Wiener Festwochen
Die Wiener Festwochen sind ein Kultur-Festival in Wien, das jedes Jahr während fünf Wochen im Mai und Juni stattfindet. Die Wiener Festwochen zeigen Theater-, Opern- und Tanzproduktionen aus allen Teilen der Welt und treten auch als Produzenten internationaler Produktionen auf.
Geschichte
Erste Festwochen-Veranstaltungen fanden bereits 1927 statt. Die Neugründung der Wiener Festwochen erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg 1951 in der noch von den Alliierten besetzten Stadt Wien. Im Jahr 1952 zählten die Festwochen zu den Gründungsorganisationen der European Festivals Association. Seit 1962 dient das Theater an der Wien als eine der Hauptspielstätten neben den Hallen E und G im MuseumsQuartier und zahlreichen anderen variierenden Spielorten.
Ab 2002 war Luc Bondy Intendant der Wiener Festwochen, nachdem er bereits ab 1998 deren Schauspieldirektor gewesen war. Die Sparte Musiktheater wurde ab 2005 von Musikdirektor Stéphane Lissner geleitet, die Sparte Schauspiel ab 2008 von Schauspieldirektorin Stefanie Carp, die bereits 2005 für das Schauspielprogramm verantwortet hatte.
Von 2014 bis 2016 hatte Intendant Markus Hinterhäuser die künstlerische Leitung inne. Das Schauspielprogramm wurde 2014 von Frie Leysen kuratiert. 2015 kuratierte Stefan Schmidtke das Schauspielprogramm.
Während fünf bis sechs Wochen im Mai und Juni ist es den Wiener Festwochen alljährlich ein besonderes Anliegen, Kulturereignisse selbst zu schaffen oder mitzugestalten, die höchstes künstlerisches Niveau mit gesellschaftsrelevanten Inhalten und Zielen verbinden. Die Wiener Festwochen als ein innovatives und internationales Großstadtfestival sind Fenster zur internationalen Theaterwelt und bieten ein breites Spektrum zeitgenössischer Kunstformen und -sprachen.
Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Zeitgenossenschaft zeigt das Programm Produktionen in allen Sparten: Opern, Konzerte, Theater, Performances, Installationen, Lesungen, Filme. Neben Neuinszenierungen geschätzter Klassiker und Premieren zeitgenössischer Stücke mit internationalen Regisseuren präsentieren Künstler und Künstlerinnen sowie Ensembles aus der ganzen Welt gefeierte Arbeiten, oft in Originalsprache.
Das Programmangebot umfasst durchschnittlich 40 Produktionen mit 175 Vorstellungen und 70 Konzerte. Jedes Jahr besuchen rund 180.000 Menschen die Veranstaltungen der Wiener Festwochen.
Beim Österreichischen Musiktheaterpreis 2015 wurden die Festwochen mit dem Goldenen Schikaneder in der Kategorie Bestes Festival ausgezeichnet.[1]
2020 wurde die gewohnte Struktur der Festwochen aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt.[2] Unter dem Titel Festwochen 2020 reframed wurden stattdessen vom 26. August bis zum 26. September 2020 15 Produktionen gezeigt. Die meisten der ursprünglich geplanten Uraufführungen wurden auf 2021 verschoben.[3]
Eröffnungsveranstaltungen seit 2013
Die Eröffnung der Wiener Festwochen fand traditionell (bis 2014) auf dem Rathausplatz statt. Die Fanfare zur Eröffnung wurde von Werner Pirchner komponiert.
Bei der Eröffnungsveranstaltung der Wiener Festwochen 2014 am 9. Mai wirkten mit: Der Arnold Schoenberg Chor und das Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung von Cornelius Meister. An Gastchören nahmen teil: BNR Mixed Coir aus Bulgarien, Concordia Discors aus Kroatien, coro siamo aus Österreich, Euga aus Finnland, La Maîtrise de Paris aus Frankreich, Liepaites aus Litauen, Sola aus Lettland und Vox Bona aus Deutschland. Die Moderatoren Cornelius Obonya und Alice Tumler führten durch die Veranstaltung.
2015 fand die Eröffnung erstmals mit dem Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Zubin Mehta im Schlosspark von Schönbrunn statt.[4][5] Grund für die Verlegung vom Rathausplatz war der von 19. bis 23. Mai 2015 stattfindende Eurovision Song Contest 2015.[6]
2016 fand die Eröffnung wieder am Rathausplatz statt und wurde von Alma, Federspiel, Superar, dem Großmütterchen Hatz Salon Orkestar und dem Boban Marković Orkestar, Landstreich sowie Nikolaus Habjan gestaltet.[7] 2017 wurde die Eröffnung von Conchita moderiert und von den Wiener Symphonikern, Harri Stojka, Lylit, Molden/Resetarits/Soyka/Wirth, MoZuluArt, Russkaja sowie Yasmo & die Klangkantine gestaltet.[8] Die Künstler der Eröffnung 2018 waren Ernst Molden, Alma, Voodoo Jürgens, Mira Lu Kovacs, Willi Resetarits, Esra Özmen, Gustav, Ursula Strauss, Gerald Votava und der Nino aus Wien.[9] Künstler der Eröffnung 2019 waren unter anderem Soap&Skin, Clara Luzia, Esra Özmen, Katharina Straßer, Birgit Denk, Skero und Slavko Ninic.[10]
Künstlerische Leitung
Intendanten
- 1951–1958: Adolf Ario[11][12]
- 1958: Rudolf Gamsjäger
- 1960–1964: Egon Hilbert
- 1964–1977: Ulrich Baumgartner
- 1978–1979: Gerhard Freund
- 1980–1984: Programmdirektorium (Zusammensetzung variierend u. a. Helmut Zilk)
- 1984–1991: Ursula Pasterk (bis 1987 hauptamtlich, dann ehrenamtlich als Kulturstadträtin und Festwochenpräsidentin)
- 1991–1996: Klaus Bachler
- 1997: Wolfgang Wais (interimistisch)
- 1998–2001: Programmdirektorium: Luc Bondy (Schauspiel), Klaus-Peter Kehr (Musik), Hortensia Völckers (Tanz und Crossover-Projekte)
- 2002–2013: Luc Bondy
- 2014–2016: Markus Hinterhäuser
- 2017–2018: Tomas Zierhofer-Kin[13][14]
- 2019–2024: Christophe Slagmuylder[15]
Schauspieldirektion
- 1997–2001: Luc Bondy
- 2002–2007: Marie Zimmermann
- 2008–2013: Stefanie Carp (auch Karenzvertretung 2005)
- 2014: Frie Leysen
- 2015: Stefan Schmidtke
- 2016: Marina Davydova
Musikdirektion
- 1997–2001: Klaus-Peter Kehr
- 2002–2004: Hans Landesmann
- 2005–2013: Stéphane Lissner
Präsidenten
- 1951–1965: Johann Mandl[12]
- 1965–1979: Gertrude Fröhlich-Sandner
- 1979–1983: Helmut Zilk
- 1983–1987: Franz Mrkvicka
- 1987–1997: Ursula Pasterk
- 1997–1998: Leonie Rysanek
Höhepunkte der Wiener Festwochen
- 1951 „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart, Inszenierung: Oscar Fritz Schuh, Musikalische Leitung: Karl Böhm
- 1976 „Proletenpassion“ der Schmetterlinge
- 1981 das poetische Variete „Flic Flac“ von André Heller
- 1983 „Maskerade“, Operette, Libretto und Liedertexte: Walter Reisch (nach seinem gleichnamigen Filmdrehbuch), Musik und Musikalische Leitung: Georg Kreisler, Inszenierung: Heinz Marecek
- 1985 „Die Riesen vom Berge“ von Luigi Pirandello, Inszenierung: Hans Gratzer
- 1985 „Besuchszeit“ von Felix Mitterer
- 1986 „Anima“ von Erwin Piplits
- 1987 „Ajax“ von Sophokles, Inszenierung: Peter Sellars
- 1990 „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart, Inszenierung: Luc Bondy, Musikalische Leitung: Claudio Abbado, Bühne: Erich Wonder
- 1993 „Les Atrides“ Théâtre du Soleil, Inszenierung: Ariane Mnouchkine
- 1993 „The Cave“ von Steve Reich
- 1994 „Kill Pig Devil Passion Finish God“, Tanztheater von Martin Kušej
- 1996 „Alma – A Show biz ans Ende“, Inszenierung:Paulus Manker, mit Johanna Wokalek
- 1997 „Aus Deutschland“ von Mauricio Kagel, Inszenierung:Herbert Wernicke
- 1998 „Figaro lässt sich scheiden“ von Ödön von Horváth, Inszenierung: Luc Bondy, mit Gert Voss, Paulus Manker, Erni Mangold, Gertraud Jesserer, Anne Tismer, Herbert Föttinger, Helmuth Lohner
- 1999 „Bählamms Fest“ von Olga Neuwirth, Musikalische Leitung: Johannes Kalitzke, Inszenierung: Nick Broadhurst
- 2000 „Bitte liebt Österreich!“ von Christoph Schlingensief
- 2001 „Shockheaded Peter“ Musik und Textbearbeitung: Martyn Jacques, Inszenierung: Julian Crouch & Phelim McDermott
- 2003 „Forever Young“ nach Tennessee Williams' „Süßer Vogel Jugend“, Bearbeitung von Frank Castorf
- 2004 „Cosi fan tutte“ von Wolfgang Amadeus Mozart in der Bearbeitung von Peter Lund und Winfried Radecke, Inszenierung: Robert Lehmeier
- 2005 „Schutz vor der Zukunft“ von Christoph Marthaler
- 2006 „Dido and Aeneas“ von Henry Purcell, Musikalische Leitung: William Christie, Inszenierung: Deborah Warner
- 2006 „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“ von Thomas Bernhard, Inszenierung: Claus Peymann
- 2007 „König Lear“ von William Shakespeare, Inszenierung: Luc Bondy
- 2007 „Aus einem Totenhaus“ von Leoš Janáček, Musikalische Leitung: Pierre Boulez, Inszenierung: Patrice Chéreau
- 2009 „Riesenbutzbach“ Ein Projekt von Christoph Marthaler und Anna Viebrock, Inszenierung: Christoph Marthaler
- 2009 „Othello“ von William Shakespeare, Inszenierung: Peter Sellars
- 2015 Luci mie traditrici von Salvatore Sciarrino, Dirigent: Emilio Pomàrico, Inszenierung: Achim Freyer
- 2016 Fidelio von Ludwig van Beethoven, Dirigent: Marc Minkowski, Inszenierung: Achim Freyer
Siehe auch
- Wir sind Wien – Festival der Bezirke, bis 2008 Wiener Bezirksfestwochen
Literatur
- Alexander Rausch: Wiener Festwochen. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
Weblinks
- Wiener Festwochen
- Eintrag zu Wiener Festwochen im Austria-Forum (im ABC zur Volkskunde Österreichs)
Einzelnachweise
- ↑ derStandard.at - Musiktheaterpreis: Sweeney Todd der Volksoper beste Produktion. APA-Meldung vom 8. Juni 2015, abgerufen am 8. Juni 2015.
- ↑ Wiener Festwochen werden abgesagt. In: ORF.at. 6. April 2020, abgerufen am 6. April 2020.
- ↑ Wiener Festwochen starten im August Rumpfausgabe. In: ORF.at. 25. Juni 2020, abgerufen am 25. Juni 2020.
- ↑ Sommernachtskonzert Schönbrunn 2015
- ↑ Eröffnung Wiener Festwochen 2015: Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn (Memento vom 7. März 2015 im Internet Archive). Abgerufen am 7. März 2015.
- ↑ diepresse.com - Wiener Festwochen 2015: Schönbrunn statt Rathausplatz. APA-Meldung vom 17. Dezember 2014, abgerufen am 11. Mai 2015.
- ↑ Eröffnung Wiener Festwochen 2016: Blech.Blas.Musik.Tanz. (Memento vom 7. Mai 2016 im Internet Archive). Abgerufen am 7. Mai 2016.
- ↑ Eröffnung Wiener Festwochen 2017 (Memento vom 22. März 2018 im Internet Archive).
- ↑ Kurier: Wiener Festwochen: So wird heuer die Eröffnung. Artikel vom 24. April 2018, abgerufen am 24. April 2018.
- ↑ orf.at: Festwochen: Eröffnung mit Soap&Skin und Skero. Artikel vom 23. April 2019, abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Wiener Festwochen. Abgerufen am 20. März 2015.
- ↑ a b Christoph Trimmel: Zwischen Tradition und Spiegelung wirtschaftlicher und politischer Tendenzen – die Wiener Festwochen. Diplomarbeit, abgerufen am 19. November 2014.
- ↑ derStandard.at – Tomas Zierhofer-Kin wird Intendant der Wiener Festwochen. Artikel vom 19. November 2014, abgerufen am 19. November 2014.
- ↑ orf.at: Vertrag mit Wiener-Festwochen-Chef aufgelöst. Artikel vom 19. Juni 2018, abgerufen am 19. Juni 2018.
- ↑ orf.at: Slagmuylder bleibt bis 2024. Artikel vom 15. Oktober 2018, abgerufen am 15. Oktober 2018.