jahren begann für Brill das Leben im Exil, weil sie und ihre Familie von den Nationalsozialisten als Juden verfolgt wurden. Gemeinsam mit ihrer Mutter ging sie zuerst nach Mallorca und später nach Italien.[1]

Ab März 1934 lebte Brill für einige Monate mit ihrem Vater zusammen in Amsterdam, weil ihre Mutter schon nach Brasilien gefahren war. Brill sollte nachkommen, sobald ihre Mutter eine Arbeit gefunden hätte. Im August 1934 fuhr sie zusammen mit ihrem Vater in die brasilianische Hauptstadt Rio de Janeiro. Gemeinsam verbrachten Vater und Tochter noch einige Monate auf der Insel Paquetá, bevor es zur Mutter nach São Paulo ging.[1]

Brill ging in São Paulo nur kurze Zeit zur Schule und begann 1936 in einer Buch- und Kunsthandlung zu arbeiten. Sie tat dies auch, um ihre Mutter finanziell zu unterstützen. Über den Laden kam Brill in Kontakt mit der Künstlerszene der Großstadt und studierte bei Yolanda Mohalyi. Sie begann, selbst zu malen und zu fotografieren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bekam Alice durch ein Stipendium die Möglichkeit, in den USA zu studieren. Zurück in Brasilien arbeitete sie als Fotografin und malte nebenbei. Sie war zur damaligen Zeit eine der wenigen Frauen in diesem Beruf.[1] In ihrem ersten großen Auftrag als Fotografin porträtierte Alice im Jahr 1950 das Alltagsleben der Menschen São Paulos. Die Fotos wurden später im Museu de Arte de São Paulo ausgestellt.[2] Alice stellte erfolgreich ihre Gemälde und Fotografien aus und gab ihre gesammelten Fotos in Büchern heraus. Sie heiratete in den 1950er Jahren den jüdisch-polnischen Emigranten Paul Czapski.[3][1]

Trotz des beruflichen Erfolgs begann Alice in den 1970er Jahren, Philosophie zu studieren. 1982 machte sie ihren Magistergrad in Ästhetik an der Universität von São Paulo und 1994 folgte ihre Dissertation an der Kunsthochschule (Escola de Communicações e Artes). Alice Brill-Czapski starb 92-jährig am 29. Juni 2013 in Brasilien.[4]

Schriften

  • Da arte e da linguagem. São Paulo : Perspectiva, 1988
  • Memories from 1933-1945. manuscript, São Paulo, 1991. private collection[3]

Literatur

  • Maike Bruhns: Erich Brill. In: Dies.: Kunst in der Krise. Künstlerlexikon Bd. II S. 87–90. Hamburg 2001. Maike Bruhns. Geflohen aus Deutschland. Hamburger Künstler im Exil 1933–1945. S. 30f., 170–173. Bremen 2007.
  • Marlen Eckl: "Der Schmelztiegel" – die Darstellung Sao Paulos in Malerei, Literatur und Fotografie der Familie Brill. In: Martius-Staden-Jahrbuch, Nr. 58, São Paulo 2011, S. 8–35.
  • Katherine Morris: German-Jewish Women in Brazil: Autobiography as Cultural History. In: Sibylle Quack (Hrsg.): Between Sorrow and Strength. Women Refugees of the Nazi Period. Cambridge, 1995. S. 147–158.
  • Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Vol II, 1. Saur, München 1983 ISBN 3-598-10089-2, S. 156.
  • Rosanna Vitale: Mutter und Vater in mir vereint!: die Malerin Alice Brill : das Leben und die Entwicklung Alice Brills – ein Beispiel für die nachkommende Generation. In: Inge Hansen-Schaberg (Hrsg.): Als Kind verfolgt: Anne Frank und die anderen. Weidler, Berlin 2004, ISBN 3-89693-244-6, S. 269–278.

Weblinks

Commons: Alice Brill – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Marlen Eckl: „Der Schmelztiegel“ - die Darstellung Sao Paulos in Malerei, Literatur und Fotografie der Familie Brill. Hrsg.: Martius-Staden-Jahrbuch. Nr. 58. São Paulo 2011, S. 8–35.
  2. Werner Röder, Herbert A. Strauss: Alice Brill. In: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2. Saur, München 1983.
  3. a b Katherine Morris: German-Jewish Women in Brazil: Autobiography as Cultural History. In: Sibylle Quack (Hrsg.): Between Sorrow and Strength. Women Refugees of the Nazi Period. Cambridge 1995, S. 147–158.
  4. Instituto Itaú Cultural: Alice Brill. Abgerufen am 27. Januar 2019 (brasilianisches Portugiesisch).