Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste
Die Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste ist eine Enzyklopädie von Johann Samuel Ersch (1766–1828) und Johann Gottfried Gruber (1774–1851), wird daher auch nur kurz Ersch-Gruber genannt.
Umfang
Die Veröffentlichung der unvollendeten Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, in alphabetischer Folge wurde 1818 von Ersch und Gruber begonnen; bis 1889 erschienen 167 Text-Bände und 1 Tafelband. Es handelt sich um eine wissenschaftliche Enzyklopädie, die von über 400 Mitarbeitern erarbeitet wurde und knapp 79.000 Seiten in drei Sektionen umfasst.
Veröffentlicht wurden drei Teile:
- „A–G“ (1. Section) in 99 Bänden und 1 Tafelband, 1818–1882,
- „H–Ligatur“ (2. Section, geplant als „H–N“) in 43 Bänden, 1827–1889, und
- „O–Phyxius“ (3. Section, geplant als „O–Z“) in 25 Bänden, 1830–1850.
Das Werk wurde 1831 vom Brockhaus-Verlag übernommen und 1889 unvollendet eingestellt.
Beispielsweise umfasst dabei allein das Stichwort Griechenland die acht Bände 80–87 der ersten Section; die Griechenland-Bände erschienen auch separat und werden am Ende des achten Teilbandes mit einem detaillierten systematischen Inhaltsverzeichnis abgeschlossen. Die Bände bestehen fast ausschließlich aus zweispaltigen Text, erst ab Section 2 wurden jedem Band einige Abbildungen (Kupferstiche) beigefügt. Bei der Auswahl von Biographien wurden nur solche verstorbener Persönlichkeiten aufgenommen.
Bewertung
Der „Ersch-Gruber“ galt als umfangreichste Enzyklopädie des Abendlandes, als prototypisches Dokument des deutschen Idealismus[1] und „Riesen- und Ehrenwerk teutscher Gründlichkeit und teutschen Fleißes“.[2]
Im „Vorbericht“ der Allgemeinen Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge beschrieben Ersch und Gruber 1818 die Zielsetzung ihres Werks:
„Unser Unternehmen bezweckt […] nichts Geringeres, als eine umfassende Bearbeitung aller Wissenschaften und Künste, nach ihren einzelnen Theilen und Gegenständen, gemäß dem seit etwa drei Jahrzehnten ungemein veränderten Zustande der Literatur und Kunst, von Schriftstellern, deren Namen die Achtung und das Vertrauen der literarischen Welt längst sich erworben haben, so viel möglich für das ganze gebildete Publikum, und zwar in alphabetischer Folge. Aehnliche Werke erhielten die Franzosen durch Diderot und d’Alembert, die Engländer durch Chambers, Rees u. A. unter dem Titel einer Enzyklopädie. Unsere Enzyklopädie soll alle Fächer des menschlichen Wissens und Könnens vollständig umfassen, die Kunstausdrücke kurz erläutern, alle wichtigen Gegenstände gründlich und befriedigend behandeln, nöthigenfalls mit Verweisung auf die Quellen zur weitern Belehrung.“
Die monumentale Enzyklopädie genoss auch internationales Ansehen. Der Enzyklopädiker Richard Collison bezeichnete sie als „the greatest Western encyclopaedia ever attempted“.[3]
Siehe auch: Geschichte und Entwicklung der Enzyklopädie
Inhalt
Bandaufteilung und Gesamtbestand der Artikel (PDF)
Digitalisierung
Die Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste wurde vom Göttinger Digitalisierungs-Zentrum der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen digitalisiert.
Siehe auch
- Geschichte und Entwicklung der Enzyklopädie
- Liste von Enzyklopädien und Lexika in deutscher Sprache
- Liste der Universalenzyklopädien
Literatur
- Joachim Bahlcke: Enzyklopädie und Aufklärung im literarischen Deutschland. Zu Leben und Wirken des schlesischen Bibliothekars Johann Samuel Ersch (1766–1828). In: Berichte und Forschungen. Jahrbuch des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte. Band 5, 1997, ISSN 0945-2362, ISBN 3-486-56349-1.
- Bettina Rüdiger: Der „Ersch-Gruber“: Konzeption, Drucklegung und Wirkungsgeschichte der Allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte. Bd. 14, 2005, ISSN 0940-1954, S. 11–78.
- J.S. Ersch, J.G. Gruber: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1818–1889. 168 Bände, 78.798 Seiten. Sektion I: A–G, 99 Bände. Sektion II: H–Li, 43 Bände. Sektion III: O–Ph, 25 Bände. 1 Tafelband zu Sektion 1, Band 1–14. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1969, ISBN 978-3-201-00093-2
Weblinks
- Digitale Reproduktion der „Ersch-Gruber“-Enzyklopädie (Inhaltsverzeichnis) [GDZ - Göttinger Digitalisierungszentrum]
- Die durch Google digitalisierten Bände der „Ersch-Gruber“-Enzyklopädie
- Reinhard Markner: Johann Gottfried Gruber und die Ordnung des Wissens (Memento vom 7. Januar 2006 im Internet Archive), in markner.free.fr
Einzelnachweise
- ↑ deutsches-museum.de
- ↑ Karl Heinrich Ludwig Pölitz: Vermischte Schriften aus den Kreisen der Geschichte, der Staatskunst, und der Literatur überhaupt. Band 2. Göschen, Leipzig 1831, S. 226.
- ↑ Robert Collison: Encyclopaedias. Their history throughout the ages. A bibliographical guide with extensive historical notes to the general encyclopaedias issued throughout the world from 350 B.C. to the present day. 2. Auflage. Hafner, New York / London 1966, S. 182.