Antarktisches Bodenwasser

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Antarktisches Bodenwasser wird im Südlichen Ozean von der Oberflächenwasserkühlung der Polynya gebildet

Antarktisches Bodenwasser (engl.: Antarctic bottom water, AABW) ist ein Wasserkörper im Südlichen Ozean rund um den Kontinent Antarktika mit Temperaturspannen zwischen -0,8 bis 2 °C (35 °F), und Salinität von 34,6 bis 34,7 psu.

Das antarktische Bodenwasser ist der Wasserkörper mit der größten Dichte in den Ozeanen und bedeckt die Tiefen um 4000 m aller Ozeanbecken, die in dieser Tiefe eine Verbindung zum Südozean haben.[1] Die Haupteigenschaft besteht in der niedrigen Temperatur, wodurch diese Wassermasse einen großen Einfluss auf die Zirkulation in den Ozeanen hat. Das Bodenwasser hat auch eine höhere Sauerstoffkonzentration im Verhältnis zu den anderen Wassermassen in den Ozeanen, wo viele Verwesungsprozesse ablaufen. Daher vermutet man, dass das antarktische Bodenwasser auch eine wichtige Rolle für den Gasaustausch (ventilation of the deep ocean) spielt.

Bildung und Zirkulation

Antarktisches Bodenwasser bildet sich teilweise durch heftige Zirkulationsprozesse. Es entsteht im Weddell-Meer und im Rossmeer, vor Adélieland und Kap Darnley aus Oberflächenwasser, das sich in Polynjas und unter dem Schelfeis abkühlt.[2] Einzigartig ist dabei der Einfluss der kalten Oberflächenwinde, die vom antarktischen Kontinent herabfallen.[3] Der Wind bildet die Polynjas, wodurch das Oberflächenwasser dem Wind noch stärker ausgesetzt ist. Im Winter wird der Wind stärker und so entsteht mehr antarktisches Bodenwasser im Winter. Oberflächenwasser hat einen hohen Salzgehalt, weil das Meereseis zu einer Konzentration des Salzes führt. Aufgrund seiner höheren Dichte fließt es dann entlang des antarktischen Kontinentalrands ab und auf dem Grund in Richtung Norden. Als Wassermasse mit hoher Dichte bildet es eigene Strömungen unter den anderen Wasserkörpern. Innerhalb dieser Wassermassen hat das Weddell Sea Bottom Water die höchste Dichte. Es fließt relativ gemächlich mit Geschwindigkeiten von 2–5 Sv.

Man hat Anzeichen dafür gefunden, dass die Entstehung des Bodenwassers im Verlauf des Holozän (in den letzten 10.000 Jahren) nicht gleichmäßig verlief.[4] Das heißt, dass die Bildung durch verschiedenen Bedingungen schwankte. Neben dem Vorhandensein und der Ausdehnung von Polynjas hat auch das Kalben der großen Gletscher entscheidenden Einfluss auf die Bildung des Bodenwassers. Das Kalben des Mertz-Gletschers vom 12.–13. Februar 2010 könnte die Bildung von Bodenwasser in den Gewässern vor Adélie- und Georg-V.-Land in dieser Zeit um bis zu 23 % reduziert haben.[5] Wechsel von Korngröße (grob vs. fein), Sedimentstrukturen (Schrägschichtung vs. Lamination + Bioturbation) und Abkunft des Materials (Präsenz vs. Absenz von Gletscherschutt) in der holozänen Sedimentüberlieferung des Mac-Robertson-Schelfs[6] sowie des Schelfs vor Georg-V.-Land[7] liefern Hinweise darauf, dass dort die Stärke der Bodenströmungen, die wahrscheinlich positiv mit dem Volumen von neugebildetem antarktischem Bodenwasser korreliert, im Lauf der vergangenen Jahrtausende klimabedingt erheblich geschwankt hat.

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AABW-Abfluss in der Äquatorregion des Atlantik.

Atlantik

Der Vema-Kanal , ein Tiefseegraben im Rio-Grande-Rücken des Südatlantik, ist ein wichtiger Abfluss für AABW und Weddell Sea Bottom Water auf dem Weg nach Norden.[8] Sobald das Wasser den Äquator erreicht, ergießt sich etwa ein Drittel des Wassers ins Guiana-Becken, wobei der größte Teil durch die südliche Hälfte des Äquatorial-Kanals (35°W) abfließt. Die restlichen Wassermassen fließen zurück und ein weiterer Teil fließt durch den Romanchegraben in den Ostatlantik. Im Guiana-Becken, westlich von 40°W, könnte die Topographie und der starke ostwärts fließende Deep Western Boundary Current das antarktische Bodenwasser von einem Abfluss nach Westen abhalten. So wird es am Osthang des Ceará-Rückens weiter nach Norden geführt. Bei 44°W, nördlich des Ceará-Rückens, fließt das Wasser wieder nach Westen ins Zentrum des Beckens.[9]

Datei:Aabwpathways.svg
Abflusswege des AABW im südlichen Atlantik und Indik

Indopazifik

Im Indischen Ozean ermöglicht die Crozet-Kerguelen Gap einen Abfluss nach Norden. Dort fließt das Wasser mit einer Geschwindigkeit von ca. 2.5 Sv. Es dauert 23 Jahre, bis das Wasser an der Crozet-Kerguelen Gap ankommt.[10] Südlich von Afrika fließt das Bodenwasser nordwärts durch das Agulhasbecken und dann nach Osten durch die Agulhas Passage und über die Südränder des Agulhas-Plateaus, von wo es in das Mosambik-Becken strömt.[11]

Siehe auch

Literatur

  • Glossary of Physical Oceanography (Memento vom 6. August 2011 im Internet Archive)
  • John H. Steele, Steve A. Thorpe, Karl K. Turekian (Hrsg.): Ocean Currents: A derivative of the Encyclopedia of Ocean Sciences. 1. Auflage. Academic Press, 2010, ISBN 978-0-08-096486-7.
  • James M. Seabrooke, Gary L. Hufford, Robert B. Elder: Formation of Antarctic Bottom Water in the Weddell Sea. In: Journal of Geophysical Research. Vol. 76, No. 9, 1971, S. 2164–2178.
  • E. Fahrbach, G. Rohardt, N. Scheele, M. Schroder, V. Strass, A. Wisotzki: Formation and discharge of deep and bottom water in the northwestern Weddell Sea. In: Journal of Maritime Research. Band 53, Nr. 4, 1995, S. 515–538.

Einzelnachweise

  1. AMS Glossary, Antarctic Bottom Water. American Meteorological Society, abgerufen am 20. Februar 2012.
  2. Lynne Talley: Some aspects of ocean heat transport by the shallow, intermediate and deep overturning circulations. In: Geophysical Monographs. Band 112, 1999, S. 1–22.
  3. R. Massom, K. Michael, P. T. Harris, M. J. Potter: The distribution and formative processes of latent heat polynyas in East Antarctica. In: Annals of Glaciology. Band 27, 1998, S. 420–426.
  4. W. S. Broecker, S. L. Peacock, S. Walker, R. Weiss, E. Fahrbach, M. Schroeder, U. Mikolajewicz, C. Heinze, R. Key, T. H. Peng, S. Rubin: How much deep water is formed in the Southern Ocean? In: Journal of Geophysical Research. Band 103, Nr. C8, 1998, S. 15833–15843.
  5. K. Kusahara, H. Hasumi, G. D. Williams: Impact of the Mertz Glacier Tongue calving on dense water formation and export. In: Nature Communications. 2, 2011, art. no. 159, doi:10.1038/ncomms1156.
  6. P. T. Harris: Ripple cross-laminated sediments on the East Antarctic shelf: evidence for episodic bottom water production during the Holocene? In: Marine Geology. Band 170, 2000, S. 317–330.
  7. P. T. Harris, G. Brancolini, L. Armand, M. Busetti, R. J. Beaman, G. Giorgetti, M. Prestie, F. Trincardi: Continental shelf drift deposit indicates non-steady state Antarctic bottom water production in the Holocene. In: Marine Geology. Band 179, 2001, S. 1–8.
  8. AMS Glossary, Vema Channel (Memento vom 1. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) American Meteorological Society
  9. Monika Rhein, Lothar Stramma, Gerd Krahmann: The spreading of Antarctic bottom water in the tropical Atlantic. In: Deep-Sea Research Part I. Band 45, 1998, S. 507–527, doi:10.1016/S0967-0637(97)00030-7, bibcode:1998DSRI...45..507R.
  10. T. W. N. Haine, A. J. Watson, M. I. Liddicoat, R. R. Dickson: The flow of Antarctic bottom water to the southwest Indian Ocean estimated using CFCs. In: Journal of Geophysical Research. Band 103, 1998, S. 27637, doi:10.1029/98JC02476, bibcode:1998JGR...10327637H.
  11. G. Uenzelmann-Neben, K. Huhn: Sedimentary deposits on the southern South African continental margin: Slumping versus non-deposition or erosion by oceanic currents? In: Marine Geology. Band 266, 2009, S. 65–79, doi:10.1016/j.margeo.2009.07.011.