Andreas Kieling
Andreas Kieling (* 4. November 1959 in Gotha) ist ein deutscher Dokumentarfilmer, Filmproduzent und Autor mit dem Schwerpunkt auf Natur-, Tier- und Abenteuerthemen.
Leben
Nach eigenen Angaben floh Andreas Kieling 1976 als 16-Jähriger aus der DDR über die Tschechoslowakei und Österreich nach Westdeutschland und wurde dabei am 16. Oktober 1976 beim Durchschwimmen der Donau von einem Grenzer beschossen. Er erlitt einen Steckschuss im Rücken.[1] In Westdeutschland heuerte er von 1977 bis 1980 als Seemann für Überseefahrten auf deutschen Handelsschiffen an. Von 1980 bis 1983 absolvierte er eine Ausbildung zum Berufsjäger in verschiedenen norddeutschen Forstämtern, vor allem in den Revieren Lanze und Lomitz im Landkreis Lüchow-Dannenberg.[2] Zwischen 1986 und 1990 unternahm Kieling längere berufliche Auslandsaufenthalte: 1988 ein Jahr als Forstberater in der Volksrepublik China und 1989 ein halbes Jahr in Indien und Pakistan.
1991 begann er seine Karriere als Dokumentarfilmer. Seit 1992 bereist er Alaska; bei jeder Reise stellte er sich einer besonderen Herausforderung. Seine Erlebnisse beschrieb Kieling in mehreren Büchern. Zuletzt erkundete er den Yukon über 3000 Kilometer Länge von der Quelle bis zur Mündung in das Beringmeer. Aus dieser Reise entstand eine dreiteilige Dokumentation, die im Januar 2007 in der ARD gezeigt wurde. Auf der mittleren Etappe seiner Reise wurde der Tierfilmer von seiner Frau Birgit und seinen beiden Söhnen Erik und Thore begleitet. Sie folgten den Spuren der Goldsucher, filmten unter anderem Elche mit ihren Kälbern, erkundeten verlassene Glücksritter-Camps und das Wrack eines Raddampfers. Die dritte Episode, Abenteuer Yukon – Der lange Weg zum Eismeer, erhielt im Oktober 2008 auf dem Wildscreen Festival in Bristol den Panda Award.
Im Mai 2008 und im Mai 2011 zeigte das ZDF die dreiteilige Reihe Expeditionen zu den Letzten ihrer Art, nicht zu verwechseln mit der BBC-Fernsehserie Die Letzten ihrer Art (Serie 1989, Buch 1990, Serie 2009) von Douglas Adams und Mark Carwardine. Für die ZDF-/Arte-Produktion Mitten im wilden Deutschland ging Andreas Kieling 2009 auf eine Wanderschaft quer durch Deutschland. Entlang des ehemaligen Todesstreifens folgte er dem Grünen Band. Anfang Juni 2010 wurde auf Arte seine fünfteilige Serie Mitten in Südafrika ausgestrahlt.
Andreas Kieling ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt auf einem Bauernhof in Hümmel in der Eifel.[3] Der Schauspieler Wolfgang Kieling war sein Großonkel.[4]
Positionen
Mit einem Video vom 14. Juli 2016 äußerte sich Kieling kritisch gegenüber der Windenergie und ihren Betreibern. Er zeigt dort einige tote Vögel und zwei verendete Fledermäuse und meint dazu, dass die hinter ihm aufragende Windkraftanlage diese Tiere innerhalb kürzester Zeit getötet habe. Zudem ist er zu dem Schluss gekommen, dass Verfechter der Windkraft in der Umgebung zwei Schwarzstorchnester abgebaut hätten, um Naturschützern keine Einwände gegen den weiteren Ausbau des Windparks zu ermöglichen. Das Facebook-Video wurde bereits innerhalb von drei Tagen, bis zum 17. Juli 2016, über 500.000 mal aufgerufen und ca. 10.000 mal geteilt.[5]
Bei der Sendung Maischberger erklärte Kieling, die Regulierung des Wolfs geschehe durch die Räuber-Beute-Beziehung von selbst. Die Natur reguliert sich auf eigene Weise. Carina Konrad von der FDP stellte die Studie zum Insektensterben in Frage, Kieling missbilligte dies.[6]
Kritik
Kritik bekam Kieling im April 2012 für die ZDF-Dokumentation Kielings wildes Deutschland, nachdem bekannt wurde, dass er darin Wolfshunde für Wölfe ausgab.[7] Kieling nahm dazu in einem Video auf seiner Website Stellung.[8]
Im August 2016 setzte sich Kieling auf seiner Facebookseite in einer Videobotschaft kritisch mit dem Totalherbizid Glyphosat auseinander.[9] Daraufhin wurden verschiedene von Kielings Aussagen von Alfons Deter, Inhaber eines landwirtschaftlichen Betriebes, als fachlich unzutreffend bemängelt.[10] Außerdem wurde ihm vorgeworfen, dass er in dem Video einen Kraftstoffkanister als Glyphosatkanister ausgebe, da dessen rote Signalwirkung seine Botschaft besser transportieren könne.[11] Andreas Kieling ging in einer weiteren Videobotschaft auf die Kritik ein, verteidigte aber seine Aussagen als gerechtfertigt, „um Missstände aufzuzeigen“.[12]
Ehrungen
Für sein langjähriges Wirken als Tierfilmer und die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeit erhielt Kieling zum Oktober 2015 das Bundesverdienstkreuz am Bande.[13]
Filmografie
- 2004: Der Baum der Bäume – Geheimnisvolles Eichenleben (Kamera, zusammen mit Roland Gockel)
- 2004: Der Bärenmann – Vater und Sohn unter Grizzlys in Alaska
- 2005: Europe: A Natural History – A New Millennium
- 2005: Europe: A Natural History – Taming the Wild
- 2005: Beruf: Tierfilmer
- 2007: Abenteuer Yukon – Der lange Weg zum Eismeer
- 2008: Kieling – Expeditionen zu den Letzten ihrer Art (Kamera, zusammen mit Luana Carina Knipfer), drei Teile, ZDF
- 2009: Andreas Kieling – Mitten im wilden Deutschland (Dokumentation in fünf Teilen), ZDF/Arte
- 2010: Andreas Kieling – Mitten in Südafrika (Dokumentation in fünf Teilen), ZDF/Arte
- 2012: Kielings wildes Deutschland (Dokumentation in zwei Teilen), ZDF
- 2014: Kielings wilde Welt (Dokumentation mit zehn Folgen in vier Staffeln), ZDF/Arte
- 2015: Kielings kalte Welt (Dokumentation in zwei Teilen), ZDF/Arte
- 2016: Kielings wildes Afrika, ZDF/Arte
Publikationen
- mit Irena Bischoff: Yukon-River-Saga. Zürich 1995. Neuausgabe: Yukon-River-Saga. Im Kanu durch Kanada und Alaska. München 2001, ISBN 3-453-17818-1.
- mit Irena Bischoff: Ussuri-Tiger. Zürich 1999, ISBN 3-85833-257-7.
- Im Reich der Riesenbären. Andreas Kieling unterwegs zu den letzten großen Bären Alaskas. Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09545-2.
- mit Simone Kosog: Der Bärenmann. Vater und Sohn unter Grizzlys in Alaska. Aus der ARD-Reihe „Expeditionen ins Tierreich“. Hamburg 2004, ISBN 3-455-09469-4.
- mit Sabine Wünsch: Bären, Lachse, wilde Wasser. Als junge Familie durch Kanada und Alaska. München 2007, ISBN 978-3-89029-284-7.
- mit Sabine Wünsch: Ein deutscher Wandersommer. 1400 Kilometer durch unsere wilde Heimat. Malik im Piper Verlag, München 2011, ISBN 978-3-89029-393-6.
- mit Sabine Wünsch: Durchs wilde Deutschland. Von den Alpen bis zum Wattenmeer. München 2012, ISBN 978-3-89029-415-5.
- Meine Expeditionen zu den Letzten ihrer Art. Piper Taschenbuch, München 2015, ISBN 978-3-492-30627-0.
- mit Sabine Wünsch: Im Bann der Bären. Mein Leben in Alaska. Hamburg 2015, ISBN 978-3-86690-440-8.
- mit Kilian Schönberger: Sehnsucht Wald. Geheimnisvolle Lebensräume in Deutschland. National Geographic Verlag, Hamburg 2016, ISBN 978-3-86690-477-4.
Literatur
- Philip Bauens: Der Natur geht es besser als viele denken. 4-seasons, 2012, S. 52–59 (Interview in Kundenzeitschrift Globetrotter Ausrüstung).
- Stefan Locke: Die Bären sind nicht deine Freunde: Einsames Kind, Radsportler, DDR-Flüchtling, Matrose, Jäger, Tierfilmer: Andreas Kielings abenteuerliches Leben, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. März 2012, Seite 49, online
- Die Saale war kein Yukon River (autobiografisch), S. 170–177 in: Florian Bickmeyer, Jochen Brenner, Stefan Kruecken: Nur raus hier! 18 Geschichten von der Flucht aus der DDR, 18 Geschichten gegen das Vergessen. Hrsg. und Fotografien: Andree Kaiser. 213 S., Hollenstedt 2014, ISBN 978-3-940138-76-7
Weblinks
- Internetauftritt von Andreas Kieling
- Andreas Kieling in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Andreas Kieling im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Auf den Pelz gerückt | 4-Seasons.de – Das Portal für Globetrotter. In: 4-seasons.de. www.4-seasons.de, abgerufen am 27. Februar 2016.
- ↑ Paul Parey Zeitschriftenverlag GmbH: Prominente Jäger: Andreas Kieling Interview – DEUTSCHE JAGDZEITUNG – das online Jagdmagazin. In: djz.de. Abgerufen am 27. Februar 2016.
- ↑ Andreas Kieling in der Eifel. Abgerufen am 21. Januar 2018.
- ↑ Stefan Locke: Dokumentarfilmer Andreas Kieling Die Bären sind nicht deine Freunde. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. März 2012, ISSN 0174-4909 (faz.net).
- ↑ https://www.facebook.com/Andreas.Kieling/, Aufruf vom 17. Juli 2016
- ↑ "Dass so jemand in einer Partei sein darf": Naturfilmer wütet gegen FDP-Frau. FOCUS Online, abgerufen am 1. März 2019.
- ↑ Berliner-Kurier.de: Freche Wolfs-Fälschung: ZDF gelobt jetzt Besserung | Berliner-Kurier.de. In: berliner-kurier.de. Berliner-Kurier.de, abgerufen am 27. Februar 2016.
- ↑ Frage zu Wolfshybriden – Andreas Kieling – Tierfilmer und Abenteurer. In: andreas-kieling.de. www.andreas-kieling.de, abgerufen am 27. Februar 2016.
- ↑ Andreas Kieling, Videobotschaft zu Glyphosat, 8. August 2016, nicht mehr abrufbar (Stand: 30. August 2016)
- ↑ topagrar.com: Andreas Kieling: Tote Landschaften durch Glyphosat, 9. August 2016
- ↑ schillipaeppa.net: Die Kieling’sche Kanister-Affaire, 11. August 2016
- ↑ Andreas Kieling, Videobotschaft zu Glyphosat, 12. August 2016
- ↑ Arno Widmann: Die Inszenierung der Schönheit einer Gesellschaft. Der Bundespräsident ehrt 15 Männer und 17 Frauen mit dem Bundesverdienstkreuz – darunter Künstler, Kirchenmänner und Bürgerrechtler. In: Berliner Zeitung, 2./3./4. Oktober 2015, S. 7.
Personendaten | |
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NAME | Kieling, Andreas |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Tierfilmer |
GEBURTSDATUM | 4. November 1959 |
GEBURTSORT | Gotha |