Anting
Anting (chinesisch
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, Pinyin
) ist eine chinesische Großgemeinde. Sie liegt im Stadtbezirk Jiading der Regierungsunmittelbaren Stadt Shanghai, rund 34 km westlich vom Zentrum Shanghais entfernt an der Grenze zur benachbarten Provinz Jiangsu. Anting hat eine Fläche von 89,05 km² und 232.503 Einwohner (Stand: Zensus 2010).[1]
Wirtschaft und Infrastruktur
Anting ist eines der Zentren der chinesischen Automobilindustrie; hier ist der Standort des deutsch-chinesischen Joint Ventures Shanghai Volkswagen, des Unternehmens mit dem größten Marktanteil in China für den Bereich PKWs. Anting wird allerdings bald durch die geplante Autostadt im Zuge der Stadterweiterung von Changchun im Norden Chinas um ein Vielfaches übertroffen werden.
In der Nähe der Großgemeinde liegt der Shanghai International Circuit, Chinas erste Formel-1-Rennstrecke, auf dem der Große Preis von China stattfindet.
In Anting befindet sich das 2007 eröffnete erste Automuseum Chinas.
Auch das Testzentrum der Elektroauto-Firma Nio befindet sich in Anting.[2]
Der Bahnhof der Großgemeinde, die Anting North Railway Station ist einer von 21 Haltepunkten der Hochgeschwindigkeitsstrecke Shanghai–Nanjing Intercity High-Speed Railway.
Zudem ist der Ort durch die Linie 11 der modernen Shanghai Metro vom Stadtzentrum von Shanghai schnell erreichbar.
Anting German Town
Im Süden der Großgemeinde entstand 2007 im Rahmen der Erweiterung zur Autostadt Anting bzw. Anting New Town (chinesisch
, Pinyin
) eine vom Architektenbüro AS&P (Albert Speer und Partner GmbH, Frankfurt am Main) entworfene Neubausiedlung nach deutschem Vorbild: German Town Anting (chinesisch
, Pinyin
). Sie ist ein Teil des Städtebauprojekts „One City, Nine Towns“. Die musterhafte Siedlung wurde überwiegend mit 4-stöckigen Häusern nach deutschem Baustandard sowie unter Beachtung ökologischer Aspekte errichtet. Die Straßenzüge und öffentlichen Räume sind in Anlehnung an deutsche Mittelstädte kompakt gehalten und mit Sitzbänken, Brunnen und Grünanlagen aufgelockert.
Ab 2011 geriet Anting German Town als Geisterstadt wiederholt in die Schlagzeilen vor allem deutscher und englischer Medien.[3][4] Der Stadtteil verfügt über eine Wohnraumkapazität für 25.000 Menschen. Hingegen soll die Einwohnerzahl bis 2014 auf nur 7.000 gestiegen sein. Als Ursachen wurden vor allem die Lage, Erreichbarkeit und hohen Immobilienpreise genannt.[5]
Für eine Eigentumswohnung mussten in Anting German Town 2010 etwa 13.000 Renminbi pro Quadratmeter gezahlt werden, was etwa 1.600 Euro entsprach. Jedoch lag der Quadratmeterpreis im inneren Ring von Shanghai zu diesem Zeitpunkt bereits bei bis zu 30.000 Renminbi, im direkten Zentrum noch höher.[6] Ab 2012 stellte die Stadtregierung Shanghais die erforderlichen Mittel zum Ausbau der Infrastruktur zur Verfügung. Seit Oktober 2014 hält die Shanghaier U-Bahn-Linie 11 in Anting, Schulen und Kindergärten folgten. Gleichzeitig treiben seit 2015 enorm gestiegene Wohnungspreise die Menschen aus Shanghais Innenstadt an die Stadtgrenzen – und damit auch nach Anting.[5]
Städtepartnerschaften
Anting unterhält unter anderem eine Städtepartnerschaft mit dem thüringischen Weimar in Deutschland.
Administrative Gliederung
Anting setzt sich aus 14 Einwohnergemeinschaften und 44 Dörfern zusammen. Diese sind:
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Einzelnachweise
- ↑ citypopulation.de: ĀNTÍNG ZHÈN, Kleinstadt in Stadtprovinz Shànghăi, abgerufen am 6. Januar 2022
- ↑ Christoph Giesen: Chinas Silicon Valley schläft nie, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 121, 27./28. Mai 2017, S. 32.
- ↑ Anting German Town – Chinas deutsche Geisterstadt. Spiegel-Online vom 7. Oktober 2011. abgerufen am 28. November 2017.
- ↑ Dennis Deng: Reisebericht: Shanghai: "One City, Nine Towns" - China, Shanghai - GEO-Reisecommunity In: geo.de, Mai 2011, abgerufen am 29. November 2017.
- ↑ a b Die deutsche Geisterstadt. FAZ vom 2. Januar 2014. abgerufen am 28. November 2017.
- ↑ Ulrich Jürgens, Martin Krzywdzinski: Neue Arbeitswelten. Campus Verlag, 2016, S. 97.
Literatur
zu Anting New Town:
- Dieter Hassenpflug: Der urbane Code Chinas.(= Bauwelt Fundamente. Band 142). Birkhäuser Verlag, Basel 2009, ISBN 978-3-7643-8806-5.
Weblinks
- Chinesische Mauern. In: Tagesspiegel. 4. Januar 2007.
- Chinas deutsche Geisterstadt. In: Spiegel Online. 7. Oktober 2011.
Koordinaten: 31° 18′ N, 121° 9′ O