Amt Hadamar
Das Amt Hadamar war bis 1806 und 1813 bis 1815 ein Nassau-Oranisches und ab 1816 ein herzoglich nassauisches Amt mit Sitz in Hadamar. Das Amt ging 1866 im Oberlahnkreis auf.
Geschichte
Oranien
Das Amt bestand 1787 aus Ahlbach, Dehrn, Faulbach, Hadamar, Hangenmeilingen, Heuchelheim, Malmeneich (z. T.), Niederhadamar, Niedertiefenbach, Niederweyer, Niederzeuzheim, Oberweyer, Oberzeuzheim, Offheim, Steinbach, Thalheim (1607 ohne Heuchelheim).
1806 fiel das Amt an das Großherzogtum Berg. Im Großherzogtum Berg wurden die Ämter aufgelöst und stattdessen Kantone eingerichtet. In Hadamar entstand der Kanton Hadamar. Bald nach der Völkerschlacht bei Leipzig löste sich das Großherzogtum auf und Nassau-Oranien erhielt seine Gebiete wieder zurück. Nach der Rückgabe an Nassau-Oranien wurden 1813 daraus die bisherigen oranische Ämter, darunter das Amt Hadamar in alter Form wieder eingerichtet.
Herzogtum Nassau
Am 31. Mai 1815 trat Oranien die Erblande an Preußen ab. Preußen tauschte wiederum die Gebiete mit dem Herzogtum Nassau, so dass das Amt Hadamar nun Teil des Herzogtums wurde. Bei der Ämterreform am 1. Juli 1816 blieb das Amt Hadamar bestehen, wurde aber umfangreich erweitert. Es bestand bis 1866 aus Ahlbach, Dorchheim, Dorndorf, Ellar, Elz, Faulbach, Frickhofen, Fussingen, Hadamar, Hangenmeilingen, Hausen, Heuchelheim, Hintermeilingen, Lahr, Langendernbach, Malmeneich, Mühlbach, Niederhadamar, Niedertiefenbach, Niederweyer, Niederzeuzheim, Oberweyer, Oberzeuzheim, Offheim, Steinbach, Thalheim, Waldernbach, Waldmannshausen und Wilsenroth.
1820 zählte das Amt 28 Gemeinde-Bezirke, darunter 1 Stadt, 28 Dörfer, 47 Höfe und Mühlen. Im Amtsbezirk lebten 3.138 Familien und 13.302 Einwohner. Davon waren 252 evangelisch, 12.888 katholisch, 5 Mennoniten und 154 Juden.
Nach der Märzrevolution 1848 wurde die Verwaltung neu geordnet. Mit Gesetz vom 4. April 1849 wurden in Nassau Verwaltung und Rechtsprechung auf unterer Ebene getrennt. Die Reform trat zum 1. Juli 1849 in Kraft.[1] Für die Verwaltung wurden zehn Kreisämter gebildet, die Ämter als Justizämter (also Gerichte der ersten Instanz) weitergeführt. Die Verwaltungsaufgaben des Amtes Hadamar wurden vom Kreisamt Hadamar wahrgenommen, die Rechtsprechung vom Justizamt Hadamar. Die Reform wurde jedoch bereits am 1. Oktober 1854 wieder rückgängig gemacht, die Kreise wieder abgeschafft und die vorigen Ämter wiederhergestellt.[2]
Preußen
Mit der Annexion Nassaus durch Preußen werden auch die Ämter in ihrer alten Form aufgelöst und durch Kreise ersetzt. Das Amt Hadamar bildet 1867 gemeinsam mit den Ämtern Runkel und Weilburg den Oberlahnkreis. Erst im Rahmen dieser Neuordnung werden Verwaltung und Rechtsprechung getrennt. Für die Rechtsprechung in erster Instanz, die bisher durch das Amt vorgenommen wurde, wurde, zunächst die richterlichen Beamte in den Ämtern zuständig und zum 1. September 1867 das Amtsgericht Hadamar gebildet.[3]
Aber auch nach der Kreisgründung bleibt die bisherige Amtsstruktur erhalten. Die Königliche Verordnung vom 22. Februar 1867 regelte: „Die Amtsbezirke als engere Verwaltungsbezirke in ihrer bisherigen Begrenzung bestehen“[4] Die ehemaligen Ämter bilden die drei Bezirke des Kreises. Gemäß § 13 der Kreisverfassung entsendeten die Bezirke also die ehemaligen Ämter jeweils sechs Vertreter in den neuen Kreistag. Der Amtmann hatte die Aufsicht über die Ortspolizei und Organ des Landrates.
Mit der Verwaltungsreform von 1885/1886 wurden die Ämter endgültig aufgelöst.[5][6]
Amtmänner
Nassau
- Wigand Stroße von Schönborn 1372
- Hans von Hoenberg 1412–1413
- Kuno von Reifenberg 1435–1450
- Otto von Diez 1455
- Johann Frey von Dehrn 1458–1482
- Johann Frey von Dehrn 1486–1497
- Meffert von Brambach 1500–1529
- Andreas von Brambach 1534–1564
- Dietrich von Heppenberg (Amtsbefehlshaber) 1536
- Wilhelm von Brambach 1572–1579
- M. Jost Hoen 1582–1587
- Adolf Helling (Amtsverwalter) 1588–1590
- Dr. jur. Hermann Schild 1591–1612
- Hedderich Sprenger (Amtsverwalter) 1617–1629
- Dr. Heinrich Kempfer 1637
- Dr. jur. Wolfgang Ficinus 1645
- Andreas Meuser 1659–1675
- Moritz Henrich von Meuser 1676
- Conrad Fischer 1678–1688
- Johann Henrich Reichmann 1711–1724
- Georg Nicolaus Tobias Hombergk zu Vach (Nassau-Diez) 1712–1718
- Philipp Wilhelm Adrian Chelius (Nassau-Sillenburg, Amtsverwalter) 1722–1729
- Moritz Franz von Meuser (Oberamtmann) 1723, 1749–1751
- Emmermann (Nassau-Siegen) 1729–1730
- Georg Johann Wilhelm Moritz Hombergk zu Vach (Nassau-Diez) 1733–1749
- Philipp Wilhelm Adrian Chelius 1744–1756
- Dapping 1745–1750
- Huffeisen 1748–1766
- Georg Gottfried Muzelius 1752–1775
- Holtzklau 1753
- Johann Gerhard Franz Chelius 1757
- Moser (Oberamtmann) 1759
- Hombergk, gest. 177.
- L.A. von Schenck (Justizrat) 1781–1806
Katzenelnbogen, später Hessen
- Richwin Breider 1401
- Wilhelm von Staffel 1430–1431, 1438?
- Daniel von Mudersbach 1440–1453
- Chun von Reifenberg 1465–1491
- Johann von Reifenberg 1494
- Caspar von Berlepsch 1500
- Johann von Reifenberg (zu Diez) 1508–1512
- Volpert von Riedesel zu Eisenbach (zu Diez) 1508–1512
- Wilhelm von Staffel (zu Diez) 1515–1529
- Huprecht Schenck zu Schweinsberg (zu Diez) 1534, 1543–1546
- Dietrich von Diez (zu Diez) 1555
Eppsteiner und Königsteiner Amtmänner
- Henne Riedesel 1481
- Heinrich Riedesel 1492–1504
- Marsilius von Reifenberg 1505–1529
- Egidus von Lorsch (Befehlshaber) 1540
Herzogtum Nassau
- 1816–1833: Ludwig Gottfried Creutzer
- 1833–1849: Friedrich Ferdinand Kobbe
- 1854–1856: Karl Kalt
- 1856–1862: Johann Friedrich Halbey
- 1862–1866: Carl Michael Claudius Wirth
- 1866–1867: Wilhelm Schröder
- 1867–1869: Kilian Hillebrand
- 1869–1884: August Schmidt
- (1884): Richard Dagobert Hermann Freiherr von Roëll
- (1884–1886): David Christian Schütz
Literatur
- Otto Rudolf Kissel: Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 19661, S. 140
- Thomas Klein: Band 11: Hessen-Nassau, der Reihe: Walther Hubatsch: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945, 1979, ISBN 3879691266, S. 152–154
- Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes, 1958, ISBN 3-922244-80-7, S. 391–392, S. 538–539 (Liste der Amtmänner)
Einzelnachweise
- ↑ Gesetz vom 4. April 1849 (VBl S. 87); Gesetz, die Vollziehung des Gesetzes über die Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung in der unteren Instanz betreffend vom 31. Mai 1849, (VBl S. 409).
- ↑ Gesetz vom 24. Juli 1854 (Bvl. S. 160).
- ↑ VO vom 26. Juni 1867, GS S. 1094
- ↑ Königliche Verordnung vom 22. Februar 1867 Beilage zum Intelligenzblatt für Nassau vom 11. März 1867, § 8 und 9
- ↑ Kreisordnung für die Provinz Hessen-Nassau vom 7. Juni 1885 (Digitalisat)
- ↑ GS 1885, S. 229