Angelica Balabanova

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Angelika Balabanova (links) und David Ben Gurion (rechts) (1962)

Angelica Balabanova, auch Balabanoff, (ursprünglich Анжелика Исааковна Балабанова/Anschelika Issaakowna Balabanowa; * 8. Mai 1869 in Tschernigow; † 25. November 1965 in Rom) war eine international tätige sozialistische Politikerin und Publizistin.

Leben

Angelica Balabanova studierte in Brüssel, wo sie kommunistische Ideen kennenlernte. Sie zog nach Rom und begann eingewanderte Arbeiter der Textilindustrie zu organisieren. Sie wurde Vorsitzende der Partito Socialista Italiano (PSI) und stand in engem Kontakt mit der russischen Revolutionsbewegung und war auch Wegbegleiterin von Mussolini, der Chefredakteur der sozialistischen Zeitung Avanti war. Als dieser sich nicht mehr gegen Krieg aussprach, wandte sie sich noch vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges von ihm ab. Balabanoff arbeitete im Exekutiv-Komitee der sozialistischen Frauen-Union mit und organisierte zusammen mit Clara Zetkin Frauen-Kongresse. Während des Ersten Weltkrieges rückte sie innerhalb der Arbeiterbewegung nach links und beteiligte sich an der Zimmerwalder Konferenz, wo sie gegen die Burgfriedenspolitik eintrat.

Nach der Russischen Revolution zog sie nach Russland und arbeitete 1919 als Sekretärin der Kommunistischen Internationalen. Sie wurde zur Kritikerin der Bolschewiki und kehrte nach Italien zurück. Aufgrund des zunehmenden Einflusses des Faschismus in Italien ging sie ins Exil in die Schweiz, wo sie 1928 Paris Avanti! herausgab. Sie gehörte zu den führenden Köpfen der unter dem Namen Pariser- und Londoner Büro bekannten internationalen linkssozialistischen Vereinigungen. Während des Zweiten Weltkriegs lebte sie in den USA. Nach der Spaltung des Partito Socialista Italiano 1947 gehörte sie dem Partito Socialista dei Lavoratori Italiani (PSLI) bzw. später dem Partito Socialista Democratico Italiano an. Sie war weiterhin in internationale sozialistische Aktivitäten involviert, bis ihr Alter sie ab 1964 davon abhielt.

Ihr schriftlicher Nachlass wird vom Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis in Amsterdam betreut.

Werke (Auswahl)

  • Die Zimmerwalder Bewegung, 1914–1919 (1926)
  • Erziehung der Massen zum Marxismus: psychologisch-pädagogische Betrachtungen (1927)
  • Erinnerungen und Erlebnisse (1927)
  • Wesen und Werdegang des italienischen Faschismus (1931)
  • My life as a rebel (1938)
  • Impressions of Lenin (1964), illustriert von Quentin Fiore
  • Lenin, oder: Der Zweck heiligt die Mittel, Berlin: Dietz Verlag, 2013 (revidierte Ausgabe der Übersetzung von 1961)

Literatur

  • Johann Wolfgang Brügel: In memoriam Angelica Balabanoff. In: Rote Revue 45 (1966), H. 1 (Januar), S. 1–8, online.
  • Nancy G. Eshelman: Angelica Balabanoff and the Italian socialist movement: from the Second International to Zimmerwald, Diss. phil. University of Rochester, 1977.
  • Maria Lafont: The Strange Comrade Balabanoff: The Life of a Communist Rebel, Jefferson (North Carolina): McFarland 2016.
  • Marc Vuilleumier: Angelica Balabanoff. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 23. Dezember 2002.
  • Movimento femminile socialdemocratico (Hg.): In memoria di Angelica Balabanoff 1869-1965, Roma [1965].

Weblinks