Anthotypie
Die Anthotypie (von griech.
anthos „Blüte“ und
týpos „Abdruck“, auch als Nature Printing bezeichnet) ist ein fotografisches Edeldruckverfahren, das auf der farblichen Veränderung von Pflanzenfarbstoffen unter Lichteinwirkung (z. B. UV-Licht) beruht.
Entdeckt wurde dieses Verfahren wohl 1816 von Henri August Vogel in Paris. Auch Sir John Herschel befasste sich im 19. Jahrhundert mit der Anthotypie und veröffentlichte seine Ergebnisse.
Alkoholische Auszüge von geeigneten Pflanzensorten, die Anthocyane enthalten wie Klatschmohn, Chrysanthemen, Dahlien, Ringelblumen u. a. werden auf dickeres, nicht zu stark saugendes Papier aufgetragen. Auch Farbstoffextrakte mit Wasser und Fruchtextrakte sind möglich. Unter einem Negativ oder Gegenstand wird dann nach dem Trocknen lange (teils wochenlang) belichtet. Der wirksamste Bestandteil ist ultraviolettes Licht. Die dem Licht ausgesetzten Pflanzenfarbstoffe bleichen dabei aus, während die lichtgeschützten Bereiche ihre Farbe behalten. (Einige Pflanzenfarbstoffe werden unter Lichteinwirkung auch dunkel.)
Die benötigte Dauer hängt vor allem vom konkreten Farbstoff und von der Sonneneinstrahlung ab, aber auch von Feuchtigkeit, die die notwendige Belichtungszeit zum Teil stark reduziert. In Gegenwart von Feuchtigkeit kann sich als Vorlage verwendetes Pflanzenmaterial aber auch selbst zersetzen.
Die erstellten Bilder (bzw. Fotogramme) können – da keine Fixierung möglich ist – nur lichtgeschützt aufbewahrt werden. Dann sind sie sehr lange haltbar.
Als Vorlagen kann man Filmpositive auf Transparentfilm verwenden, wobei helle Stellen durch Ausbleichen hell werden und dunkle durch die Schattierung dunkel bleiben. Auch mit Digitaldruckern ausgedruckte und gerasterte Vorlagen sind möglich. Man kann als Vorlage auch Gegenstände, wie Blätter, Steine, Kämme und viele andere nehmen. Das Ergebnis ist dann ein Fotogramm.
Wegen der langen Belichtungszeiten erfolgte keine industrielle bzw. kommerzielle Verwendung.