Alme (Lippe)
Alme | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 2782 | |
Lage | Süderbergland
| |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Lippe → Rhein → Nordsee | |
Quellgebiet | bei Brilon-Alme aus 104 Einzelquellen 51° 26′ 56″ N, 8° 37′ 22″ O | |
Quellhöhe | 325 m ü. NHN[5] | |
Quellschüttung[6] | MNQ MQ MHQ |
300 l/s 800 l/s 1,37 m³/s |
Mündung | bei Paderborn-Schloß Neuhaus in die LippeKoordinaten: 51° 45′ 0″ N, 8° 42′ 20″ O 51° 45′ 0″ N, 8° 42′ 20″ O | |
Mündungshöhe | 99 m ü. NHN[5] | |
Höhenunterschied | 226 m | |
Sohlgefälle | ca. 3,8 ‰ | |
Länge | ca. 59,1 km[7] | |
Einzugsgebiet | 762,969 km²[7] | |
Abfluss am Pegel Neuhaus 2[8] AEo: 758,92 km² Lage: 1,9 km oberhalb der Mündung |
NNQ (21.10.1991) MNQ 1986/2006 MQ 1986/2006 Mq 1986/2006 MHQ 1986/2006 HHQ (23.08.2007) |
77 l/s 4,11 m³/s 4,73 m³/s 6,2 l/(s km²) 46,4 m³/s 92,6 m³/s |
Linke Nebenflüsse | Gosse, Harlebach | |
Rechte Nebenflüsse | Nette, Afte, Altenau | |
Großstädte | Paderborn | |
Mittelstädte | Brilon, Büren (Westfalen) |
Die Alme ist ein etwa 59,1 km[7] langer, linker und südlicher Zufluss der Lippe in den beiden nordrhein-westfälischen Kreisen Hochsauerlandkreis und Paderborn.
Geographie
Verlauf
Quellgebiet
Die Almequelle liegt im Hochsauerlandkreis im Norden der Briloner Höhen bzw. am Nordrand der Briloner Hochfläche, die aus stark zerklüfteten Kalkstein mit einer Dicke von 600 bis 1400 m besteht. Oberirdische Fließgewässer versickern dadurch in Klüften und lösen den Kalk auf, wodurch im Untergrund der Hochfläche große Hohlräume entstehen. Im Briloner Dorf Alme tritt das unterirdisch fließende Wasser an der niedrigsten Stelle (320 bis 322 m ü. NHN) in Form von Überlaufquellen wieder an die Oberfläche. Die Hauptquelle ist ein Karstquellteich mit einem Durchmesser von etwa 30 m und einer mittleren Schüttung von 400 l/s.[9]
Der Haltepunkt Almequelle an der Bahnstrecke Paderborn-Brilon wurde bis 1974 im Personenverkehr bedient.
Weiterer Verlauf
Vom Dorf Alme, genauer von Oberalme, fließt die überwiegend in nördlichen Richtungen verlaufende Alme kurz unterhalb ihres Ursprungs durch Niederalme, wo die Bundesstraße 480 kreuzt. Anschließend verläuft sie entlang der abgebauten Bahnstrecke durch Harth mit seinem Ortsteil Ringelstein, Siddinghausen und Weine nach Büren. Hiernach fließt sie über Brenken, wonach sie die Bundesautobahn 44 unterquert, und Ahden, Wewelsburg mit der gleichnamigen Burg und Niederntudorf nach Alfen.
Nach dortigem Unterqueren der A 33, von der sie anschließend noch zweimal überbrückt ist, nimmt die Alme bei Borchen die Altenau auf und fließt über Wewer, wonach sie zunächst nochmal die Autobahn 33 und dann die Bundesstraße 64 unterquert und vorbei an der Paderborner Kernstadt verläuft. Dann unterquert sie die Bundesstraße 1, bevor sie in Schloß Neuhaus in die Lippe mündet.
Mündung
Wenige Kilometer weiter nördlich mündet die Alme beim Paderborner Stadtteil Schloß Neuhaus in den östlichen Rhein-Zufluss Lippe.
Die Alme ist bis zu ihrer Mündung deutlich länger als die Lippe bis zu dieser Stelle, führt dort in der Regel aber etwas weniger Wasser (4,6 m³/s vs. 6,1 m³/s). Dieses hängt auch damit zusammen, dass ihr im Mittellauf die deutlich unterhalb mündende Heder und im Unterlauf die unmittelbar oberhalb in die Lippe mündende Pader (allein 4,2 m³/s, also um 70 % des Lippewassers) Wasser abgraben.
- → Siehe auch: Diagramm zu den Abflüssen im Lippe-System und Abschnitt #Wasserführung
Einzugsgebiet
Das etwa 762,97 km² große Einzugsgebiet der Alme liegt im Nordsauerländer Oberland, in der östlich der Alme liegenden Paderborner Hochfläche und in der westlich von ihr liegenden Hellwegbörden. Es wird durch sie über die Lippe und den Rhein zur Nordsee entwässert.
Das Einzugsgebiet grenzt
- im Nordosten an die Einzugsgebiete der beiden Lippezuflüsse Pader und Beke
- im Osten an das der Nethe, die in die Weser mündet
- im Südosten an das der Diemel, die ebenfalls ein Weserzufluss ist
- im Süden an des der Hoppecke, die in die Diemel mündet
- im Südwesten an das der Möhne, die in die Ruhr mündet
- und im Nordwesten an die Einzugsgebiete der Lippezuflüsse Brandenbaumer Bach, Heder und Gunne.
Zuflüsse
Zu den Zuflüssen der Alme gehören (flussabwärts aufgezählt):
- Nette (von rechts), 10,4 km, 39,69 km²
- Die Nette bildet einen Teil des Grenzverlaufs zwischen den Regierungsbezirken Arnsberg und Detmold sowie zwischen dem Kreis Paderborn und dem Hochsauerlandkreis.
- Harlebach (von links), 7,7 km, 8,96 km²
- Gosse (Fluss) (von links), 5,3 km, 7,17 km²
- Afte (von rechts), 24,4 km, 171,99 km²
- Altenau (von rechts), 28,7 km, 335,05 km²
Ortschaften
Die Ortschaften an der Alme sind (flussabwärts aufgezählt):
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Wasserführung
Allgemein
Die mittlere Abflussmenge der Alme liegt bei 4,6 m³/s. In den Sommermonaten fällt jedoch aufgrund des karstigen Untergrundes der Almeabschnitt zwischen Büren-Ahden und Borchen (Altenau-Einmündung) zeitweilig trocken. Die Alme fällt in Niederntudorf dann trocken, wenn die Abflussmenge in Büren und Weine insgesamt weniger als 1,5 m³/s beträgt. Der durchschnittliche Niedrigwasserabfluss in Trockenzeiten liegt aufgrund dieser geologischen Besonderheit bei nur 0,3 m³/s. Als nach umfangreichen Abdichtungsmaßnahmen an Ponoren (an der Alme im Allgemeinen als Schwalglöcher bezeichnet) im Jahr 1895 in der nahen Ortschaft Geseke eine Quelle auffällig weniger Wasser führte, wurde durch Färbversuche festgestellt, dass das oberhalb von Brenken versickernde Wasser in Geseke wieder zutage tritt, während die Ponore südlich von Brenken mit der Quelle der Heder im etwa 8 km nördlich gelegenen Salzkotten-Upsprunge in Verbindung stehen. Dieses Ergebnis wurde im Jahr 2003 bestätigt.[10]
Eine weitere Besonderheit sind die sich in den Talsohlen der Alme bildenden Quellschwemmkegel und Quickspringe.
Almehochwasser 1965
Im Juli 1965 ereignete sich eine außergewöhnliche Flutkatastrophe im Almetal, das als lokales Jahrhunderthochwasser unter der Bezeichnung „Heinrichsflut“ in die Geschichte einging und dessen Pegel bis zum Jahr 2007 nicht übertroffen wurde. Nach wolkenbruchartigen Regenfällen am 15., 16. und 17. Juli wurden Keller überflutet. In Wewelsburg stürzte eine Brücke ein, Pioniere der Bundeswehr mussten eingesetzt werden. Straßen verwandelten sich in Flüsse, Bürgersteige wurden überflutet, der Zug- und Busverkehr musste eingestellt werden.[11]
Als Folge des Hochwassers, das sich auch auf die Zuflüsse der Alme und auf die Lippe erstreckte, wurde der Wasserverband Obere Lippe mit dem Ziel gegründet, solche Katastrophen durch die Schaffung von Hochwasserrückhaltebecken (HRB) künftig zu verhindern. Somit entstanden an ihrem Zufluss Altenau das HRB Husen-Dalheim und an deren Zufluss Sauer das HRB Sudheim und das HRB Ebbinghausen.
Almehochwasser 2007
Am 22. August 2007 trat die Alme im Gebiet des Altkreises Büren über die Ufer, nachdem stellenweise bis zu 70 Liter Regen pro Quadratmeter in einer Nacht gefallen waren. Hierbei wurde der alte Rekordpegel von 1965 in der Ortschaft Weine um 23 cm übertroffen. Der Fluss erreichte mit teilweise 30 m etwa das Zehnfache der üblichen Breite. In anderen Ortschaften blieb der Pegel unter dem von 1965. Obwohl das Hochwasser durch die seit 1965 getroffenen Maßnahmen weitaus weniger dramatisch verlief, mussten in Büren einige Schulen früher schließen, zeitweise war die Bahnhofsstraße nur noch per LKW passierbar. 220 Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehr des gesamten Stadtgebiets wurden eingesetzt, ebenfalls zehn Kräfte des THW, weitere Kräfte der DLRG, des DRK und des Malteser Hilfsdienstes waren im Einsatz, um Keller auszupumpen und tiefer gelegene Häuser mit Sandsäcken gegen das Wasser zu schützen.[12]
Natur und Umwelt
Biologie
Die Alme ist in weiten Teilen ein Karstgewässer mit alkalischem Wasser, das reich an Kleinstlebewesen ist, welche das unterste Glied in der Nahrungskette darstellen. Durch ein elektrisches Testfischen des Fischereidezernats des Regierungspräsidiums Detmold und des Wewelsburger Fischereivereins im Jahr 1986 wurde festgestellt, dass die Alme bei Wewelsburg den Lebensraum für Bachforelle, Regenbogenforelle, Äsche, Aland, Döbel, Rotauge, Schleie, Aal, Elritze, Stichling, Schmerle, Gründling, Groppe und Zwergwels bildet. All diese Fische haben bis auf die Regenbogenforelle dort ihr natürliches Vorkommen, die Bachforelle wird zusätzlich zur natürlichen Vermehrung durch gesetzlich vorgeschriebene Besatzmaßnahmen regelmäßig als Setzling in den Fluss eingebracht.[13]
In weiten Teilen sind die Ufer mit Weiden bepflanzt, welche die Uferbefestigung sichern und von Vogel- und Naturschützern mit Unterstützung der örtlichen Angelvereine regelmäßig gepflegt werden.[14]
Schutzgebiete
Das Almetal ist als FFH-Gebiet Wälder und Quellen des Almetals mit einer Größe von 473 ha[15] ausgewiesen.[16]
Darüber hinaus gibt es zwei Naturschutzgebiete:
- das Naturschutzgebiet Almetal, ein etwa 3 km langer Abschnitt des Tals im oberen Flussgebiet zwischen dem Ort Niederalme bei Brilon und der Siedlung Multhäupter Hammer bei Büren mit einer Größe von 41,5 ha[17], sowie
- das Naturschutzgebiet Almehänge bei Ahden und Wewelsburg, fünf nicht zusammenhängende Flächen bei den beiden Dörfern mit einer Gesamtgröße von rund 19 ha.[18][19]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b Östlich der Alme
- ↑ a b Westlich der Alme
- ↑ Martin Bürgener: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 111 Arolsen. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1963. → Online-Karte (PDF; 4,1 MB)
- ↑ Sofie Meisel: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 98 Detmold. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1959. → Online-Karte (PDF; 5,4 MB)
- ↑ a b Deutsche Grundkarte 1:5000
- ↑ Informationstafel bei den Almequellen
- ↑ a b c Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise),
- ↑ Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch 2007 / Pegel Neuhaus 2 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Almequelle (Memento vom 3. Juli 2015 im Internet Archive) (private Homepage, daher nur eingeschränkt als Einzelnachweis benutzbar)
- ↑ Wolfgang Feige: Das Bürener Land, Schriftenreihe des Heimatvereins Büren e.V.
- ↑ Chronik der Gemeinde Wewelsburg, Stadtarchiv Büren
- ↑ Einsatzbericht der Freiwilligen Feuerwehr Büren
- ↑ Wolfram Czeschick: Petri Heil! – Anmerkungen zur Wewelsburger Almefischerei. In: Die Warte, Heimatzeitschrift für die Kreise Paderborn und Höxter, Nr. 134, Sommer 2007, S. 23–28 (23 f.)
- ↑ Wolfram Czeschick: Petri Heil! – Anmerkungen zur Wewelsburger Almefischerei. In: Die Warte, Heimatzeitschrift für die Kreise Paderborn und Höxter, Nr. 134, Sommer 2007, S. 25.
- ↑ Liste der Natura 2000-Gebietsvorschläge im Regierungsbezirk Detmold (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive).
- ↑ Bodenordnungsverfahren Almetal, Bezirksregierung Detmold.
- ↑ Naturschutzgebiet „Almetal“ im Fachinformationssystem des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 24. Februar 2017.
- ↑ „Almehänge bei Ahden und Wewelsburg“
- ↑ Hinweisschild auf das Naturschutzgebiet „Almehänge bei Ahden und Wewelsburg“ in Wewelsburg an der Bodelschwinghstraße
Weblinks
- Gewässersteckbrief Alme (PDF-Datei; 183 kB)
- Wasserverband Obere Lippe
- Alme auf OSM