Andrés Orozco-Estrada

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Andrés Orozco-Estrada (2014)

Andrés Orozco-Estrada (* 14. Dezember 1977 in Medellín, Antioquia) ist ein in Wien lebender kolumbianischer Dirigent.

Leben und Wirken

Studium

Andrés Orozco-Estrada erhielt als Kind Geigenunterricht und im Alter von 15 Jahren ersten Dirigierunterricht.[1] Nach einem Studium in Bogotá an der Universität Xaveriana wurde er 1997 an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien in die Dirigierklasse von Uroš Lajovic aufgenommen und schloss 2003 sein Studium mit einem Dirigat des Radio-Symphonieorchesters Wien im Wiener Musikverein „mit Auszeichnung“ ab.[2]

Wirken als Orchesterdirigent

2004 sprang Orozco-Estrada kurzfristig bei einem Konzert der Wiener Festwochen des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich im Wiener Musikverein ein. Dieses Konzert, nach dem Orozco-Estrada von der Wiener Presse als „das Wunder von Wien“ gefeiert wurde,[1] führte zu einer intensiven Zusammenarbeit zwischen ihm und dem Orchester, sowie zu Einladungen zahlreicher internationaler Orchester. Von 2009 bis 2015 leitete er dieses Orchester als Chefdirigent.[3]

Orozco-Estrada war zudem von 2005 bis 2009 Chefdirigent des Großen Orchesters Graz „recreation“, mit dem er neben Abonnementreihen auch regelmäßige Auftritte beim Festival „Styriarte“ in Graz bestritt. 2007 debütierte er mit einem ausschließlich baskischer Musik gewidmeten Konzert beim Sinfonieorchester des Baskenlandes Orquesta Sinfónica de Euskadi. Von 2009 bis 2013 leitete er dieses Orchester als Chefdirigent.[4]

In der Saison 2011/2012 gab Orozco-Estrada sein US-Debüt mit der amerikanischen Orchesterakademie New World Symphony. Seit 2013 war er designierter Musikdirektor und ab 2014 für fünf Jahre Musikdirektor des Houston Symphony Orchestra in Texas.[5] Zudem übernahm er von 2014 bis 2021 die Position des Chefdirigenten beim hr-Sinfonieorchester als Nachfolger von Paavo Järvi.[6] Seit der Spielzeit 2020/2021 war er Chefdirigent der Wiener Symphoniker,[7] bis er im April 2022 wegen Differenzen mit dem Orchester mit sofortiger Wirkung zurücktrat.[8]

Gastdirigate führten zu einer Zusammenarbeit mit Orchestern wie unter anderem den Berliner Philharmonikern, den Wiener Philharmonikern, den Münchner Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, den Philharmonikern Hamburg, der NDR Radiophilharmonie Hannover, den Düsseldorfer Symphonikern, dem Staatsorchester Stuttgart, den Bamberger Symphonikern, dem Sinfonieorchester Basel, dem Luzerner Sinfonieorchester, dem Orquesta Sinfónica de Madrid, dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg, dem Swedish Radio Symphony Orchestra, der Sinfonia Varsovia, der Houston Symphony, dem hr-Sinfonieorchester sowie der Slowakischen und der Slowenischen Philharmonie. Weiterhin arbeitet Orozco-Estrada mit dem Kolumbianischen Nationalorchester und den Philharmonikern von Bogotá sowie mit dem Mahler Chamber Orchestra, dem New Japan Philharmonic Orchestra und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart zusammen.

Orozco-Estrada engagiert sich neben seinem schwerpunktmäßigen klassischen und romantischen Repertoire für die zeitgenössischer Musik, insbesondere für die Werke österreichischer, spanischer und südamerikanischer Komponisten der Gegenwart. Unter anderem brachte er Werke von Christian Muthspiel, Johannes Maria Staud und Gerald Resch zur Uraufführung.

Wirken als Operndirigent

Im Bereich Oper leitete er Produktionen von unter anderem Le nozze di Figaro, Don Giovanni, Die Entführung aus dem Serail, Die Zauberflöte, Fidelio, L’italiana in Algeri, Don Carlos, Rigoletto, La Bohème, Tosca, Cavalleria rusticana, Pagliacci, Hoffmanns Erzählungen, La traviata, La Cenerentola, La Wally und Elektra an der Staatsoper Stuttgart, der Staatsoper Unter den Linden, an der Wiener Staatsoper, am Theater an der Wien und an der Boston Lyric Opera.[9]

Diskografie (Auswahl)

  • Die Live-Einspielung von Gustav Mahlers 1. Sinfonie in D-Dur mit dem Tonkünstler-Orchester bei Preiser Records[10] (die Einspielung wurde vom Klassik-Magazin „Crescendo“ in die Rubrik „die besten Mahler-Alben“ aufgenommen[11])
  • Die Live-Einspielung von Felix Mendelssohn Bartholdys Lobgesang B-Dur mit dem Tonkünstler-Orchester, dem Chorus sine nomine, den Sopranistinnen Christiane Oelze und Simona Saturova und dem Tenor Ian Bostridge bei Preiser Records[12] wurde vom Fachpublikum begeistert begrüßt.[13] Diese CD bildet den Auftakt eines geplanten Mendelssohn-Zyklus.

Ehrungen

Weblinks

Commons: Andrés Orozco-Estrada – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Der Standard: Das Wunder von Wean. Tonkünstler im Wiener Musikverein. 11. Juni 2004, abgerufen am 16. Juni 2022.
  2. Andrés Orozco, der Kolumbianer, der jetzt einer der weltweit besten Orchesterdirigenten ist El País, 14. Juli 2013 (spanisch)
  3. Tonkünstler-Orchester Niederösterreich: Ehemalige Chefdirigenten – Andrés Orozco-Estrada (2009 bis 2015). Abgerufen am 29. Januar 2017.
  4. Andrés Orozco-Estrada. In: en.euskadikoorkestra.eus. 2021 (englisch).
  5. Steven Brown: Colombia native will be Houston Symphony’s next leader. In: Houston Chronicle. 16. Januar 2013, abgerufen am 16. Juni 2022 (englisch).
  6. hr-Sinfonieorchester: Chefdirigent 2014–2021: Andrés Orozco-Estrada. 11. Juli 2021, abgerufen am 29. Mai 2022.
  7. Der Standard: Andrés Orozco-Estrada wird Chefdirigent der Wiener Symphoniker. 29. März 2018, abgerufen am 16. Juni 2022.
  8. Orozco-Estrada tritt als Chefdirigent der Wiener Symphoniker zurück. In: DerStandard.at. 12. April 2022, abgerufen am 12. April 2022.
  9. siehe Operabase
  10. Mahler 1. Symphonie Andrés Orozco-Estrada SACD (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
  11. "Unter den besten": Mahlers Erste auf CD (Memento vom 11. Februar 2011 im Internet Archive)
  12. "Lobgesang" (Memento vom 29. Januar 2017 im Internet Archive)
  13. John Sunier: Mendelssohn: Symphony No. 2 in B-flat Major, “Lobgesang” – soloists/Bavarian Radio Orch./Pablo Heras-Casado - Harmonia mundi. In: Audiophile Audition. 16. März 2014, abgerufen am 16. Juni 2022 (englisch).