Allmendfeld

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Allmendfeld
Stadt Gernsheim
Koordinaten: 49° 46′ 23″ N, 8° 31′ 46″ O
Höhe: 90 m
Fläche: 10,83 km²[1]
Einwohner: 600 ca.[2]
Bevölkerungsdichte: 55 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64579
Vorwahl: 06258

Allmendfeld ist ein Stadtteil von Gernsheim im südhessischen Kreis Groß-Gerau mit ca. 600 Einwohnern.

Geschichte

Allmendfeld wurde 1937 kurz nach der Hessenaue gegründet und ist somit der jüngste Ort Hessens. Die Gemarkung wurde aus Teilen von Gernsheim, Crumstadt, Pfungstadt und Hähnlein gebildet.[1] Der Name Allmendfeld leitet sich von der Allmende ab. Die Architektur größerer Gutshöfe mit angrenzendem Ackerland ist mit der der Hessenaue vergleichbar. Als weitere Ortschaft in diesem Zusammenhang sei Riedrode genannt. Alle drei Bauerndörfer wurden in den 1930er Jahren im Rahmen nationalsozialistischer Förderungsmaßnahmen neu gegründet. Ein weiteres Musterbauerndorf mit dem Namen Mittel-Roden wurde nicht mehr fertiggestellt.

In Allmendfeld siedelten sich vorwiegend nordhessische Familien an, die ein Hofgut mit großen Ackerflächen kauften und bewirtschafteten.

In Allmendfeld befand sich 1942 eine Außenarbeitsstelle des Strafgefangenenlagers Rollwald.[3] Die Datenbank des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt berichtet in dem Zusammenhang von Flucht und Fluchtversuchen der Zwangsarbeiter, aber auch von der „Misshandlung des litauisch-polnischen Arbeiters Wladyslaw A. auf dem Johannishof zu Allmendfeld wegen Langsamarbeiten beim Rübenhacken“.[3] Von Januar 1946 bis Juni lebten in Allemdfeld vorübergehend estnische und litauische Displaced Persons in einem hier eingerichteten DP-Lager.[4] Die letzten Insassen des Lagers wurden in das DP-Lager Babenhausen verlegt.[5]

Zunächst war Allmendfeld als eigenständige Gemeinde gegründet worden, wurde dann aber am 31. Dezember 1971 im Zuge der Gebietsreform zusammen mit Klein-Rohrheim auf freiwilliger Basis in die Stadt Gernsheim eingegliedert.[6] Für beide Stadtteile wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[7]

1999 wurde in der Gemarkung ein römisches Kleinkastell entdeckt und in den folgenden Jahren ausgegraben (siehe Hauptartikel: Kleinkastell Allmendfeld).

Allmendfeld wurde 2009 als Förderschwerpunkt im Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen aufgenommen.

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Allmendfeld lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8]

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

  • 1961: 400 evangelische (= 79,37 %), 101 katholische (= 20,04 %)
Allmenfeld: Einwohnerzahlen von 1939 bis 2011
Jahr  Einwohner
1939
  
466
1946
  
670
1950
  
676
1956
  
544
1961
  
504
1967
  
535
1970
  
543
1987
  
550
2000
  
?
2011
  
648
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1][9]; Zensus 2011[10]

Politik

Für Allmenfeld besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Allmendfeld) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[11] Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 gehören ihm sechs Mitglieder der CDU und zwei Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen an. Ortsvorsteher ist Jan Hillerich (CDU).[12]

Vereine

An Vereinen bestehen der KSV (Kultur und Sportverein), Golf-Club Gernsheim Hof Gräbenbruch e.V., Landfrauen, Kerweborsch und Kerwemädscher, der Bauernverband, Freiwillige Feuerwehr, Reit- und Fahrverein sowie der Tischfussball-Freunde-Allmendfeld e.V.

Die Allmendfelder Kerb findet jedes Jahr im letzten Juni Wochenende statt. Diese beginnt mit der Kerwebaumstellung Samstags mit anschließender Tanzveranstaltung in der Turnhalle und Ende Montags mit dem traditionellen Frühschoppen.

Infrastruktur

Vor einigen Jahren wurde beschlossen, dass keine neuen Häuser mehr gebaut werden dürfen, um die Dorfstruktur zu bewahren. Neben den Möglichkeiten, direkt bei den Erzeugern frische Waren zu kaufen, gibt es ein Restaurant im Dorf.

Weblinks

Commons: Allmendfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Allmendfeld, Landkreis Groß-Gerau. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 28. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Der Stadtteil Allmendfeld. In: Webauftritt. Stadt Gernsheim, abgerufen im März 2019.
  3. a b Hessisches Staatsarchiv Darmstadt: Zwangsarbeit im Volksstaat Hessen 1939-1945
  4. DP-Camp Inventory der Arolsen Archives: Allemdfeld
  5. Holger Köhn: Die Lage der Lager: Displaced Persons-Lager in der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands, Klartext Verlag, 2012, ISBN 978-3-8375-0199-5, S. 162
  6. Gerstenmeier, K.-H. (1977): Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen. S. 251. DNB 770396321
  7. Hauptsatzung. (PDF; 110 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Gernsheim, abgerufen im März 2019.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  9. Haushaltsplan 2017. (PDF; 4,34 MB) Stadt Gernsheim, S. A 12, archiviert vom Original; abgerufen am 19. Juni 2018.
  10. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  11. Hauptsatzung. (PDF; 110 kB) §; 6. In: Webauftritt. Stadt Gernsheim, abgerufen im März 2019.
  12. Ortsbeirat Allmenfeld. In: Webauftritt. Gemeinde Gernsheim, abgerufen im Oktober 2019.